Der lyrische Jacobsweg 2007 - 2017 Das große Ziel, es ist nun erreicht. Mehr als 3.150 km – wahrlich nicht immer leicht. Wir sind gegangen, haben geschwitzt, manchmal gekämpft, und gelitten, ja mitunter sogar handfest gestritten, liefen auf staubigen Pisten und über Pilgergeröll, endlos geradeaus oder durch Industriegelände – wenig toll. An Karfreitag hautnah den Tod erleben schweigend weitergegangen – das letzte gegeben. Auch Regen und Sturm hatten wir gelegentlich als Begleiter, doch häufiger bot uns - Gott sei Dank - die Sonne eine Himmelsleiter. Es wurde viel erzählt, gelacht und gesungen, in mancher Kirche am Weg sind unsere Stimmen erklungen. Auf mancher Höhe grandiose Aussichten genossen und am Abend so mancher Tropfen Vino Tinto geflossen. Die Schweiz im Sommer, blumenreich, aber auch sehr heiß, kostete, genau wie der Weg nach Karlsruhe, sehr viel Schweiß. Auf dem Zollernsteighof wie auch in Flueli, sahen auf dem Dach wir Schnee, Geburtstag gefeiert mit gekühlten Getränken in Lausanne am Genfer See. Nur das Wetterleuchten von Romont hat hier gefehlt, mit dem wir dort im Burghof Kurti`s 60. haben angezählt. Faszinierend, als wir in Aigues-Mortes am Mittelmeerstrand gesessen, und die Camargue mit ihren Pferden, die Flamingos am Canal du Midi werden wir nie vergessen. Carcassonne, mal bei Sonnenschein, mal im Regen das Erreichen dieses Weltkulturerbes ließ uns förmlich schweben. Gekämpft, um die Pyrenäen zu überwinden, kein trockenes Plätzchen für eine Pause ließ sich dort finden. Ab Roncesvalles dann gleichgesinnte aus aller Welt, die wir trafen oder die sich ein Weilchen zu uns gesellt, verrückte Typen, interessante Geister, sogar welche, die mit Bollerwagen reisten, manch interessantes Gespräch geführt, gestaunt, hi und da gar fast zu Tränen gerührt. Viele Bilder, viele Geschichten und kein Tag vergebens so schreibt ein jeder unterschiedliches in sein Album des Lebens. Und das beste von allem: eine Gemeinschaft, die gewachsen in all den Jahren, die jeden von uns, der ihrer bedurfte, gehalten hat und getragen. Ein Zusammenhalt, der wirklich selten in dieser Form, dafür ein Dank an euch alle – das ist wirklich enorm.
Ein besonderer Dank an alle, die sich gekümmert haben, die mit Worten, Ideen und Taten zum Gelingen haben beigetragen. Für Organisation, für Planung und Streckenführung, für Lieder, für Texte, ob erheiternd oder zur Rührung, und an die, die das Finanzwesen aufrechterhielten, unsere Rechnungen bezahlten und unser Geld nicht verspielten. Dank auch für 5 Minuten Beiträge zur Information für feste und flüssige Folklore aus der Region, für Hilfe in therapeutischen und medizinischen Fragen in diesem sowie auch in früheren Jahren. Ralfs Shuttle – Service nicht zu vergessen. Dank ihm hatten wir Brot und konnten schön sitzen beim Mittagessen. Gedenken wir der müden Knochen und geschundenen Füßen, und trotzdem – ich glaube, niemand von uns wollte auch nur einen Tag missen. Nun ist eine allerletzte Frage noch beizusteuern: ich hoffe, dass auch Heimanns es nicht bereuen, vor vielen Jahren diese Idee laut gedacht und sich tatsächlich mit uns auf den Weg gemacht, und wie einst Kolumbus vor mehr als 500 Jahren, eine Reise mit tausend Unwägbarkeiten antraten.
Wir haben lange gegrübelt: was wäre ein angemessener Lohn für unendlich viel Arbeit, ausgeführt mit unvorstellbarer Akribie und Präzision? Ein Flug zum Mond? Ein Spaziergang im All? Ach, da war ja schon jemand, das wär` zu banal. Ein Fallschirmsprung aus den Wolken? Eine Fahrt im Ballon? Nein, zu riskant, beziehungsweise, die hattet ihr schon. Ein Besuch im Zirkus mit Jongleuren und wilden Tieren? Doch hattet ihr nicht schon 10 Jahre eine Horde Roadrunner zu dressieren? Eine Audienz beim Papst? - Das könnte was sein. Doch leider traf die Rückmeldung bislang noch nicht ein. Ein Jakob aus Holz, mit viel Liebe geschnitzt? Ach, ein solcher auf Euerm Kaminsims ja schon sitzt.
Es ist wahrlich nicht leicht, ein angemessenes „Dankeschön“ zu finden. Und deshalb muss ich Euch leider heute verkünden, dass Ihr Euch noch etwas gedulden müsst, bis am Ende das Rätsel wird aufgelöst. Von bleibendem Wert sollt Ihr etwas haben und es sollte erinnern an diese 10 Jahre. Wir wollten`s auch nicht mit dem Bollerwagen fahren und Ihr solltet`s nicht müssen im Rucksack tragen. So beschlossen wir, Euch noch auf die Folter zu spannen, bis wir zusammen die Dias oder den Film ansehen können. Denn auch die ehemaligen der Pilgerei sollten nach Möglichkeit sein dabei. Und damit unser Versprechen nicht in Vergessenheit gerät, sei Euch heute diese Urkunde heute gewährt.
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17. Etappe auf dem Jakobsweg
von Leon nach Santiago de Compostela im Jahr 2017
1.Tag : Dienstag, 25. April 2017 Bruchhausen à Leon (Spanien)
Zur letzten Etappe - also der 17. der Pilgergruppe der Kolpingsfamilie Bruchhausen auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela - trafen sich 19 Pilgerinnen und Pilger bereits um 4.00 Uhr morgens zur Abfahrt mit dem Bus zum Flughafen Düsseldorf. Ralf Kuhlmann kam wegen eines Knochenbruchs am Zehen erst später nach, um dann die Gruppe mit dem Auto zu begleiten und die letzten Kilometer gemeinsam bis Santiago de Compostela mit zu gehen. Ulf Parzonka (Kolping Vorstandsmitglied) ließ es sich wieder nicht nehmen, die Pilgergruppe frühmorgens mit besten Wünschen für ein gutes Gelingen und eine gesunde Rückkehr zu verabschieden. Die Abfahrt verzögerte sich jedoch um sechs Minuten, weil Albert sein Handy in Arnsberg vor Rüthers Haustür verloren hatte und dies erst auf der Fahrt nach Bruchhausen bemerkte.
Die Fahrt nach Düsseldorf verlief ruhig und problemlos. Wir kamen daher schon um 5.35 Uhr am Düsseldorfer Flughafen an. Am Flughafen war zu so früher Morgenstunde noch alles ruhig. Erst ab 6.00 Uhr wurden die Schalter zum Einchecken geöffnet. Sogleich nach deren Öffnung checkten wir ein. Somit blieb noch reichlich Zeit für einen Kaffee und ein zweites Frühstück. Als wir schließlich zum Gate gingen, bemerkte Waltraud gerade noch rechtzeitig, dass sie ihre Jacke in der Cafeteria vergessen hatte. Schnell war dieses Malheur behoben, und es traten keine weiteren Vorkommnisse auf.
Wir flogen mit einem Airbus 230 der Iberia Fluggesellschaft und landeten gut zwei Stunden später schließlich in Madrid. Dort holte uns Luis mit einem Bus ab. Um 11.00 Uhr fuhren wir in Madrid ab und kamen um 15.00 Uhr in Leon an. Albert und Brigitte Mendelin bereiteten uns während der Busfahrt noch mit je einem Kurzvortrag über die Regionen Kastilien bzw. Leon vor. Kurz vor unserem Ziel gerieten wir in einen kurzen, heftigen Regenschauer. In Leon aber schien wieder die Sonne, und wir konnten noch einen mehrstündigen Bummel je nach Interessenlage durch Leon machen.
Vor dem Abendessen trafen wir uns dann in der Kapelle unserer Pilgerherberge bei den Benediktinerinnen zum Gottesdienst mit Pilgersegen wieder. Leider verstanden wir nichts von den Gebeten, da diese natürlich in Spanisch gehalten wurden. Aber dennoch nahmen wir wegen der eindrucksvollen gregorianischen Gesänge etwas von deren spirituellem Geist mit in diesen Abend bzw. Nacht. Gegen 22 Uhr gingen dann auch die letzten Unermüdlichen von uns zu Bett, wir hatten ja schon am nächsten Tag eine erste größere Tagesetappe vor der Brust.
2.Tag : Mittwoch, 26. April 2017 Leon à Villa del Paramo 28km
Der Aufbruch für die erste Tagesetappe, eine der längeren Wegstrecken, war für 8.30 Uhr angesetzt. Da wir abends wieder in unserem Quartier zurück erwartet wurden, brauchten wir heute quasi zum Eingewöhnen nur mit dem Tagesrucksack los zu ziehen. Wir versammelten uns auf dem großen Platz vor unserer PAX Herberge, der direkt hinter der uns vom Vorjahr noch bestens bekannten Tapasbar. Waltraud Brüggemann hielt einen Rückblick und Ausblick auf unseren Pilgerweg nach Santiago de Compostela, verbunden mit einem dazu passenden religiösen Impuls.
Dann brachen wir endgültig auf. Unser Weg führte nochmals durch einige verwinkelte Altstadtgässchen, vorbei am von Gaudi erbauten ‚Casa Botines‘ [Jugendstil](1891 1893) im Auftrag der Textilhändler von León das Projekt dieses Gebäudes, über eine prächtige Einkaufsstraße mit prächtigen schmucken Fassaden, vorbei an der Mariensäule an deren Ende zum Kloster Marcos. Vorher jedoch hielten wir kurz vor einem 5 Sterne Hotel an beim Denkmal mit dem sitzenden uns nachsinnenden Jakobspilger. Er könnte symbolisch für unsere Situation stehen. Nach einigen Fotos verließen wir dann die Stadt und querten den Fluss Bernesga. Zunächst führte uns der Weg dann kilometerlang durch schmucklose Vorstädte und Gewerbegebiete in den nahe Leon liegenden Ort La Virgen del Camino mit seinem gleichnamigen Heiligtum in einer eindrucksvollen modernen Kirche. Auf der anderen Straßenseite liegt das dazu gehörige Dominikanerkloster. An diesem Punkt gilt es aufzupassen, denn der Jakobsweg verläuft ab hier in zwei Varianten: Einerseits geht es direkt nach Villadangos del Paramo. Von dort geht es dann am nächsten Tag weiter nach San Martin del Camino und Hopital de Orbiga. Dieser Weg führt jedoch immer entlang einer vielbefahrenen Straße, ist dafür aber etwas kürzer als die Variante.
Wir jedoch nahmen die landschaftlich schönere Variante. Sie führt zunächst durch ein ausgedehntes Trockenrasengebiet, das mit blaugrün schimmernden Grasflächen bedeckt ist. Ferner wachsen dort Knabenkraut (eine Orchidee), Schopflavendel und junge Steineichen. Nach 20 km Wegstreck machten wir eine Rast zur Mittagszeit in einer Bar am Wegesrand. Alle waren froh, dort einkehren zu können wegen des unangenehmen kalten Windes. Wir durften dort bei entsprechenden Kaffeekonsum unseren mitgebrachten Proviant verzehren. Gut gestärkt und froh gelaunt begaben wir uns sodann auf die restlichen 7 bis 8 km unserer ersten Etappe auf der Teilstrecke 17 nach Santiago. Die dabei von uns durchquerte Hochfläche in 850 m Meereshöhe ist geprägt durch große, weitläufige Feldfluren. Pünktlich um 16.00 Uhr kamen wir am verabredeten Zielpunkt in Milla del Paramo an, von wo uns der Taxi Bus zurück nach Leon brachte.
Spruch des Tages von Arnold an Petra: „ Noch so ein böses Wort von dir, dann stolperst du morgen.“
3.Tag : Donnerstag, den 27. April 2017 Villa del Paramo à Astorga 24,8 km
Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre verlief der Gepäcktransport von überflüssigem bzw. sperrigem Gepäck dank des unermüdlichen Tausendsassas Albert M. wieder reibungslos. So gingen wir den zweiten Etappentag frohgemut und wenigstens teilweise weniger belastet an. Das Wetter war sehr sonnig, jedoch empfindlich kalt, morgens kaum oberhalb des Gefrierpunkts und gegen Mittag mit ca. 10 Grad auch nicht viel wärmer. Dabei blies ein kalter Wind. Doch aufgrund des strammen Schritts und der Dauer der körperlichen Anstrengung wurde niemandem so richtig kalt. Nach ca. 1 ½ Stunden gelangten wir zur Brücke von Orbigo.Eine etwa 200 Meter lange Brücke führt über ehemaliges Sumpfgebiet und die kleinen Nebenflüsse des Rio Orbigo, der dem nächsten Ort seinen Namen ‚Puente de Orbigo‘ gab. Diese Brücke ist die älteste noch bestehende und erhalten gebliebene Brücke aus dem Mittelalter. Der Ort Orbigo macht einen gepflegten Eindruck. Der Grund liegt im Tourismus. Zusätzlich zu den vielen tausenden Jakobspilgern profitiert das Städtchen auch von den spektakulären Ritterspielen im Sommer.
Wir fanden bald in der Ortsmitte die Bar ‚Los Angelos‘. Dort konnten wir in wohliger Wärme ausruhen und den notwendigen Toilettengang tätigen. Danach ging es wieder gut 1 ½ Stunden weiter bis Santibanez de Valdeiglesia, dort hatten wir die Hälfte des heutigen Weges (nämlich 12 km) hinter uns. Dort fand sich wieder eine Bar, in der wir unsere mitgebrachte Verpflegung verzehren konnten. Das Vergnügen kostete uns lediglich einen Café con Leche.
Nach der Mittagspause führte uns der Weg leicht ansteigend durch eine ausgedehnte Feldflur. In jüngster Zeit hatte man sie durch eine überbreite Straßentrasse erschlossen. Hier fragten wir uns insgeheim, ob damit nicht des Guten zu viel getan wurde, denn das Verkehrsaufkommen in der Landwirtschaft ist nicht sonderlich groß. Andererseits konnten wir uns nicht satt sehen am Farbspiel der Gegend: ockerfarbener Boden und Straßenränder mit blaugrün schimmernden Feldern gaben dem Ganzen einen mystischen Anstrich. Nach einiger Zeit erreichten wir nach Durchschreiten eines kleineren ursprünglichen Steineichenwäldchens mit extremer Flechtenbildung (Zeichen für starke Luftfeuchtigkeit und Regen) eine Hochfläche. Dort stieß unsere Wegvariante vom Vortag wieder auf den alternativen anderen Weg. Der Treffpunkt war durch ein großes Steinkreuz hervorgehoben und beherrscht. Von hier oben hatten wir einen Ausblick auf Astorga, unser heutiges Tagesziel mit seiner Kathedrale. Ehe wir die Stadt erreichten lag noch ein steiler Abstieg in das weitläufige Tal vor uns.
Die Bischofsstadt Astorga (12000 Einwohner) selber liegt auf einem langgestreckten Bergrücken. Also hieß es wieder aufsteigen, um die Altstadt mit unserem Hotel direkt neben dem Rathaus mit seinem Glockenspiel – zwei traditionell gekleidete Figuren mit der typischen Tracht der Maragatos schlagen hier an der Rathausuhr die Stunden
zu erreichen. Da wir bereits um 16.00 Uhr ankamen, blieb noch reichlich Zeit zur freien Verfügung z.B. um in windgeschützter sonniger Lage ein Bier zu trinken oder um die Kathedrale Santa Maria aus dem 8.Jhrdt oder den von Antonio Gaudi im neugotischen Stil gestalteten Bischofspalast (Baubeginn 1889, wurde aber erst nach 20jähriger Unterbrechung abgeschlossen) zu besichtigen.
Das Abendessen im Hotel war wieder sehr ansprechend mit gemütlichem Ausklang bei einigen Flaschen Wein.
Diesmal zwei Sprüche/ des Tages: Arnold sieht aus wie ein Glühwürmchen (Antwort auf eine WhatsApp des heimischen Chores) und „Wir bilden einen Außenkreis“ (Dieser Ausspruch begleitete uns nun nahezu täglich.
4.Tag : Freitag, den 28. April 2017 Astorga à Rabanal del Camino 20,4 km
Astorga liegt etwa 50 Kilometer westlich von Leon am Fuße der Montes de Leon, einer über 2000 m hohen Bergkette. Der Rio Tuerto fließt mitten durch die Stadt. Wichtigste Sehenswürdigkeit sind die Kathedrale Santa Maria aus dem achten Jahrhundert und der Bischofspalast im neogotischen Stil von Antonio Gaudi konzipiert und erbaut. Das hatten wir am Vortag teilweise bereits besichtigt. Gisela Schulte machte in ihrem Referat deutlich, wie wichtig die Kleinstadt Astorga (12.000 Einwohner) schon vor vielen Jahrhunderten war, denn sie liegt am Schnittpunkt des Jakobswegs und der sog. Silberstraße, zwei der wichtigsten Kulturrouten Spaniens. Sie ist eine Gründung der Römer und wurde um 850 Bischofsstadt. Astorga ist heute noch eine der größten Diözesen Spaniens.
Nach ruhiger und erholsamer Nacht im Hotel ‚La Posada de Gaspar konnten wir uns ab 7 Uhr bei einem reichhaltigen Frühstück stärken. Gegen 8.30 Uhr verließen wir unser Hotel und bummelten durch die Stadt, die wir schon bald hinter uns ließen. Nach wenigen Kilometern nach Durchquerung des kleinen Ortes Muria de Rechivaldo führte der Weg durch eine schöne hügelige Landschaft, die hauptsächlich mit Kiefern und Steineichen bewachsen war, nach Catalina de Somora. Natürlich fanden wir dort auch wieder eine Bar für den morgendlichen Café con Leche. So gestärkt setzten wir die Wanderung fort. Die weite offenen Hochebene mit dem uns bereits bekannten typischen Bewuchs wurde immer wieder durch die schnurgeraden ockerfarbenen Querwege und Feuerschneisen zu unserer Route durchzogen – ein interessantes Farbspiel in dem Wechsel der grünblauen Grundtönung (durch Gräser und anderen niedrigen Bewuchs hervorgerufen) und dann die kräftigen Ockertöne, dazu der wolkenlose blaue Himmel und die kräftige Sonneneinstrahlung. Die Temperatur stieg nach leichtem Frost in den frühen Morgenstunden auf maximal 10 Grad an. An windexponierten Stellen fühlte sich die Luft aber erheblich kälter an. Durch diese Wetterkonstellation bedingt ergab sich eine klare und sehr gute Fernsicht.
Unsere Mittagspause legten wir in dem Straßendorf El Ganso ein. Ein Teil unserer Pilgergruppe bevorzugte dazu wiederum eine der vielen Bars, während sich die andere Gruppierung in der Nähe der dem Apostel Jakobus geweihten Kirche ein schönes, sonniges Plätzchen vor einer Mauer suchte. Von hier aus sind es nur noch 7 Kilometer bis nach Rabanal del Camino, einem Ort, der schon immer von Bedeutung für den Jakobsweg war. Dies verdankt er seiner Lage vor dem Übergang über den Monte Irago. Erst 2001 wurde hier das Benediktinerkloster Monte Irago gegründet, zur Zeit leben dort 4 Mönche. Der Ort liegt auf 1160 m Höhe. Als Petra dort eintraf entfuhr ihr als Kommentar: „Ist ja paradiesisch!“
5.Tag : Samstag, den 29. April 2017 Rabanal del Camino à Ponferrada
32 km und 1500 Höhenmeter
Der heutige Tag ist eine besondere Herausforderung, allein wegen der Länge der Wegstrecke. Hinzu kommen noch teils wilde Spekulationen wegen des angeblich sehr steilen Anstiegs zum Pass mit dem Cruz de Ferro. Doch dazu gleich mehr.
Zunächst galt es ein besonderes Ereignis zu würdigen: Heinz Hecking (und seine Ehefrau Irmgard) hatten an diesem Tage ihre standesamtliche goldene Hochzeit. Aus diesem Anlass nahm die 19 Personen umfassende Pilgergruppe vor dem Hotel Aufstellung und ließ den Goldbräutigam hochleben. Mittels Handy wurde das Glückwunschlied „Viel Glück und viel Segen auf all deinen Wegen“ der Goldbraut nach Bruchhausen übertragen. Sie hatte selber am frühen Morgen noch gar nicht an dieses Ereignis gedacht, war aber umso erfreuter und spendete der Pilgergruppe für den Abend ein Getränk nach Wahl.
Danach wurde der Außenkreis aufgelöst, und wir starteten gegen 8.45 Uhr zu unserem Weg über den Pass des Monte Irago. Der landschaftlich schöne Weg mit herrlichen Ausblicken und ausgedehnten Heideflächen steigt ganz allmählich an und führt zunächst in den kleinen Ort Foncebadon. Dieser Ort war in den 1980er Jahren bereits ganz aufgegeben wegen der Landflucht Mitte des 20. Jahrhunderts. Dank des Jakobswegs ist der Ort allerdings nicht ganz ausgestorben, denn die Pilger suchen ja bekanntlich überall nach entsprechenden Herbergen. Augenscheinlich sind in neuester Zeit auch entsprechende Fördermittel dort investiert worden. Früher gab es an dieser Stelle zahlreiche mittelalterliche Hospize und die Kirche der hl. Maria Magdalena. Die Ruinen der Salvador-Kirche kann man dann beim Verlassen des Ortes in Richtung Cruz de Ferro sehen. Cruz de Ferro ist eigentlich nur ein Baumstamm mit aufgepflanztem Eisenkreuz auf 1500 Metern Höhe gelegen. Wir konnten ihn nun schon bald sehen, und wir freuten uns, denn es war unser erstes Ziel. Dort legten wir, wie es Tradition seit Jahrhunderten ist, einen mitgebrachten Stein nieder. Die Symbolik dieses Brauches spricht für sich selber. Als wir schließlich dort waren, wurden reichlich Fotos gemacht. Ingrid Reuther hielt dort an einer windgeschützten Stelle – der Wind war nämlich immer noch unangenehm kalt - ihr Referat zum Thema „Angekommen, wir sind angekommen!“ Zum Abschluss trug sie noch einen besinnlichen Text vor über eine Palme, die gegen starke Widerstände ankämpft und so erstarkt, der auch teilweise unsere Pilgerschaft und unseren Lebensweg andeutet.
Auf dem großen Plateau des Passes, auf dem das besagte Kreuz steht, waren alle wieder vereint: (Fuß-)Pilger, Rad- und Motorradpilger sowie Bustouristen.
Ingrid Erb informierte uns dann schließlich etwas später über die Bedeutung des 5m hohen Baumstamms mit dem aufgesetzten Kreuz. Das Cruz de Ferro (span.: Cruz de Hierro, dt.: Eisenkreuz) ist ein kleines Eisenkreuz, das, auf einen Baumstamm montiert, in den Montes de León den mit 1500 m höchsten Punkt des Jakobswegs Camino Francés am Monte Irago markiert. Nur der Somport-Pass auf dem aragonischen Weg ist höher.
Das Kreuz steht in einem Steinhaufen, der von den Pilgern stetig vergrößert wird. Das Originalkreuz befindet sich seit 1976 im Museo de los Caminos in Astorga. Neben einer kleinen neuzeitlichen Kapelle aus dem Jahre 1982 gibt es einige überdachte Rastplätze für Pilger. Bis zur Christianisierung des Ortes durch einen Eremiten, der den Vorläufer des oben erwähnten Kreuzes aufstellte, wurde an dieser Stelle vielleicht dem römischen Weggottheit Merkur durch Ablegen eines Steines gehuldigt. Da aber auch die Kelten Wegkreuzungen und andere herausragende natürliche Plätze als Kultstätten nutzten, wird auch das nicht der erste Kult an diesem Platz gewesen sein. Laut dem Herbergsvater Tomás der Pilgerherberge von Manjarín soll der Steinhaufen in den 50er-Jahren an der Autostraße aufgeschüttet worden sein, damit der Ort für die Bustouristen besser erreichbar ist. Der Original-Haufen aus der Römerzeit soll sich 300 Meter abseits der Straße befinden. In den 1990er-Jahren wurde das Cruz de Ferro Opfer von Vandalismus, als Unbekannte den Baumstamm des Kreuzes mit einer Motorsäge durchtrennten.
Der ursprünglich nicht christliche Brauch, am Cruz de Ferro einen Stein abzulegen, wird inzwischen problemlos in religiös motivierte Wallfahrten integriert, indem der von zu Hause mitgebrachte Stein als Symbol der auf dem Weg hinter sich gelassenen „Sünden“ respektive der schon erfahrenen Läuterung betrachtet wird. Viele Pilger nutzen das Cruz de Ferro auch, um am Baumstamm des Kreuzes persönliche Dinge, Briefe oder gar Votivgaben anzubringen.
Das Gebet des Cruz de Ferro lautet: „Herr, möge dieser Stein, Symbol für mein Bemühen auf meiner Pilgerschaft, den ich zu Füßen des Kreuzes des Erlösers niederlege, dereinst, wenn über die Taten meines Lebens gerichtet wird, die Waagschale zugunsten meiner guten Taten senken. Möge es so sein.“
Nach gut ¾ stündigem Aufenthalt setzten wir unsere Wanderung fort, zunächst leicht bergab führend, dann aber wieder leicht ansteigend parallel zur Straße nach Ponferrada verlaufend, fort. Jetzt brach auch die Sonne durch und ließ die herrlichen Heideflächen mit ihrem Gebüsch so richtig schön aufleuchten. Den höchsten Punkt der Tour erreichten wir mit knapp 1600 Metern auf einer kleinen ebenen Fläche etwas unterhalb der mit den Antennen bestückten Bergkuppe. Wieder war dort viel Betrieb. Dennoch legten wir dort zur Mittagszeit nach ca. 12km Wegstrecke unsere Mittagsrast ein. Danach brachen wir alle glücklich und froh gelaunt für die noch etwa 20km lange Reststrecke auf, da der Aufstieg wider Erwarten s o angenehm und leicht gelungen war. Sicher taten auch die fantastische Aussicht und die blühende Frühlingslandschaft ihr Übriges dazu bei. Denn alle Berghänge leuchteten mit ihren roten und weißen Erikabüschen, dem Schopflavendelstauden und den weißen, sehr aparten Hibiskus Büschen. Allmählich jedoch war die gute Stimmung einer gewissen Anspannung gewichen, denn der nun folgende Abstieg wurde steiler und beschwerlich. Der Weg war ausgesetzt und oft mit großen Steinen bedeckt. Vorsicht und konzentriertes Gehen waren unbedingt notwendig. Durch die nun intensiv scheinende Sonne und damit zunehmender Wärme wurde die Situation noch mühsamer. Müdigkeit und Durst stellten sich ein, und der Weg zog sich noch über 12km Länge bis nach Ponferrada hin. Deshalb mussten wir noch eine Zwischenrast einlegen. Diese Gelegenheit nutzte Michael Schrulle aus und informierte uns über Ponferrada, die alte Templerfestung. Die Templer, wir kannten sie schon aus Carcassonne (Frankreich, am Canal du Midi), waren zunächst ein bedeutender und einflussreicher Orden, der direkt dem Papst unterstellt war. Die Templer hatten den Schutz des Pilgerweges und die Versorgung der Pilger selbst (Hospiz etc.) zu gewährleisten. Ihre Ordensregeln fußten auf den benediktinischen Regeln des Hl. Benedikt von Nursia (6. Jhdt.). Erst im 19. Jhrdt. verloren sie ihre Bedeutung mehr und mehr. Ganz in der Nähe von Ponferrada gibt es noch Reste römischer Goldminen in Las Medulas zu sehen.
Richtig müde und froh das Ziel erreicht zu haben kamen wir schließlich nach dem letzten mühsamen Anstieg nach der Überquerung des Flusses um 18.00 Uhr in unserem Hotel an.
6.Tag : Sonntag, den 30. April 2017 Ponferrada (Ruhetag)
Ponferrada ist die Hauptstadt der Comarca El Bierzo, der Provinz León in der Autonomen Gemeinschaft Kastilien und León, Spanien. Sie liegt 508 m über dem Meer am Zusammenfluss von Sil und Boeza. Die Einwohnerzahl liegt bei 66.447 (Stand 1. Januar 2016).
Um das 11. Jahrhundert veranlasste Osmundo, Bischof von Astorga, den Bau einer Brücke für die Pilger des Jakobswegs. Die Brücke pons ferrata hat der Stadt ihren Namen gegeben. Bischof Osmundo von Astorga ließ sie mit Eisen verstärken. Sie führt über den Rio Sil. Eine Siedlung entstand an den Ufern des Sil um diese Brücke herum. Zuerst in der Hand der Templer, geriet sie nach Auflösung des Ordens unter anderem in den Besitz der Grafen von Lemos.
Wir trafen in der Zeit zwischen 8 und 9 Uhr im Frühstücksraum des Hotels zusammen. Jeder konnte den Tag individuell gestalten. Auf einige Sehenswürdigkeiten hatte uns Michael Schrulle ja bereits am Vortag hingewiesen. So konnten wir den Tagesablauf je nach Interesse selbst gestalten.
Da Sonntag war, nahmen einige von uns am Sonntagsgottesdienst in der Kathedrale ‚Virgen de la Encina‘ teil. [Das Hochfest „Mariä Geburt“ am 8.September ist geprägt durch die Verehrung der Muttergottes als Patronin der Region Leon (Spanien).
Soweit mir bekannt, haben wir wohl alle die historische Templerfestung oberhalb der Altstadt mit den interessanten Ausstellungen z.B. der wertvollen Buchmalereien besichtig, irgendwo einen Kaffee oder ein Bier getrunken und wohl auch noch die Wäsche gewaschen und sich von den Strapazen des Vortags erholt.
Das Wetter war mehr als unangenehm, eher garstig, regnerisch, kalt und mit einzelnen kräftigen Graupelschauern durchsetzt, also kein Wetter für ausgedehnte Stadterkundungen.
Abends saß nur eine kleine Gruppe beim Essen zusammen. Erst am späten Abend trafen sich alle zufällig in der Bar des Hotel Castillo wieder und genossen dort den schönen gemütlichen Ausklang des Tages.
7.Tag : Montag, den 1. Mai 2017 Ponferrada à Villafranca del Bierzo 24 km
Die Ruhe des Feiertags lag über der Stadt, kaum Autoverkehr und somit angenehmes Laufen. Nach Durchquerung der Stadt und Überschreitung des Flusses Sil (dem wir übrigens bereits auf der 16.TS begegnet sind) zogen wir durch schöne vorstädtische Wohngebiete mit sehr gepflegten Häusern. Bald erreichten wir die offene Feldflur auf einer Hochfläche. Felder, Weinanbauflächen und kleine Streusiedlungen mit gepflegten Wirtschaftsgärten oder Vorgärten mit wunderbaren Rosenbüschen lagen am Wegesrand. Die Höhen des Leoner Berglands leuchteten bis auf ca. 1000m herab mit frisch gefallenem Neuschnee. Das Wetter besserte sich zusehends. Ja, der Mai war tatsächlich nach dem garstigen, nass kalten Vortag eingetroffen.
Schon bald erreichten wir den kleinen Ort Columbrianos. Ob der Ortsname nun mit den vielen Tauben (und Taubenhäuser) in der Gegend zusammenhängt (Taube = Columba) oder mit der Wiederbesiedlung von Portugiesen aus Coimbra zu tun hat, ist strittig, wird aber schließlich auf die häufig am Jakobsweg vertretenen „Padres Columbinos“ zurückgeführt.
Albert bereitete uns zwischenzeitlich mit seinem Vortrag über Villafranca schon mal auf unser heutiges Tagesziel vor. Doch bevor wir dieses erreichten, kamen wir erst noch nach Cacabelos, einer schönen, umtriebigen Kleinstadt. Wir hatten uns auf dem letzten Stück Weges bereits gewundert, warum hier auffallend starker Autoverkehr herrschte. Als wir in die Innenstadt kamen, löste sich das Rätsel auf: Wir stießen auf eine große Kirmes mit allerlei fliegenden Händlern. Die im Sauerland allseits bekannte Hüstener Kirmes mit ihrem Krammarkt ist dagegen klein. Wir durchschritten den Krammarkt mit seinen vielen Verkaufsständen und kamen fast am Kirmesende zu einer Kirche. Auf deren Gelände konnten wir aufatmen, denn erstens war niemand in dem Getümmel verloren gegangen und zweitens konnten wir auf den dort im Schatten stehenden Sitzbänken unsere Mittagspause einlegen. Als Überraschung gab es durch die „Vergnügungsgruppe“ frischen Pulpos und die staubtrockenen Pulveron Plätzchen. Heinz H. überreichte den Damen zum Feiertag (1.Mai) jeweils einen riesigen Nuckel aus Zuckermasse. Es gab ein großes Hallo und die Damen zeigten sich sehr erfreut und bedankten sich herzlich. Doch als wir später weiterzogen, hörte man doch von einigen die Bemerkung, dass die Männer ihnen durch das Geschenk des Nuckels wohl das Gewicht des Rucksacks erhöhen wollten.
Spruch des Tages zum Nuckel: Arnold machte Petra den Vorschlag den Riesenschnuller einfach hinten an den Rucksack zu hängen, dann würden die Männer ihr hinterher sehen. Dem widersprach sie allerding vehement mit dem Argument, vorne wäre er besser platziert, denn sie (die Männer) sollten an ihr kleben bleiben.
Nach Beendigung der Mittagspause erreichten wir dann schnell die Stadtgrenze und stiegen am Straßenrand entlang gehend wieder bergauf. Oben angekommen bogen wir rechts ab und wanderten durch Weinbaugebiete (mit teilweise erheblichen Frostschäden) Richtung Villafranca. Unser Tagesziel erreichten wir dort gegen 15 Uhr, blieben aber wegen des schönen Wetters und des großen Volksauflaufs (Feier zum 1.Mai) auf der Plaza Mayor in einem brechendvollen Straßencafé sitzen. Natürlich tranken wir dort das langersehnte Bier mit oder ohne Lemon. Jetzt hatten wir auch noch Gelegenheit den alten Brauch – junge Männer mit Blumenkränzen oder Maiengrün auf dem Kopf – zu beobachten.
Ausspruch des Tages von Mechthild Heimann: „Dies ist ein Sahnewetter. Das hätte gestern bei dem Wetter keiner gedacht.“
Hier trafen wir auch wieder auf zwei Fahrradfahrer, die wir bereits am Cruz de Ferro getroffen hatten. Sie erzählten, dass am Vortag, also an unserem verregneten Ruhetag in Ponferrada, ein Holländer mit seinem Fahrrad dort ober gewesen sei und in einen Schneesturm geraten sei. Anschließend sei die Fahrstraße schneebedeckt gewesen und die Abfahrt sei mehr als grenzwertig gewesen.
Villafranca hatte als Etappenort zwischen zwei hohen Bergketten eine wichtige Funktion für die Pilger des Jakobsweges. Seit 1600 erhielten Kranke und Schwache in Heiligen Jahren nach Durchschreiten des Nordportals der Iglesia de Santiago den gleichen Ablass wie am Grab des hl Jakobus. Grund waren dafür die weiteren Anstiege auf die Galizischen Pässe O Cebreiro, Alto San Roque und den Alto do Poio. Villafranca wurde nicht nur wegen seiner vielen Kirchen und Monumente das „Kleine Compostela" genannt wird, sondern auch, weil kranken Pilgern wie gesagt früher schon hier der Ablass ermöglicht wurde.
Zeitweise hatte die Stadt sieben Pilgerherbergen. Der Plaza Mayor, das Rathaus, die Calle del Agua, der Bogen an ihrem Ende und die Herrenhäuser, darunter besonders ein Palais im Stil der Morisken aus dem 15. Jahrhundert, das Kloster der Augustiner-Eremitinnen und weitere Paläste machen den touristischen Reiz des Ortes aus. Am Ortseingang befindet sich die romanische Santiago-Kirche aus dem 12. Jahrhundert. An einer ihrer Seiten stößt man auf die Pforte der Vergebung, wo erkrankte Pilger, die ihren Weg nicht bis Santiago de Compostela fortsetzen konnten, den Sünden-Ablass erhielten.
Unser Hotel San Francisco liegt direkt an der Plaza Mayor. Dort checkten wir ein und machten uns frisch, nachdem wir unseren Durst gestillt hatten und das muntere Treiben in der Stadt genossen hatten. Alles lief ruhig und mit gewohnter Routine ab, bis Albert uns durch lautes Rufen darauf aufmerksam machte, das in einem abrissreifen Nebenhaus zu unserem Hotel Feuer ausgebrochen war. Es bestehe aber für uns keine Gefahr, außerdem habe die Wirtin bereits die Feuerwehr alarmiert. Dennoch herrscht Verwirrung und Unruhe. Während einige von uns das Hotel neugierig verließen, um nach dem Rechten zu sehen, kamen andere sogar vorsichtshalber mit ihrem Rucksack und all ihren Habseligkeiten raus auf die Straße. Gott sei Dank entspannte sich die Lage schnell und es verblieb noch reichlich Zeit für einen Stadtbummel. Das Abendessen gab es erst um 20.30 Uhr in einem externen Lokal. Für jeden gab es zwei Forellen und auf Nachfrage sogar noch Nachschlag. So fand der Tag noch einen feuchtfröhlichen Ausklang.
8.Tag : Dienstag, den 2. Mai 2017 Villafranca del Bierzo à Las Herrerias über den Camino Duro 20,8 km
Direkt nach Überquerung des Flusses ging es rechts ab und steil hinauf. In individuellem Tempo stiegen wir auf einer Strecke von 2,5 km auf 800 Meter hinauf. Der nun folgende schöne Weg mit fantastischer Aussicht war angenehm zu gehen. Schon bald traten wir aus dem Schatten in die Sonne, und die Außentemperatur stieg deutlich an. Die ursprünglich grünen Hänge waren durch Frosteinbruch stark geschädigt. Namentlich bei den vielen Walnussbäumen und die Esskastanien waren alle Neutriebe verfroren. Daher sind wohl große Ernteeinbußen zu erwarten. Außerdem wiesen viele Bereiche ausgedehnte Brandspuren vom Tal aufsteigend bis in die Gipfelregionen auf. Es muss wegen der Steilheit und Unzugänglichkeit des Geländes wohl große Probleme bei den Löscharbeiten gegeben haben. Aber die Natur ist andererseits auch sehr stark, das niedere Buschwerk hatte das Feuer wohl überlebt und trieb schon wieder aus. Lange gingen wir auf der einmal erreichten Höhe durch ausgedehnte Maronenwälder, die wie bereits gesagt stark unter dem Frost gelitten hatten. Schließlich stiegen wir wieder ins Tal hinab und kamen gegen Mittag auf der nach Harpe Kerkeling als fürchterlich zu begehenden Landstraße an. Zum Glück gab es so gut wie keinen Autoverkehr mehr, da mittlerweile die Autobahn fertig gestellt ist und damit die Straße stark entlastet. Die Autobahn führt in kühner Höhe an den Berghängen Richtung Westen entlang und quert das tiefe Tal mehrmals auf atemberaubend hohen Brückenbauwerken – technisch gesehen eine Meisterleistung! Ansonsten muss man allerdings den bedenklichen und brutalen Eingriff in die unberührte Natur bedauern. Ein abschließendes Urteil möge sich jeder selbst bilden.
Nach kurzer Mittagspause an der Straße zogen wir dann wie immer auf unser jeweiliges Ziel, nämlich das Hotel, zu. Entlang des Weges kamen wir durch etliche kleinere Orte mit wirklich auffallend vielen Pilgerherbergen und Einkehrmöglichkeiten. Wir jedoch eilten zielstrebig zu unserm Hotel in Las Herrerias del Valcare, wo wir um 15 Uhr ankamen
Auf der schönen Sonnenterrasse des Hotels verweilten wir lange Zeit bei einigen Bierchen mit und ohne Lemon und löschten den Durst und erholten uns schnell. Das Abendessen gab es um 19 Uhr. Wir konnten aus einer reichhaltigen Speisekarte ein individuelles Menü zusammenstellen. Es ist schon verwunderlich, dass dieses Viergangmenü incl. Wein, Wasser und Bier lediglich 12€ kostete.
Tagesspruch (-wunsch) von Heinz: „Ich möchte drei Eier im Glas!“
9.Tag : Mittwoch, den 3. Mai 2017 Las Herrerias Triacastela 29,7km
Der Ortsname Las Herrerias bezieht sich auf die Eisenherstellung, die im Ort bis auf das 17. Jhrdt zurückgeht. Am westlichen Ortsausgang befindet sich das Hospital Ingles (das englische Pilgerhospiz) mit den Resten seiner Kirche und einem Pilgerfriedhof. Hier gehen wir nun am nächsten Morgen vorbei. Manche von uns hatten bereits am Vortag ein mulmiges Gefühl wegen der Länge und Steilheit des heutigen Weges. Dieses Problem bewegt auch jetzt wieder manchen Pilger.
Zunächst jedoch geht der Weg noch ziemlich eben durch den kleinen Ort, doch dann steigt die Straße an, die wir jedoch schon kurz darauf wieder verlassen. Ein gut begehbarer Weg führt durch einen Wald und später durch mit Büschen bewachsenen Bereich, steigt dann steil und ausdauernd an. Er ist für geübte Geher und Trainierte jedoch mühelos zu begehen. Immer wieder eröffnen sich herrliche Ausblicke auf die weitläufige Berglandschaft der Leoner Berge. Auch hier haben große Brände ihre Spuren hinterlassen. Nach Bewältigung der ersten Steilstufe relativiert sich das Steigungsniveau. Wir durchschreiten die Zwergsiedlungen La Faba und Laguna de Castilla, wo wir kurz rasten und uns bei Kaffee, Eis oder Saft erfrischen können. Ein herrlicher klarer Tag mit sehr guter Fernsicht erfreut uns und erleichtert den immer noch permanenten, jetzt jedoch sanften Anstieg. Bald erreichen wir auf der Höhe einen Denkmalstein, der uns die Grenze zwischen den Regionen Leon und Kastilien anzeigt. Wir machen dort ein Erinnerungsfoto und erreichen bald darauf O Cebreiro.
Der kleine Ort O Cebreiro liegt auf 1330 m Höhe. Hier befindet sich die älteste Pilgerkirche am Jakobsweg, wie uns Jürgen K. In seinem Kurzreferat verdeutlicht. Sie wurde der Santa Maria erbaut, gleichzeitig wurde dort auch ein kleines Kloster errichtet. Seit dem Jahr 836, also etwa zur Zeit Karls des Großen, besteht dieses Dorf als Pilgerstation. Bekannt wurde es durch das sog. „Hostienwunder“ im Jahr 1300, „als ein an zweifelnder Mönch in seinem Hohn über die gläubigen Bauern Brot und Wein tatsächlich in Fleisch und Blut Christi verwandelte“ (währen der Wandlung). [Weitere Details entnehme man ggf. dem Internet.] Der tiefgläubige Bauer und der zweifelnde Mönch liegen der Überlieferung nach jetzt tatsächlich nebeneinander begraben. Jeweils am 8. Sept. (Mariä Geburt) findet hier auch die große und traditionelle Prozession statt.
In dem kleinen Dorf sollte man sich aber auch noch die sog. Pazolla ansehen, ein rundes niedriges Bauwerk, das mit Roggenstroh gedeckt ist. Diese ursprünglichen Häuser beherbergten die damaligen Großfamilien nebst ihrem Vieh unter einem Dach. Laut Erbrecht war der älteste Sohn „der Bauer“, die übrigen Geschwister waren sozusagen Leibeigene.
In dem Dorf kann man auch noch als Delikatesse den Quesco Cebreiro, einen traditionellen Frischkäse zusammen mit Honig essen (Quesco con Miel). Den gab es auch als Dessert in unserm Hotel in Triacastela.
Von O Cebreiro steigt man dann auf einem schönen Waldweg noch einmal kurz bergan bis unterhalb eines steinernen Kreuzes zum Alto de San Roc (1270m). Das ist die Sankt –Rochus-Höhe, die einen nach Westen schauende Pilger zeigt, der sich gegen den Sturm stemmt. [Anm.: Der hl. Rochus gilt im MA als Patron gegen die Pest.] Bis hierher sind wir nun schon 15km gegangen.
Auf unserem weiteren Weg passieren wir noch einige abgelegene Dörfchen, die früher teilweise beliebte Anlaufstellen für Pilger waren. Auf dem 1337m hohen Pass Alto de Poio rasten wir zur Mittagszeit. Über die kleinen Orte As Pasantes und Ramil führt nun der Weg immer bergab nach Triacastela. Leider sind von den drei Burgen, auf die sich der Ortsname bezieht, keine Reste mehr erhalten. In alten Pilgerberichten heißt es, der Wanderer solle für den Bau der Kathedrale von Santiago de Compostela einen Stein aus dem im Tal liegenden Steinbruch (den konnten wir sehen) bis zu den Brennöfen in Castaneda tragen.
Um 18 Uhr kamen wir bei viel Sonnenschein glücklich, aber müde in unsern Hotel in Triacastela nach 29,7km Wegstrecke an. Das Hotel, oder besser der Hotelkomplex, bestehend aus Hotel, Pilgerherberge und Restaurant, war hervorragend.
Spruch des Tages beim abendlichen Gespräch über das Gewicht der Rucksäcke fragte Peter R. seinen Gegenüber Arnold, wie viele Hemden er eigentlich dabei habe. Darauf Arnold: „Die wiegen doch nichts, denk mal an das Gewicht eines Apfels oder einer Banane zum Vergleich!“ Darauf Peter ganz schlagfertig:“ Wann isst du schon mal ein Hemd?!“
10.Tag : Donnerstag, den 4. Mai 2017 Triacastela à Sarria 18,6 km
Nach erholsamer Nacht und entsprechender Regenerierung sowie einem sehr ordentlichen Frühstück brachen wir erwartungsvoll auf, denn wir sollten schon nach wenigen Kilometern unsere 3000 km-Grenze auf der Pilgerstrecke erreichen. Das Wetter war schwül und deshalb war gelegentlich mal ein tiefer Seufzer zu vernehmen. Lothars lapidare Antwort darauf: „Das ist ein Luxusproblem.“
Waltraud quälte sich trotz des lädierten Meniskus mühsam die erste Steigung hinauf. Sie wollte unbedingt die magische Grenze gemeinsam mit uns erreichen. Und tatsächlich, nach 3,7 km Wegs erreichten wir die Stelle. Ein schöner Rastplatz am Waldesrand mit einer in einer überdimensionalen Jakobsmuschel gefassten Wasserquelle. Dort wurde durch die Eventgruppe ein zweites Frühstück als „Festfrühstück“ aufgebaut. Lothar öffnete die mitgebrachten Sektflaschen in professioneller Weise ohne „Schankverlust“. So mancher vorbeikommende Pilger schaute ein wenig verdutzt, vielleicht auch neidvoll, auf die muntere Gesellschaft. (= The German Champagne Group)
Natürlich konnten und wollten wir die Feier nicht ausufern lassen. Folglich ging es bald richtig los in Richtung Sarria. Nach ca. einer ½ Stunde gabelte sich der Weg in zwei Varianten, die etwas längere führte vorbei am Kloster Samos. Wir gingen jedoch auf die andere Route und folgten einem schönen Waldweg, der uns immer leicht bergab unserem Ziel zuführte. Die Mittagspause hielten wir wieder in einer kleinen Bar, und das war diesmal besonders gut, da wir wegen der heutigen kurzen Tagesetappe keinen Proviant eingekauft hatten. Also versorgten wir uns dort mit einem kleinen Imbiss. Am Ende der Pause hielt Heinz sein Referat über Sarria, unserem heutigen Tagesziel. Die Stadt erhielt ihren Namen vom gleichnamigen Fluss, der die Kleinstadt mit ihren etwa 16.000 Einwohnern durchzieht. Sarrias Bedeutung liegt in seiner verkehrsgünstigen Lage und wird deshalb oft als Ausgangspunkt für den Anfang der Mindeststrecke von 100 Kilometern um nach Compostela gewählt.
Mittlerweile befinden wir uns mitten in Galizien. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt. Überall riecht es auch entsprechend (vgl. Harpe Kerkelings Aussage dazu in seinem Buch). Durch seine Nähe zum Atlantik ist das Wetter regenreich und das Land somit sehr grün. Kleine Felder und Waldgebiete lösen einander ab und erinnern ein wenig ans Sauerland. Oft sind die Wege und Felder durch Steinmauern (Lesesteine von der Wirtschaftsfläche) begrenzt. Vorbildlicher Naturschutz!
Als wir in Sarria einziehen ist die Lufttemperatur auf 22 Grad gestiegen, also für uns schon wieder etwas zu warm. Aber das macht uns jetzt nicht mehr so viel aus, da wir schon bald unser Hotel erreichen. Nahezu zeitgleich mit uns trifft Ralf Kuhlmann vom Flughafen in Santiago mit seinem Mietwagen ein. Er hatte sich leider den Zehen gebrochen, war aber nachgekommen, konnte aber nicht mitlaufen. Die Freude und das Wiedersehen waren groß.
11.Tag : Freitag, den 5. Mai 2017 Sarria (zweiter Ruhetag)
Wir gehen diesen Tag etwas geruhsamer an und frühstücken folglich später als gewohnt. Im Laufe des Vormittags erkunden wir in Kleingruppen die Stadt Sarria. Wie sich hinterher herausstellte, strebten alle die Altstadt auf dem Hügel an, besichtigen diese und natürlich vor allem die Kirchen und das ehemalige Magdalenen Kloster. Wichtig ist auch die Besorgung des entsprechenden Pilgerstempels als Dokumentationsgrundlage für die Urkunde in Santiago de Compostela. Rein zufällig trifft man sich dann in einer Cafeteria/Bar und genießt die freie Zeit. Hier trifft auch die zunächst unglaubliche Nachricht über einen Schädelfund in der Rodentelgenkapelle in Bruchhausen ein. Diese Nachricht wurde zunächst einmal unter Verschlusssache behandelt.
Einige Pilger fahren am Nachmittag mit dem Auto zum Kloster Samos in 12 km Entfernung. Wegen der Bedeutung des Klosters möchte ich hier ganz kurz dazu einige Informationen geben. Genauere Infos entnehme man bitte ggf. dem Internet.
Der Ort Samos entstand um das Kloster San Xulian y Basilisa de Samos. Das Kloster hat eine lange Geschichte, gegründet von dem Mönch Martin von Braga, der Mitte des sechsten Jahrhunderts lebte. Es war später der Zufluchtsort des Königs Alfons der Keusche. Er wuchs hier auf und versteckte sich später im Jahre 768 vor den Mordplänen seines Onkels. Wegen der muslimischen Invasion wurde das Kloster für manche Jahre verlassen. Während der Reconquista (=Zurückdrängung der muslimische Herrschaft und des muslimischen Einflusses) wurde das Kloster ein spirituelles, soziales und kulturelles Zentrum, wo König Alfonso II. ausgebildet wurde. Dieser asturische König wurde bekannt als der erste Pilger nach Santiago de Compostela. Er gründete auch die erste Kirche, um die Überreste (Reliquien) des Apostels Jakobus zur retten. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Benediktinerkloster ständig vergrößert, wie man an den unterschiedlichen Baustilen gut erkennen kann. Im Jahre 1951 zerstörte ein Feuer das Kloster fast vollständig. Durch das Engagement des Abtes und der Mönche wurde es jedoch wieder aufgebaut.
Statt des Tagesspruch diesmal ein Lied von Heinz an Mechthild gerichtet als wir abends in der Bar saßen: „Erst kam die Sonne, und dann kamst du!“ Damit nahm er Bezug auf das ständig sich ändernde Wetter zwischen Sonnenschein und Regen.
12.Tag Samstag, den 6. Mai 2017 Sarria à Portomarin 20,8 km
Beim Aufbruch am Morgen des nächsten Tages ist das Wetter kühl, wolkenverhangen und leicht regnerisch, bessert sich aber stündlich und bleibt zu unserer Freude dann auch noch trocken. Am Stadtausgang überqueren wir die Sarria auf einer alten Römerbrücke, also den Fluss, von dem die Stadt ihren Namen herleitet. Der Weg steigt am anderen Ufer allmählich an. Er wird durch eine Reihe von beeindruckenden Bäumen begleitet und geprägt u.a. auch von einer 800 Jahre alten Esskastanie. Auch wird er wieder von den uns bereits bekannten Steinmauern begrenzt. Er ist gepflegt und lässt sich gut gehen.
Wir alle sind sehr gespannt auf jene Stelle, an der wir die 100 km Grenze nach Compostela überschreiten. Dort sind wir mit Ralf verabredet, der jetzt, da er ja ein Auto als Begleitfahrzeug hat, unsere Mittagsverpflegung nach dort bringen soll. Ca. zwei Kilometer vor besagter Stelle treffen wir auf Ralf in einer Herberge. Weiter konnte er nach sehr aufwändiger Suche nicht fahren, da dort die Straße endet. Also machen wir dort Mittagspause. Danach geht es dann zügig weiter. Am Stein mit der 100 km Marke werden reichlich Bilder gemacht. Dann spricht Waltraud ein Segensgebet. Ein kurzer Zwischenstopp wird später nochmal an einem Souvenirladen mit Möglichkeit zum Stempeln gemacht. Bald darauf haben wir nur noch fünf Kilometer zurück zu legen. Wir treffen unterwegs noch auf eine Australierin, die zurzeit aber in England lebt. Sie sitzt am Wegesrand und ist froh, dass sie mal mit jemandem sprechen kann, der des Englischen so mächtig ist, dass er ihre Sorgen und Nöte versteht. Wie sich herausstellt, hat sie ihre Füße wegen der vielen Blasen total verpflastert. Wir können ihr mit frischem Pflaster aushelfen. Trotz ihres so großen Handicaps lässt sie sich nicht verdrießen und sieht ihren Heilungsprozess sehr positiv und lässt sich ihre positive Einstellung nicht vermiesen.
Es trifft sich vorzüglich, dass wir wieder auf eine Bar am Wegesrand treffen. Diese gehört einer Deutschen, die mit einem Italiener verheiratet ist und sich jetzt so eine neue Existenz aufzubauen versucht. Entsprechend gut und freundlich werden wir dort aufgenommen und bewirtet.
Dann verdunkelt sich der Himmel, und wir brechen eiligst zu den letzten zwei Kilometern Wegstrecke auf. Doch den einsetzenden Regenschauer müssen wir ertragen. Er dauert Gott sei Dank nur kurze Zeit an, dann sind wir bereits am Stausee von Portomarin, überqueren ihn auf einer Brücke und steigen zur neu gegründeten Stadt Portomarin auf, sozusagen dem Neulisternol Galiciens. Am Stadtrand erwarten uns Ralf und Waltraud bereits mit einem alkoholischen Begrüßungsschluck der Folkloregruppe. Das Hotel liegt nahe bei und ist somit bald erreicht. Nach den Einchecken und einer erfrischenden Dusche haben wir noch reich Zeit zur Stadterkundung. Bei der Gelegenheit besuchen wir die alte Kirche San Nicolas aus den 12. Jhrd., die ins neue Stadtgebiet verlegt worden ist und dort Stein für Stein wieder aufgebaut worden ist. In der Kirche gab es dann auch den für uns so wichtigen Stempel.
Spruch des Tages:
1. Michael hatte gehört, dass Ceveso con Lemon in Galicien mit dem Namen CLARA bestellt wird. Er verwechselte jedoch bei seiner Bestellung diesen Namen mit dem Mädchennamen Olga. Folglich bestellte er beim Kellner 2 x Olga. Dieser schaut zunächst verdutzt drein, ehe er versteht und schallend lachen muss. Die Olga gibt es wohl zwei Häuser weiter.
2. Arnold hat, wie die meisten anderen auch, gewaschen und hängt abends die Unterhose zum Trocknen ins Fenster. Beim spätabendlichen Umtrunk sagt er, er hoffe dass der Wind die Hose nicht aus dem Fenster verweht habe. Reaktion von Peter darauf, er habe vorhin einen Milan mit Unterhose gesehen.
13.Tag Sonntag, den 7. Mai 2017 Portomarin à Palas de Rei 27 km
Der Abmarsch am Sonntag war wieder pünktlich um 9.30 Uhr. Diesmal aber unterschied sich der Tag durch die ungewöhnlich große Anzahl von Pilgern auf dem Weg. Ganze Volksscharen waren unterwegs, sogar Pilgergruppen, die mit einem Bus fuhren und nur kurze Teilstrecken zu Fuß gingen, um dann wieder vom Bus aufgenommen zu werden. Landschaftlich und technisch zu gehen war die Strecke sehr schön. Ich fasse das mal in Giselas Ausruf zusammen, der da lautete: „Ein schöner Tag…“ Wir waren gut drauf und machten noch einen 2,5 km langen Umweg zur romanischen Kirche in Vilar de Donas (Weltkulturerbe) u.a. mit gotischen Malereien von 1434, die als Hauptelemente den Erzengel Gabriel und die Jungfrau Maria zeigen sowie den Auferstandenen Jesus mit den Wundmalen. Nach der Besichtigung wurde noch ein kurzer Wortgottesdienst abgehalten. Einhellige Meinung: Dieser Umweg hat sich gelohnt.
Nachdem wir zur Hauptstraße, von der wir abgebogen waren zurückgekehrt waren, mussten wir in der prallen Sonne entlang dieser schnurgeraden Landstraße laufen, zum Glück war sie nur wenig befahren. Knapp zwei Kilometer vor Palas de Rei hielt uns die Guardia Civil auf und bat dringlich, doch auf dem nun parallel zur Straße verlaufenden Pilgerweg weiter zu gehen, da das sicherer sei. Wir kamen ihrem Wunsch nach und waren froh, denn der Weg war viel angenehmer zu laufen. Gut einen Kilometer vor dem Ziel wartete Ralf Kuhlmann bereits auf uns, übernahm den Rucksack seiner Frau und führte uns dann zum sehr großzügig im Landhausstil erbauten Hotel. Hier genossen wir die Sonne bei einigen Bieren auf der ausladenden Terrasse. Nachdem wir uns etwas erholt hatten referierte Ralf über die Region Galicien. Galicien hat heute ca. 2,7 Mio. Einwohner. Ebenso viele sind aber wegen der schlechten Arbeitsmarktlage im letzten Jahrhundert ausgewandert. Arbeitsplätze gibt es eigentlich nur in der Landwirtschaft und im Tourismus sowie in den beiden größeren Städten La Coruna und Santiago de Compostela.
Erwähnen möchte ich noch, dass am Abend Sabine, eine dynamische Frau und Mutter aus dem Schwäbischen wieder zu uns stieß. Einige hatten sie bereits im Kloster Samos kennengelernt. Sabine gesellte sich während des Essens zu uns., weil sie ganz alleine unterwegs war. Sie begleitete uns später auch noch auf einigen Etappen. Schließlich trafen wir sie in Santiago wieder.
14.Tag: Montag, den 8. Mai 2017 Palas de Rei à Arzu 30,5 km
Voller Erwartung und etwas angespannt traf man sich bereits beim Frühstück, denn heute sollte wieder eine Etappe von ca. 30 km Länge angegangen werden. Doch da mussten wir durch, wie man im Sauerland so sagt, und wenn man dann mal läuft, läuft es halt auch. So auch diesmal. Zügig ging es voran, zumal auch keine großen Steigungen zu erwarten waren, auch das Wetter spielte mit. Bei der sog. Bananenpause trafen wir unsere alte Mitpilgerin Sabine vom gestrigen Abend wieder. Sie lief nun einen Teil der Strecke mit uns, und es ergaben sich viele Möglichkeiten zu plaudern. Heinz, Lothar und Arnold trafen, da sie etwas zurückhingen auf die Pilgerin aus San Francisco, Lee Hua. Mit ihr wurden bei einem lockeren Gespräch evtl. zukünftige Projektideen angedacht, zumindest wurden Kontaktadressen deswegen ausgetauscht, mal schau’n, was sich daraus noch entwickeln könnte.
Zur Mittagszeit erreichten wir Melide, eine etwas größere und umtriebige Stadt mit vielen Geschäften und Bars, aber die ließen wir trotz der jetzt auftretenden Wärme links liegen, und das obwohl es dort eine „deutsche“ Bar gab und der Durst uns quälte. Doch zielstrebig ging es weiter, denn Ralf und Waltraud hatten sich wieder bereit erklärt, für den Proviant zu sorgen.
Die beiden trafen wir erst, nachdem wir die Stadt fast hinter uns gelassen hatten an der kleinen romanischen Kirche Santa Maria aus dem 11. Jahrhundert. Der Vorläufer des Kirchleins war ein keltischer Tempel gewesen und der Mutter Erde geweiht. Wie so oft in der Geschichte wurden auch hier heidnische Kultstätten okkupiert und mit neuen, christlichen Inhalten belegt. So etwas ist bekanntlich eine mit Erfolg gekrönte Missionierung gewesen. Heute wird die Kirche von Missionskapuzinern genutzt.
Während der Mittagspause referierte Hildegard über die Provinz Lugo, den Fluss Minio und die Stadt Melide, die mit 98.000 Einwohnern rel. große galicische Bischofsstadt. Sie wurde bereits durch Kaiser Augustus gegründet, und ist somit die älteste Stadt in Galicien. Im 3. Jhdt. War sie bereits von einer 2 km langen Stadtmauer umgeben und gesichert. In dieser Stadt wurde übrigens der Vater von Fidel Castro geboren.
Ausgeruht und gut gestärkt gingen wir dann die zweite Hälfte unserer Wegstrecke an. Der Weg war wenig spektakulär. Als wir dann Arzua endlich erreichten, waren wir recht froh, denn die rel. hohen Temperaturen machten uns doch etwas zu schaffen. Doch bis wir endlich zum Hotel kamen, hatten wir noch mal einen steilen Anstieg zu bewältigen. Dann ging es noch ziemlich lange durch die ganze Stadt und an deren Ende wieder bergab durch eine Industriezone, also wenig attraktiv. Daher schwante uns nichts Gutes, als wir dann schließlich um 17.15 Uhr auf unser Hotel Suiza zusteuerten, das zu allem Überfluss auch noch an einer viel befahrenen Straße lag. Erschöpft, verschwitzt und müde ließen wir uns überglücklich auf die vor dem Haus stehenden Stühle fallen. Ralf orderte sogleich für uns ein herrlich kühles Bier oder Clara. In diesem Augenblick geschah quasi ein Wunder: Der Ober mit dem vollen Tablett trat aus der Tür und Mechthild R. rief erstaunt aus:“ Der sieht aber aus wie der Hüstener Pastor!“ Und er sah nicht nur so aus, er war es in persona! Da gab es kein Halten mehr, alle sprangen auf und begrüßten ihren Pastor Daniel Meiworm voller Anerkennung und Freude.
15.Tag: Dienstag, den 9. Mai 2017 Arzua à O Pedrouzo 18,7 km
Nach ruhiger Nacht, trotz der Befürchtungen wg. der nahe vorbei führenden Straße, nahmen wir ein ungewohnt spärliches Frühstück ein. Wohl aufgrund eines Missverständnisses war der Frühstücksraum zunächst noch verschlossen, dann fehlte einigen die übliche Banane und mit dem Kaffee dauerte es auch noch sehr lange, weil Tassen für Tasse erst gebrüht werden musste. Schließlich aber klappte es doch noch ganz gut und alle wurden einigermaßen satt.
Als wir zur verabredeten Zeit zu unserer avisierten Tagesetappe von ca. 18km aufbrachen, waren alle gut gelaunt. Pastor Meiworm sprach ein paar Begrüßungsworte und brachte es auf den Punkt, indem er ganz schlicht sagte:“ Schön, dass ich hier bin!“ Das fanden wir auch, brachen auf und fanden sehr schnell unser gewohntes Tempo wieder. Unterwegs trafen wir viele andere Pilger, die wir teilweise bereits mehrfach getroffen hatten. Jedenfalls waren es aber längst nicht so viele, wie am vergangenen Sonntag. Nach 6 km machten wir in einer größeren Bar die Kaffeepause. Die App des Pfarrers, der zum ersten Mal mit dabei war, zeigte an dieser Stelle fälschlicher Weise an: „Sie haben Ihr Ziel erreicht!“ Da hätte sich wohl einer zu früh gefreut.
Nach Toilettengang und Stempelbesorgung ging es sodann ohne weitere Begebenheiten weiter bis gegen 13 Uhr. Wir sahen schon von weitem den schwarzen Audi von Ralf. Er und Waltraud hatten wieder für uns eingekauft und einen einladenden Tisch gedeckt, eine Festtafel zum 42. Ehejubiläum von Ingrid und Erhard Reuther. Parallel zu diesem freudigen Ereignis traf die Nachricht über den Fund eines zweiten Schädels im Chorraum der Bruchhausener Rodentelgenkapelle ein. Erste Spekulationen wurden geäußert und hielten noch bis zum Abend an. Von diesem eindrucksvollen Rastplatz . Von dort waren es nur noch 4 km bis zu unserer nächste Unterkunft ‚Pension Compas‘. Der Rest des Weges verlief ähnlich wie auf dem ersten Teil der Strecke in einer landschaftlich schönen Umgebung, manchmal durch tief eingeschnittenen Hohlwege, lichte Wälder mit den ersten Eukalyptusbäumen, und querte dann wieder etliche kleine Siedlungen und manchmal auch gefährliche Straßen.
Kurz vor Abschluss feierten wir noch in Santa Irena, einem Weiler am Jakobsweg mit einer kleinen Kapelle aus dem 18.Jhdt. einen Kurzgottesdienst zum Thema „Baum“. Da die Kirche aber verschlossen war, verlegten wir den Gottesdienst ins Freie. Dazu trug Ingrid noch einen passenden Text bei: Bäume waren auf unserem Weg oft unsere Begleiter. Sie stehen heute für uns symbolisch als Mittler zwischen Himmel und Erde. Sie sind ein Zeichen für Gottes gute Schöpfung. Zum Abschluss sangen wir noch das Lied:“ Wenn das Brot, das wir teilen…“ .
Spruch des Tages nach unserer Ankunft um 14.40 Uhr .von einigen besonders interessierten Damen an Ralf und Waltraud:“ Wie sind die Zimmer?“ Antwort Heinz: „Eckig!“
16.Tag: Mittwoch, den 10. Mai 2017 O Pedrouzo à Monte de Gozo 17,9 km
Gespannt brechen wir nach dem Frühstück auf, durchqueren den kleinen Ort, laufen dann nach etwa einer halben Stunde durch einen schönen Wald. Wir schreiten durch einen alten Hohlweg. Bald wandert man durch einen Eukalyptuswald. Neben dem sonst üblichen Bewuchs fällt hier ein eigentümlicher Geruch auf. Er stammt von den vielen Eukalyptusbäumen, die hier sowohl einzeln als auch in großen Waldparzellen stehen. Auffallend sind besonders die langen Rindenstreifen, die in Fetzen an den Bäumen hängen. Wegen dieser für Europa atypischen Baumart taucht eine Fülle von Fragen auf. Ich habe deshalb versprochen, da ich selber nur ganz grobe Kenntnisse über diese Baumart habe, zu recherchieren. Deshalb habe ich jetzt mal einige Fakten dazu aus dem Internet eingefügt: Der Anbau von Eukalyptus führt häufig zu Problemen, weil er den Boden bis in die Tiefe austrocknet, den heimischen Tieren keinen Lebensraum bietet, andere Pflanzenarten aggressiv verdrängt und eine Waldbrandgefahr verstärkt. In verschiedenen Regionen haben sich die durch Eukalyptus angefeuerten, intensiveren Waldbrände negativ auf die heimische Fauna ausgewirkt, den Nährstoffgehalt der Böden verringert und zu stärkerer Bodenerosion geführt. Mit Programmen wie Working for Water werden unter anderem Eukalypten gezielt entfernt, um vor allem die Schäden, die sie im Wasserhaushalt einzelner Regionen verursachen, zu beseitigen.
Eukalyptus spec. fördert mit seinen hochbrennbaren Ölen Wahrscheinlichkeit und Intensität von Waldbränden direkt. Einige der forstwirtschaftlich im Mittelmeerraum genutzten Eukalyptus-Arten geben auch ölige Substanzen in den
Boden ab, wodurch sich die Waldbrandgefahr weiter erhöht. Der „Eukalyptus“ hat auch die Eigenschaft, von Zeit zu Zeit große Äste abzuwerfen. Die am Boden liegenden Äste sind besonders förderlich bei Waldbränden, denn sie führen das Feuer näher an den Baum heran. Auch die Eigenschaft, dass Samenkapseln durch Feuereinwirkung aufplatzen, ist bei der Bekämpfung von Waldbränden nachteilig.
Eukalyptus spec. profitiert von Waldbränden, da seine Wurzelstöcke und Samen ein Feuer überleben und sehr schnell wieder austreiben, bevor andere Pflanzenarten sich erholt haben. Das Feuer ist für Eukalyptus spec. in der Gesamtbilanz positiv im Wettbewerb mit anderen Waldpflanzen, denn es dient nicht nur der Beseitigung von Parasiten, sondern hilft dem Eukalyptus bei der Fortpflanzung (
Pyrophilie). Besonders durch die hohe Hitze des Feuers können die Samenschalen des Baumes platzen.
Doch schon bald hört die Idylle auf und man kommt am Flughafen von Santiago de Compostela vorbei, direkt am Ende der Landebahn. Wir erlebten einen Start ganz hautnah. Der Weg führt nun weiter nach Lavacolla. Dort machen wir in der Casa Amancio eine längere Mittagspause. Jetzt sind auch Waltraud und Ralf mit von der Partie, denn Ralf musste seinen Leihwagen in der Nähe des Flughafens zurückgeben. Er will nun die wenigen letzten Kilometer trotz des gebrochenen Zehen mit laufen.
Lavacolla ist nur noch wenige Kilometer von unserm Ziel Santiago de Compostela entfernt. Es ist seit Beginn der Pilgerschaft nach dort bekannt, denn hier im Bach von Lavacolla reinigten sich die Pilger früherer Zeiten, ehe sie Santiago de Compostela betraten. Heute kann man sich an der Kirche von Lavacolla reinigen. Eine knappe halbe Stunde braucht man bis nach Villamajor. Von hier aus nimmt man die Straße Richtung Westen, passiert bald den Camping San Marcos und gelangt in den Ort San Marcos. Hier liegt auch der Berg der Freude, der Monte do Gozo mit der Kapelle des Heiligen Markus, von dem man zum ersten Mal die Kathedrale von Santiago sehen kann. Früher gingen die Pilger von hier aus barfuß, mit dem Pferd an der Leine (so berichtete Georg) die letzten Kilometer. Zwischen San Marco und dem Monte de Gozo befindet sich das Denkmal, welches an den Besuch von Papst Johannes Paul II (1982) erinnert.
Nah einem Gruppenfoto dort am Denkmal querten wir den Berghang mit dem neu gestalteten Parkgelände, um zum Denkmal mit den zwei Pilgern zu gelangen, die am Ende ihres langen Pilgerweges endlich ihr Ziel, die Kathedrale mit dem Grab des hl. Jakobus d.Ä. schon in der Ferne sehen.
Nach ausgiebiger Fotoaktion hielt Georg Brüggemann dann dort sein Referat, an dessen Ende er dazu aufrief, nach der langen Wanderung von 3150 km von dieser Abschied zu nehmen und die letzten Schritte bewusst wahrzunehmen und zu gehen. Nach Dankesworten an Lothar und Mechthild für die Gesamtplanung und die Ermöglichung dieser Pilgerreise über einen Zeitraum von 10 Jahren, stiegen wir dann durch das eigens für den Papstbesuch angelegte Wohnbereich (3000 Betten) zu unserem Hotel Santiago Apostel hinab. Leider öffneten sich dabei noch die Schleusen des Himmels, und wir erhielten den ersten richtigen Regenguss auf der 17.Teilstrecke. Wie waren wir froh, dass diese Wegstrecke nur noch einen Kilometer lang war!
17.Tag: Donnerstag, den 11. Mai 2017 Hotel Santiago Apostel à Kathedrale von Santiago de Compostela (unser Endziel)
„Seit Jahrhunderten machen sich Pilger aus aller Welt auf den Weg zum Apostelgrab nach Santiago de Compostela. Kein Weg fasziniert mehr Menschen. Menschen mit der unterschiedlichsten Herkunft und den vielfältigsten Motivationen begeben sich auf die Reise. Die Höhen und Tiefen, die der Pilger auf dem Weg durchlebt stehen stellvertretend für die Herausforderungen und das Glück unseres Lebensweges. Auf der Plaza do Obradoiro vor der Kathedrale hört man allerlei Sprachengewirr. Pilger fallen sich glücklich in die Arme, weil sie Weggefährten treffen, weil sie endlich am Ziel sind. Am Ziel eint sie alle eine große Dankbarkeit und Freude.“ (Anita Unterpieringer)
Uns erging es ähnlich. Ich will hier jedoch nur den letzten Satz aufgreifen, die anderen Aussagen kann jeder ja noch mal in aller Ruhe für sich durchdenken.
Doch ehe wir endlich auf der Plaza do Obradoiro ankamen, mussten wir erst noch die allerletzten fünf Kilometer Wegstrecke von unserer letzten Unterkunft zur Kathedrale zurücklegen. Um 9.30 Uhr war es soweit, unser Ziel die Kathedrale mit den Reliquien des Apostels Jakobus war erreicht. Seit unserem diesjährigen Aufbruch in Leon am 26. April 2017 war alles darauf ausgerichtet, unser ganzes Denken, Handeln, Pilgern. Nun erhob sie sich direkt vor uns.
Am frühen Morgen waren wir bei strömendem Regen für diese entscheidenden fünf Kilometer aufgebrochen –wettergeschützt mit Regenjacken, Ponchos, Hut und/oder Regenschirm sowie der Schutzhülle für den Rucksack. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt und gewünscht. Es goss wie aus Kübeln, dazu wehte ein starker Wind. Also ein Wetter bei dem man normalerweise keinen Hund vor die Tür jagt, wie man bei uns zu sagen pflegt. Gebeugt, konzentriert auf den Boden schauend, begleitet und genervt vom Lärm der vorbeifahrenden Autos eilten wir Richtung Altstadt von Santiago. Dieser erste Teil des Restweges war noch mal ein richtiger Pilgerweg. Doch in dem Augenblick, als wir die Altstadt auf dem Hügel erreichten, hörte der Starkregen auf, ging in ganz leichten Regen über und hörte wenigstens für einige Zeit ganz auf. Je näher wir der Kathedrale kamen, umso spürbarer war die Anspannung. Schließlich vor dem (leider eingerüsteten) Hauptportal wich die Anspannung einem befreiten Durchatmen, teilweise lag man sich erleichtert und glücklich in den Armen. Der/die eine oder andere hatte sogar ein Freudentränchen in den Augen: die Erleichterung und Freude darüber es jetzt endgültig geschafft zu haben dominierte alles.
Nach mehreren obligatorischen Gruppenfotos, u.a. auch für die Web-Seite der Hüstener Pfarrei, gingen wir dann den kurzen Weg bis zum Nordportal zurück und brachten von dort aus unser Gepäck in die Hospederia San Martin Pinario, direkt gegenüber der Kathedrale und dem Portal des Camino Frances. Dieses ehemalige Kloster gegenüber von der Kathedrale Santiago de Compostela liegt an der Plaza de la Inmaculada und ist ein beliebtes Ziel für Pilger auf dem Jakobsweg. Stilvolle Inneneinrichtung zeichnet die Zimmer in der Hospedería aus.
Schon kurz nach 10.00 Uhr betraten wir die Kathedrale, die über dem Reliquienschrein des HL. Jakobus errichtet wurde. (Er ist das Ziel, nämlich das Grab des Apostels Jakobus des Älteren, der unter dem Altar der Kathedrale begraben liegen soll. So jedenfalls weiß es die Legende. Danach hat Jakobus erfolglos in Spanien gepredigt. Nach Jerusalem zurückgekehrt, wird er dort unter Herodes enthauptet. Seine Jünger legen den Leichnam in ein Boot und überführen ihn mit Hilfe eines Engels nach Spanien. Schon früh gab es Stimmen, die diese Legende bezweifelten. Aber das hat bis heute die Pilger nicht abgehalten, nach Santiago zu pilgern. Sie haben diese Stadt nach Rom und Jerusalem zur drittwichtigsten Pilgerstätte der Christenheit gemacht. Ihr Geld hat mitgeholfen, dass hier eine der eindrucksvollsten romanischen Pilgerkirchen des Mittelalters entstand)
Die Zeit bis zum Beginn der Pilgermesse um 12.00 Uhr ging schnell um. Vieles gab es zu sehen und zu bestaunen, aber auch einige ruhige und besinnliche Augenblicke des Gebets und der inneren Einkehr. Bis zum Messbeginn selber füllte sich das Gotteshaus immer mehr. Es waren ca. 1000 Personen zugegen. Dann war es soweit. Ein französischer Bischof zelebrierte die Pilgermesse und am Ende wurde sogar, was wir erhofft hatten, das berühmte Weihrauchfass (Botafumeiro) in Gang gesetzt. Seit unserer Ankunft geschahen vier „Wunder“, wie ich es mal etwas salopp ausdrücken möchte:
1. Ein Bischof zelebriert die Pilgermesse,
2. Fritz Schulte und Heinz Hüffer treten am Ende der Messe auf uns zu und überraschten uns mit ihrem Dasein.
3. Heinz Heckings verloren gegangene Jakobsmuschel nebst Kreuz waren per Post wieder aufgetaucht.
4. Das berühmte Weihrauchfass trat in Aktion. Wirklicher ein glücklicher Augenblick!
Am Nachmittag gingen dann viele von uns zum Pilgerbüro und bekommen dort ihren letzten Stempel. Gleichzeitig können die Pilger die „Compostela“ (=Pilgerurkunde) erhalten, die offizielle Beglaubigung der Kathedrale, wenn sie die Pilgerschaft „pietatis causa“, d.h. aus christlichen oder religiösen Motiven vollzogen haben und sie zu Fuß mindestens die letzten 100 km zurückgelegt haben. (Einige von uns haben das sogar über mehr als 3000km getan!)
Vor dem Abendessen in unserer Hospederia feierten wir noch in der“ Aula Magna“ einen eindrucksvollen und einfühlsamen Gottesdienst. Petra Kuhlmann zog darin u.a. in dem von ihr verfassten Rückblick auf die 10jährige Pilgerschaft von Bruchhausen nach Santiago de Compostela ein Resümee. Alle wichtigen Stationen, die spektakulären, aber auch die ganz intimen, ließ sie nochmals Revue passieren. Dann entzündete jeder an der Osterkerze, die Lothar mitgetragen hatte, sein persönliches Licht an und stellte es symbolisch auf seinen /ihren Jakobsweg.
Am Schluss brandete dankbarer Applaus auf.
18.Tag: Freitag, den 12. Mai 2017, Aufenthalt in Santiago de Compostela
Pastor Meiworm war gebeten worden, die hl. Messe für die deutschsprachigen Pilger in einer Seitenkappelle in der Kathedrale zu übernehmen. Das war für ihn, aber auch für uns, ein tiefes emotionales Ereignis. In einer sehr eindrucksvollen Ansprache, in die er auch seine und unsere Erfahrungen einfließen ließ, befasste er sich mit dem Pilgerweg nach Santiago: Der Weg ist bekanntlich das Ziel. Er endet nicht mit dem Erreichen des Apostelgrabs, sondern beginnt neu oder setzt sich fort hin auf unser großes (Lebens)Ziel.
Symbolisch dafür steht das Alpha und Omega, das wir eine Stunde später bei der Stadtführung mit Rosa am Portal sehen. Am Portal nun stehen beide Buchstaben vertauscht, d.h. es beginnt mit dem Omega und endet mit dem Alpha. Dieses interessante Detail, das wir durch Rosa erklärt bekommen haben, ergänzt also die Ausführungen und Gedanken von Pastor Meiworm in seiner Ansprache.
Alpha und Omega sind der erste und letzte Buchstabe des griechischen Alphabets. Diese beiden Buchstaben stehen für Totalität, für das Umfassende, für den himmlischen Vater und den Sohn, beide als Schöpfer und Vollender der Welt. Die Schöpfung ist der Anfang, Gottes Herrlichkeit ist das Endziel. Unser Lebensweg und unsere Prüfungen liegen dazwischen.
Die Stadtführung durch Frau Rosa war sehr informativ, umfasste natürlich neben der Kathedrale auch noch einige andere interessante Sehenswürdigkeiten wie z.B. den Vorplatz vor der Kathedrale, das ‚Hostal de los Reyes Catolicos‘ , auch kurz Parador genannt (früheres Hospiz, das seit 1499 als Unterkunft für Pilger gilt, ist heute ein Luxushotel), die verwinkelte Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) mit ihren vielen Geschäftchen und dem quirligen Leben, dann auch den Bereich der Hallen (Frischmarkt) mit seinen lukullischen und kulinarischen Besonderheiten. Dauer der Führung: drei Stunden.
Im Anschluss daran hatten wir Gelegenheit in einer vielen Bars/Restaurants zu essen. Und die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.
Am Nachmittag führte uns dann Fritz Schulte, der ja eigens wegen uns angereist war, viele Sehenswürdigkeiten in, an und um die Kathedrale. Da er schon siebenmal dort war und ein großer Freund des Pilgerns nach Santiago ist, kennt er sich besonders gut aus. Aus seinem reichen Erfahrungsschatz wusste er so manches Detail zu berichten.
Den Abend verbrachten wir hauptsächlich in der Bar der Herberge. Dort trafen sich viele Pilger aus den unterschiedlichsten Ländern. Nach einigen Bierchen oder anderen Getränken herrschte eine hervorragende Stimmung. Es wurde erzählt, gescherzt und gesungen, teilweise im Wechsel mit einer irischen Pilgergruppe.
Tagesspruch von Pastor Meiworm am Abend als man über die Köstlichkeiten in den Tapasbars berichtete: „Warum soll das Gute nur für die Schlechten sein!“
19.Tag: Samstag, den 13. Mai 2017 Ruhetag in Santiago de Compostela
Schon vor dem Frühstück erfolgte die sehr herzliche und ein wenig wehmütige Verabschiedung von Brigitte und Albert, die an diesem Morgen zurück nach Deutschland flogen, weil ihr Enkelsohn Gustavo am darauffolgenden Tag, dem Sonntag zur ersten heiligen Kommunion ging. Da müssen Opa und Oma natürlich dabei sein. Dafür hatten wir vollstes Verständnis, so ungern wir die beiden auch gehen ließen.
Wir anderen gingen geschlossen zur Messfeier in deutscher Sprache in der Kathedrale, die wieder von Pastor Meiworm zelebriert wurde. Diesmal stand die Messfeier ganz im Zeichen des 100. Jubiläumstags de Marienerscheinung in Fatima, zu der auch der Papst angereist war.
Nach der Messe wurde gemeinsam gefrühstückt. Dann bildeten sich spontan Gruppen, die jeweils ihren Interessen in Santiago nachgingen. Die meisten besuchten wohl das Pilgermuseum, das sehr eindrucksvoll das Pilgerwesen allgemein und natürlich sehr ausführlich das Pilgern auf den unterschiedlichsten Jakobswegen in gut erhaltenen Exponaten und begleitenden Videosequenzen darstellt, angefangen von der Auffindung der sterblichen Überreste des Apostels Jakobus. Dann ging es um die Errichtung der Kathedrale und ihren Vorgängerkirchen. Bei der Eroberung durch die Muslime wurden die Gebeine des hl. Jakobus dort begraben wo sich das heutige Santiago befindet Das Grab wurde im frühen neunten Jahrhundert entdeckt. Der Eremit Pelayo hatte eine Lichterscheinung, die auf ein Apostelgrab hinwies. Der Bischof deutete dies als Grab des Jakobus. Kurz darauf wurde dort eine erste Kirche errichtet um die sich schnell ein Dorf entwickelte. Dies war die Geburtsstunde des Wallfahrtsortes, eines der drei bedeutendsten christlichen.
Das Museum bot sich geradezu an, da es den ganzen Tag über immer wieder kräftige Regenschauer gab.
Neben diesem Museum ist auch das Museum der Kathedrale sehenswert. Mittels Audioguide erlebt man wirklich tolle Einblicke in die Geschichte des Wallfahrtsorts Santiago de Compostela.
Zur Mittagszeit luden wieder die zahlreichen Tapasbars oder Cafés zum Verweilen ein. Alles zusammen genommen macht aus dem sehr regnerischen Tag einen informativen und kurzweiligen Ruhetag.
Den Abschluss des Tages bildete dann um 20.00 Uhr ein gemeinsames Abendessen mit Spezialitäten aus der Region mit drei verschiedenen Sorten Empanadas, Kohlsuppe mit Zutaten vom Schwein (mit Gnupp), Kichererbsen sowie Käse mit Quitten, dazu jede Menge Wein Wenn auch nicht alle von allen Gerichten begeistert waren, so war das Essen doch geschmackvoll und die besondere Atmosphäre des Lokals war auch ganz reizvoll. Der Gästeandrang in diesem Lokal und im ganzen Stadtviertel war enorm, wg. der vielen jungen Leute (Studenten? Oder einfach wg. des Samstagabends. Wir gingen dann noch ein wenig durch die nächtlichen Gassen. Heinz Hüffer und Fritz Schulte zeigte uns dann noch im nahegelegenen Stadtpark eine grandiose Aussichtsmöglichkeit auf den Komplex der Kathedrale und der gesamten Altstadt. Auf unserem Rückweg stießen wir noch auf eine Folkloregruppe unter den Arkaden. Auch das war sehens- und hörenswert.
Zum Ausklang des Tages trafen wir uns wieder in der Bar unserer Herberge. Dort trafen wir auf eine Gruppe von Pilgern aus der Steiermark und Niederösterreich. Wieder wurde gesungen, zum Abschluss gemeinsam mit den Österreichern „Möge die Straße uns zusammenführen“. Einer von dieser Gruppe sagte abschließend auf der Treppe in die oberen Stockwerke noch zu mir: „Das ist Camino!“
Spruch des Tages: „Vey sind Pilgers“
20.Tag: Sonntag, den 14. Mai 2017 Santiago de Compostela à Finisterre
Am Morgen galt es dann Abschied zu nehmen von Santiago de Compostela, denn wir wollten noch mit dem Bus nach Finisterre fahren. Um 9.15 Uhr gingen wir schwer bepackt zum Busbahnhof. Dort holte uns der gebuchte Bus ab. Vorher trafen wir noch auf eine Gruppe von Pilgern hoch zu Ross. Das war ein erhebendes Bild. Die Busfahrt ging zügig vonstatten und wir waren schon knapp zwei Stunden später in unserem Hotel ‚Rustico Prado de Vina‘ in Finisterre. Finisterre gehört ebenso wie Santiago zu Galicien, dessen Hauptstadt Coruna ist. (Referat Erhard Reuther) Seine Nähe zum atlantischen Ozean bestimmt das Klima maßgeblich: häufige Niederschläge, mildes Klima (im Sommer Durchschnittstemperatur von 20 Grad im Winter bei 10 Grad). Die Provinz Coruna selber ist die reichste der Region Galicien. Handel und Fischerei sind die wichtigsten Wirtschaftsfaktoren. La Coruna war im Mittelalter der wichtigste Zielhafen englischer Jakobspilger. Den Weg von dort nach Santiago waren in diesem Jahr Heinz Hüffer und Fritz Schulte gegangen (Camino Ingles).
Zur Begrüßung gab es ein Glas Sekt. Das passte gut, zumal Gisela gleichzeitig ihren Geburtstag feiern konnte. Während wir also bei Sekt und Wasser darauf warteten die Zimmer beziehen zu können, hielt Mechthild Rünker ihr Referat über Finisterre. Da sie dazu einen interessanten längeren Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen aus dem Jahre 2004 als Grundlage nahm, habe ich sie um einen Abzug desselben gebeten. Ich habe ihn in Auszügen als Anhang beigefügt. *
Nach dem Beziehen der Zimmer hatten wir Freizeit bis 14.30 Uhr. Wir bummelten durch das Hafengelände und kehrten zum Mittagessen in dem schönen Hafenrestaurant El Puerto ein. Das Essen mundete vorzüglich und außerdem schien auch noch die Sonne.
Dann trafen wir uns zum Sonntagsgottesdienst in der alten Kirche im Ort. Dies sollte ein besonderer Gottesdienst werden, da Pastor Meiworm an diesem Tag seinen 12. Weihetag zum Priester(Primiz) feiern konnte. Das war für ihn, aber auch für uns Pilger ein wichtiges Ereignis, auf das wir uns sehr freuten. Nach der Messfeier bummelten wir dann noch die drei Kilometer zum Faro, bis zum legendären „Ende der Welt“ mit seinem markanten Leuchtturm. An diesem Ort verbrannten die Pilger früher ihre Kleidung bzw. die Schuhe. Heut ist das untersagt, und so verbrannten wir symbolisch alle Erschwernisse unseres Lebens und besonders die auf unserer 10jähhrigen Pilgerschaft erfahrenen, die wir jeweils in einem Briefumschlag dokumentiert hatten.
Abends gab es dann zum Abschluss der Pilgerfahrt noch einen besonderen Höhepunkt in einer mystisch gestalteten und mit allerlei Tand bestückten Bar. Zu Hause hätten wir sicher gesagt einer „Spelunke“. Doch was uns dann aber erwartete war mehr als eine Überraschung. Der mit einem originellen Gewand bekleidete Wirt stellte einen Feuertrunk (Quemada) her, ähnlich wie Feuerzangenbowle. Dabei entzündete er quasi ein Höllenfeuer und sprach unverständliche Zauberworte. Durch seine übersinnlichen magischen Kräfte kreierte einen wohlschmeckenden Trank. den wir mit großer Freude und Hallo tranken. Die Stimmung war unbeschreiblich: freudig erregt, lautstark, alle waren offensichtlich begeistert und wollten im Herbst beim Bildertreffen dieses Ambiente noch einmal aufleben lassen.
Als wir dann später wieder im Hotel zurück waren, ließen wir Peter Renk noch Hochleben, denn er hatte am 15. Mai Geburtstag. Doch ging es nach dem Glückwunschlied umgehend zu Bett.
21.Tag: Montag, den 15. Mai 2017 Finisterre à Flughafen von Santiago de Compostela und Rückflug nach Hause
Letzter Tag des 10jhrigen Pilgerprojekts
Mit Wehmut gingen die meisten wohl an diesen neuen Tag heran. Viele Gedanken stürmten auf uns ein, schöne Erinnerungen wurden noch mal wach, wurden aber durch die Realität schnell vertrieben.
Da wir morgens nach einem guten Frühstück (der Kaffee war allerdings recht dünn) noch bis 12 Uhr Zeit hatten, ehe der Bus uns wieder abholte, gingen wir in Kleingruppen nochmals in den kleinen Fischerort hinab. Heinz und ich schlugen gleich den Weg zum Hafen ein und bummelten über die Hafenmole. Zufällig trafen wir dort Lothar und Mechthild, die ebenfalls zielgerichtet die Meeresbucht angesteuert hatten. Sie wollten nämlich die Flaschenpost, die wir am Vortag leider nicht aussetzen konnten, dem Meer übergeben. Also schlossen wir uns den beiden an und beobachteten Lothar als er die Flaschenpost mit großem Schwung ins Meer warf. Und tatsächlich, die Flasche wurde infolge der gerade herrschenden Ebbe ins offene Meer gezogen und nicht sogleich wieder ins Hafenbecken gedrückt. Also können wir getrost darauf warten, dass sich vielleicht irgendwann einmal jemand bei uns melden könnte, der die Flaschenpost gefunden hat.
Dann gingen wir wieder zurück zum Hotel und kauften unterwegs noch ein wenig Proviant ein. Wie verabredet kam der Bus pünktlich an, und wir konnten um 12 Uhr die Rückfahrt nach Santiago bzw. zum Flughafen von Santiago de Compostela antreten. Die Rückfahrt durch die Berge mit ihren ausgedehnten Wäldern verlief problemlos und unspektakulär. Wir hingen unseren Gedanken und vielfältigen Eindrücken nach. Nach knapp zwei Stunden sahen wir wieder die Stadt des Hl. Jakobus links von uns liegen. Wir hatten nochmals einen schönen, letzten Ausblick auf die Kathedrale und die Altstadt von Santiago. Das rief nochmals Erinnerungen wach, die wir lebhaft austauschten. Und dann waren wir schon bald am Flughafen. Wir waren schon sehr zeitig dort und mussten noch eine geraume Zeit auf das Eichecken warten. Nachdem wir dieses und die Sicherheits-kontrollen hinter uns hatten, blieb noch reichlich Zeit für einen letzten Cafe con Leche auf spanischem Boden. Mit leichter Verspätung flogen wir dann kurz nach 18 Uhr ab.
Der Flug verlief ruhig und problemlos. Wir hatten unterwegs wegen des guten Wetters ausgezeichnete Sichtverhältnisse, besonders gute als wir den Bereich der Saar erreichten. Wiesen, Felder, mäandernde Flussläufe, viel Windkraftanlagen und dichtes Verkehrsnetz waren deutlich zu sehen. Ich hatte nämlich diesmal das Glück direkt am Fenster sitzen zu können. Nach zweistündigen Flug landeten wir dann im Hunsrück auf dem Flughafen Frankfurt/Hahn, einem ehemaligen Militärflugplatz, ganz weit draußen im Hunsrück.
Am Flugplatz stand schon unser Bus bereit zur Abfahrt. Zu unserer Überraschung wurden wir dort am Flughafen schon von den beiden Kolping Vorstandmitglieder Ulf Parzonka und Thoma Müller abgeholt. Während der Busfahrt bedienten sie uns mit mitgebrachten Getränken. Einfach toll, dass die beiden sich für unsere Begrüßung in Frankfurt/Hahn extra einen halben Tag Urlaub genommen hatten. Ganz, ganz herzlichen Dank dafür!
Die Busfahrt war zwar recht angenehm, auch durch den tollen Service bedingt, dauerte aber doch recht lange, da der Flughafen wirklich weit abgelegen im Hunsrück liegt. Wir fuhren Richtung Koblenz, dann über Montabaur und weiter über Bad Marienberg zur A45 und dort bis zum Biggesee. Dort ließen wir Pastor Meiworm an einem recht einsamen Parkplatz zurück, weil er dort von seinem Schwager abgeholt wurde, um sein in Maumke zurück gelassenes Auto wieder mit nach Hüsten zu nehmen.
Als wir schließlich gegen 23.30 Uhr an der Kirche in Bruchhausen ankamen, wartete wieder eine Überraschung auf uns Rückkehrer. Das Leitungsteam der Bruchhausener Gemeinde hatte mit Unterstützung vieler fleißiger Helferinnen und Helfer einen unvergesslichen Empfang für uns Pilger bereitet: Die Kirchentüren standen offen, die Kirche war hell erleuchtet und mit vielen Kerzen illuminiert. Auf dem Kirchenvorplatz war ein appetitliches Buffet aufgebaut und die Sektkorken knallten. Herzlichst wurden wir von den vielen Gemeindemitgliedern begrüßt und empfangen, die es sich trotz der späten Stunde nicht hatten nehmen lassen, uns in solch netter Weise zu begrüßen. Gemeinsam mit ihnen traten wir in die Kirche und sangen gemeinsam das Lob- und Danklied “Großer Gott, wir loben dich!“- Ein unvergesslicher Augenblick! Und ein schöner und würdevoller Abschluss unserer Pilgerreise nach Santiago de Compostela zum Grab des Apostels Jakobus.
Danach aber ging es ans Buffet, und das große Erzählen begann.
Arnold Müller, Arnsberg-Bruchhausen, 27. Juni 2017
Jakobsweg Teilstrecke 17 25.04.2017 Als Ostern und Weißensonntag geschafft, alle Menüs waren aufgegessen, am Dienstag um 4 h – noch eine Stunde früher als sonst – im Bus gesessen. Ulf ließ es sich auch diesmal nicht nehmen, alle guten Wünsche des Kolpingvorstands mit auf den Weg zu geben. The same procedure – not as every year, aber doch wie im letzten: kurz vor 6 in Düsseldorf am Flughafen hier: Gepäck aufgeben, dann zum check – in - hat auch keiner mehr Getränke im Handgepäck drin? Auf nach Madrid und in den Bus nach Leon, eine geschäftige Stadt – vom letzten Jahr kannten wir sie schon. Die Kathedrale, das kleine Eiscafé, das Gaudi Haus – alles war noch da. Im Kloster Hospederia Monastica wurden wir genauso freundliche begrüßt, wie im letzten Jahr.
Unser erster Pilgertag – nach La Milla del Paramo ging`s mit Schwung, zum Einlaufen waren 28 km schon eine Herausforderung. Gelegentlich Regenwolken zur Rechten – Regenwolken zur Linken, gebannt unser Blick ängstlich am Himmel hing, doch wie einst Moses durchs Rote Meer ging, beendeten wir trockenen Fußes heut unseren Lauf und der Bus nahm uns in La Milla de Paramo auf. Kalt aber sonnig unser zweiter Tag. Am Nachmittag vor uns Astorga lag. Genau wie am Freitag, nach gut 20 km im Sonnenschein liefen bei aralblauem Himmel in Rabanal del Camino wir ein.
Unterwegs mussten wir betroffen zur Kenntnis nehmen, dass Günter, unserer ehemaliger Mitpilger war nicht mehr am Leben. Immer offen, immer frohen Mutes, das Leben geliebt so kannten wir ihn, stets mit sonnigem Gemüt. Und es passte zu ihm, dass er an einem sonnigen Tag seine allerletzte Reise antrat. In Memoriam heben wir heute das Glas wie er es so gern mit uns getan, und in Gedanken geht er in unserer Mitte, beobachtet aus der Ferne wahrscheinlich jeden unserer Schritte.
Am Samstag lachte uns außer der Sonne auch weißer Ginster und lila Glockenheide an, auf unserem Weg zum Cruz Ferro, moderat bergan. Nachdem unser Glückwunsch für Heinz und Irmgard zu deren 50ten war verklungen, haben sich unsere Füße fröhlich gipfelwärts geschwungen. Denn heute hatten wir mit knapp 33 km nicht nur die längste Etappe, sondern mit zusätzlichen 500 Höhenmeter rauf und 1200 runter nahezu einen Marathon vor der Kappe. Unterwegs, unsere Roadrunner wieder voraus, doch ohne Eil, ob Sie den Stein mit dem netten Hinweis sahen: don´t forget to smile? Am Sonntag in Ponferrada beim Ruhetag Aprilwetter wir hatten, mal mit Regenschirm, mal Hagelschauer, mal warfen wir zarte Schatten bei der Besichtigung der Burg oder auf dem Weg zur Kathedrale. Doch begeistert vom alten Gemäuer waren offenbar alle. Und wenn wen auf Grund des Wetters ereilte die Schwermut, die wurde am Abend weggespült mit Wermut.
Gut ausgeruht und wieder mit Sonnenschein, liefen am Montag zur Maifeier in Villafranke wir ein. Dort waren viele Häupter mit Blumenkränzen geschmückt, und den Dudelsackpfeifern lauschten wir verzückt. Etwas Abenteuer dann im Hotel - es gab Feueralarm! Brigitte machte sich Sorgen – in ihrem Schrank war`s so warm. Aus einem leerstehenden Nebenhaus quoll dicker Rauch und vorsorglich rief Albert zum Räumen der Zimmer auf. In Schlafgewand oder mit nur einem Socken sah auf dem Flur man den einen oder anderen Richtung Haustür rocken. Die Feuerbrigade währenddessen ganz entspannt hatte alles im Griff – kokelnde Matratze aus dem Fenster – Gefahr gebannt.
Am Dienstag, dem 2 Mai ging`s ohne großes Gezeter raus aus dem netten Städtchen und gleich rauf um stracke 300 Höhenmeter. Unter weiß-blauem Himmel und „Sonnesching“ zogen wir im Schatten des Berges dahin. Vogelgezwitscher, bunte Heide und weißer Ginster in Massen und hier und da rief ein Kuckuck ganz gelassen. So lenkten wir fröhlich unsre Schritte über die Hügel und eine traumhafte Aussicht verlieh uns fast Flügel. Die Krönung des Tages in Los Herrerias – nach einem öden Stück Straße - war dann im Hotel Paraiso die Sonnenterasse, die wir nach gut 20 km erreicht, und wo man uns frisches Bier oder Radler gereicht. Ein tolles Abendessen mit Aussicht auf Kühe, Kälber und Storch. Danach überflügelte Real - Atletico 3:0 ganz forsch.
Am Mittwochmorgen ging`s zunächst wieder stark bergan. Der Wettergott bot das gleiche Wetter vorm Vortag an. In O Cebreiro unsere erste Pause, in der Kirche sangen wir ein paar Lieder. Hier fanden wir auch Ingrid und Waltraud wieder, die sich diesen ersten Anstieg geschenkt, dann aber mit uns ihre Schritte nach Triacastela gelenkt. Nach insgesamt 29,9 km und je rauf und runter rund 1000 Höhenmeter konnten wir dort unsre Herberge, das Complexo Xacobeo beziehen, als nach steilem Anstieg eine gute Mittagspause uns Kraft verliehen. Nach einer weiteren gemütlichen Pause nach langem Lauf, kamen am Ende alle gut an und kein Gejammer kam auf. Beim Abendessen im eigenen Restaurant – es fand im Nebenhaus statt, waren eigentlich alle schon nach der Vorspeise satt. Doch wie zu vermuten, kam es sogleich, im 2. Gang gab`s Riesenplatten Fisch oder gegrilltes Fleisch.
Bis nach Sarria, unserem nächsten Ziel, nach einem moderaten Anstieg – 18,7 km waren nicht so viel.
Bereits nach 3 ½ km gab`s die erste Rast. Einen wunderbaren Platz mit Muschel geschmückter Quelle haben wir dazu abgepasst. Dieser Stopp hatte einen ganz besonderen Grund. Hier machten wir die 3000 km rund. Seit 2007 sich die Truppe aufgerafft, war diese gigantische Strecke geschafft. Dies Ereignis wurde dann auch gebührend gefeiert, mit Sekt und kaltem Buffet – Tomaten, Käse, Schinken, Oliven – es fehlten nur noch die Eier!
Der Ruhetag in Sarria kam uns gelegen, denn wieder rechnete man mit etwas Regen. So wanderten zunächst wir noch bei Sonne zur Altstadt empor und sangen und stempelten in „San Salvador“. Auch das Magdalenenkloster mit dem wunderbaren Kreuzgangpflaster sahen wir an, bevor in der Tapas-Bar man uns bot Kaffee und Tortillas an. Einige nutzten Ralfs shuttle-service später, um die große Schwester des Klosters in Samos zu durchmetern. Das einzige was wir nicht hatten bedacht, dass auch ein Kloster Siesta macht. Doch am Ende lohnte sich die Wartezeit und man hielt schöne Kreuzgänge und herrliche Wandmalereien für uns bereit.
Am Samstag, nach 22,9 km nach Portomarin kamen wir fast trockenen Fußes. Dort erwarteten uns Waltraud und Ralf an der Haltestelle des Busses und überraschten uns mit Spezialitäten wie Hierbas, Vino blanco und tinto, nachdem wir die letzten Meter mit Schirm mussten über den Rio Minós.
Am Sonntag nach gutem Frühstück verließen wir Portomarin und bald sahen wir die Fronleichnamsprozession ziehn. Jedenfalls sah es so aus, wenn wir drehten uns um, als seien wir bei der letzten Völkerwanderung. Unendlich viele trafen wir wieder, oder gingen vorbei in den Pausen und auf unserem Weg nach Palas de Rei. 2 km Schlenker zur Romanischen Kirche von Vilar de Donas nahmen wir noch mit, dann bremste eine lange gerade Asphaltstraße etwas unseren Schritt. Hocherfreut, als wir Ralf dann erspäten, der uns kam von der Albergue entgegen und verkündete: nur noch 1 km.
Am Montag von „La Cabana“ der Weg zunächst freundlich begann, über lauschige Waldalleen, mal bergab, mal bergan, trafen wir bald wieder auf Madam aus Colmar und Sabine aus Wangen. Sie ist dann bis Mittag für uns den Hasen gegangen. In Melide ein kleines Kirchlein, Santa Maria besucht, wo uns Ralf und Waltraud schon hatten den Picknickplatz gebucht. Nun wurde es von Stund an wärmer und der Blick in die Landschaft wurd`s minütlich ärmer. Zur Kaffezeit baute eine Bar am Wege uns wieder auf, es gab kalte Cola und frischen O-Saft, und Ralf und Ingrid tischten Kuchen auf. Danach wurde der Weg nun zäh und zäher. Asphalt ohne Ende und immer noch ging`s höher.
Die Stadt Arzua, die wir heut erreichten, war trist und öd und alle fanden es nur noch blöd. Endlich erreichten wir, wie in einem Industriegebiet, Hotel Suiza, das für uns gebucht. Schnell wurde ein schattiges Plätzchen gesucht. Dann die Überraschung des Tages: kaum war das Hotel erreicht, wurde uns von einem beflissenen Kellner ein Tablett Serveza gereicht. Noch größer das Erstaunen und die Verwunderung, als wurde klar, dass dieser Kellner kein anderer als unser Herr Pastor Maiworm war. Schlagartig waren alle Mühen, alle Wehwehchen, aller Frust vergessen und wir haben bei kalten Getränken und Popcorn fröhlich im Innenhof gesessen.
Eine weitere Tugend ist nun Heimanns zu Gute zu halten: es ist ihnen gelungen, ein Geheimnis ein ¾ Jahr unter der Decke zu halten. Und am Folgetag absolvierte Herr Pastor mit Bravour mit uns die ersten 18,5 km seiner Pilgertour. Die letzten km nach O Pedrouzo, wieder an der Straße einher, unsere Unterkunft dort, Cafe Compas, wenig spektakulär. Außer vielleicht, dass mir auch hier der Duschvorhang nicht war gewogen und mir folgte mitsamt seiner Stange zu Boden, als ich versuchte, dem Rinnsal aus dem Duschkopf NICHT entkommen zu wollen. Na, vielleicht hätte ich besser ein Bad nehmen sollen! Nun ist zum Glück nichts weiter passiert. Das Frühstück am Morgen etwas unorganisiert, führte dazu, daß sich unser Abmarsch etwas verschoben. Bis dahin hatte sich, Gott sei Dank, der Regen verzogen. Nachdem wir noch fix unser Brot kauften ein, bogen wir in einen duftenden Eukalyptus – Urwald ein. Angenehme Wege führten heute nur wenig bergan und gegen 15 h kamen wir auf dem Monte do Gozo an, Wo die beiden Pilger auf Santiago schauten, konnten wir noch trocken Georgs Vortrag lauschen. Und während wir auf die Kathedrale blickten, dem Ort unseres 10-jährigen Sehnens, ergoss sich kurzerhand der Himmel in Freudentränen. Abends im Hotel Santiago Apostel – nur noch 5 km vor uns lagen, konnten wir ein kleines Freudenfest schon mal wagen.
Am kommenden Morgen, es stürmte und goss, als ein letztes Frühstück „unterwegs“ man genoss. Wir hofften noch immer, der Regen könnte weichen und wir unser Ziel zumindest trocken erreichen. Eine Vorstellung, die dieses Mal leider nicht geklappt. Und so zogen wir los, unterm Schirm, in Regenjacke oder in Frischhaltefolie verpackt. Die Tropfen begleiteten uns auf diesen letzten Kilometern und es war uns auch egal, Wir gingen ein durch die „Puerto del Camino“ und standen plötzlich vor den eingerüsteten Türmen der Kathedrale – ganz banal.
Wir sind da !!! - Wir sind am Ziel !!! Doch wo bitte bleibt das große Gefühl?
Der Rucksack, die Füße sind angekommen, ein Gruppenfoto vor dem Gerüst, sich gegenseitig in den Arm genommen. Aber sind das die großen Emotionen, die sollten uns für 3000 km Strapazen belohnen? Drinnen in der Kathedrale ein Gewusel von hunderten internationalen Seelen, dann die Pilgermesse, sogar vom Bischof gelesen. Am Ende dann, und mit Spannung erwartet, wurde das Pendeln des großen Weihrauchfasses gestartet. Im Pilgerbüro wieder gewartet und Schritt für Schritt vorgerückt. Dann wurde alles geprüft und die Pilgerurkunde ausgedruckt. Wo wir untergebracht, im Hospederia San Martin am Abend noch eine kleine Meditation. Schlichte Worte, ein Rückblick, eindrucksvoll von Petra vorgetragen, für jeden das Licht einer Kerze, und eine Weile Stille ertragen. Und dann waren wir wirklich angekommen und haben den Geist des Apostels vernommen! Nach dem Abendessen ließen wir unsere Freude erklingen, zusammen mit einer irischen Pilgergruppe und wechselseitigem Singen.
Am Freitag, zunächst wurde Pastor Maiworm gebeten, den plötzlich erkrankten deutschen Pilgerseelsorger für 2 Tage zu vertreten, nach der Messe dann eine Stadtführung mit Rosa rund um den Dom und durch die Altstadt, gab`s viel Geschichte und Information. Die Markthallen, die Freßgaß und die Tapasbar genau wie das Cafe „Le Bistro“ begeistern uns – ist doch klar. Mit Heinz Hüffer, dem 3. Überraschungsgast hier und Fritz Schulte, zum 7ten Mal als Pilger allhier, konnten wir das am Morgen gehörte noch vertiefen, als wir abermals um die Kirche, dann zum Essen, und später hinauf in die Neustadt liefen. Hier wurde uns die Imposanz der Kathedrale im Abendlicht vergoldet, nachdem uns Fritz am Nachmittag zu Kaffee und einem Rundgang durch`s Parador verholfen.
Am Samstag noch shoppen, Museumsbesuch und Tapas essen, Andenken kaufen nicht vergessen. Dann die Rucksäcke gepackt und bereitgestellt, denn am Sonntag ging`s ans Ende der Welt, nach Finisterre, unserem allerletzten Ziel. An diesem Morgen weinte der Himmel wieder recht viel. Als wir jedoch am Hafen angekommen und die Fährte Richtung Faro aufgenommen, nachdem wir zuvor Gisela`s Geburtstag mit einem Sekt begossen und mit Pastor Maiworm zu dessen 12. Weihetag eine stimmungsvolle Messe genossen, schien sogar wieder die Sonne, als wir zum Leuchtturm rannten und nach einigen Mühen mit dem Wind, unsere verbrieften Sorgen und Anliegen verbrannten. Die Flaschenpost fand am nächsten Morgen im Hafen vom Pier bei Ebbe den ihr zugedachten Weg ins Meer. |
Pressebericht der Kolpingsfamilie Bruchhausen/Ruhr 17./finale Teilstrecke der Jakobspilger im Mehrjahresprojekt „Auf dem Jakobsweg von Bruchhausen im Sauerland nach Santiago de Compostela
Titel: Jakobspilger erreichen Santiago de Compostela
Untertitel: Jakobspilger der Kolpingsfamilie Bruchhausen/Ruhr sind am Ziel Text: Die Jakobspilger der Kolpingsfamilie Bruchhausen haben auf Ihrer letzten Teilstrecke durch Spanien ihr Ziel, das Grab des heiligen Apostel Jakobus in Santiago de Compostela, erreicht. Zum letzten Mal waren die Jakobspilger 3 Wochen lang zu Fuß unterwegs, auf ihrer 17. und damit finalen Teilstrecke, von Leon in Kastilien bis in die Hauptstadt von Galicien, nach Santiago de Compostela. 20 Teilnehmer waren beim Abschluss des Mehrjahresprojekts der Bruchhausener Kolpingsfamilie dabei. Nach 320 Kilometern auf der diesjährigen Teilstrecke sind es nun insgesamt rund 3.150 Kilometer geworden – seit dem Projektstart im Jahr 2007. Gestartet wurde in Leon (dem Ziel der 16. Teilstrecke), der Hauptstadt von Kastilien. Die Bruchhausener Jakobspilger waren dort wieder bei den Benediktinerinnen im Hospederia Monastica Pax zu Gast. Mit einer Messe in der Klosterkirche und vorbereiteten Texten begann die diesjährige Pilgerschaft. Auf dem historischen „Camino Frances“ ging es zunächst bei kalten, aber sonnigem Wetter über La Milla de Paramo, Astorga, Rabanal del Camino nach Ponferrada. Dort wurde am ersten Pausentag nicht nur die berühmte Templerburg (Weltkulturerbe) besichtigt, sondern auch eine kurze Tiefdruckzone „vorbeigelassen“. Gemeinsam mit Pilgern aus allen Erdteilen führte der Weg nach Sarria, über Villafranca del Bierzo, Las Herrerias und Triacastela. Trockenen Fußes ging es auch weiterhin über den „Camino Duro“. Anstrengend, nicht nur wegen der Kilometer, sondern auch wegen der Anstiege und Höhenmeter. Den 2. Pausentag nutzten einige Pilger um einen Ausflug zum sehenswerten Kloster Samos zu unternehmen. Nach Portomarin und Palas de Rei wartete dann in Arzua auf die Kolpingpilger eine ganz besondere Überraschung: Pfarrer Daniel Meiworm aus der Heimatgemeinde St. Petri servierte den Pilgern am Tagesziel nach 32 Kilometer zur Begrüßung kühle Getränke. Damit hatte niemand gerechnet, der Clou war geglückt. So waren es ab sofort 21 Teilnehmer, die die letzten 3 Tagesetappen nach Santiago de Compostela „unter die Füße nahmen“. Und als ausgerechnet am letzten Pilgertag der „Himmel vor Freude weinte“ (es goss aus Kübeln), konnte das der großen Freude bei der Zielankunft keinen Abbruch mehr tun. Drei Tage Aufenthalt in Santiago de Compostela: Wohnen im „Hospederia San Martin di Pinario“ (ein Privileg laut örtlicher Stadtführerin), Pilgermesse mit dem Botafumeiro, 2 Messen mit Pfarrer Meiworm in der Kathedrale, eine spezielle Führung durch Fritz Schulte aus Müschede (zusammen mit Heinz Hüffer nicht zufällig in Santiago de Compostela) und noch eine Fahrt nach Finisterre zum „Ende der Welt“ am Atlantik waren ein gelungener Abschluss des 10-Jahresprojektes. Für die finalen Überraschungen sorgten dann der Vorstand der Kolpingsfamilie Bruchhausen (Empfang am Flughafen Frankfurt-Hahn) und das Gemeindeteam Bruchhausen zusammen mit den Kindern der Teilnehmer (Mitternachtsempfang vor und in der Bruchhausener Kirche). Die vielen guten Gespräche in der Gruppe, aber auch die Begegnungen mit den Menschen unterwegs in Deutschland, in der Schweiz, in Frankreich und Spanien werden allen Teilnehmern der letzten 10 Jahre sicher noch lang in Erinnerung bleiben. Mechthild und Lothar Heimann dankten noch einmal für das erneute Teamwork der Gruppe, sprich „für die Gebete, Texte, Lieder, Gedichte, die täglichen Reise-Infos, für das Fotografieren und Filmen, das Tagebuch, die gegenseitige Unterstützung, die Mithilfe bei der Streckenführung und das sich wieder „drei Wochen lang aushalten und tolerieren.“ Am Samstag, 25. November 2017, wird es ein Jakobspilger-Revival geben: mit Messe, Bildern, Filmen, Erinnerungsstücken, Speis und Trank, mit Pilgern, Gemeinde- und Kolpingmitgliedern und allen anderen Interessenten und nicht zuletzt mit Pfarrer Daniel Meiworm, diesmal aber nicht als Überraschungsgast…
Arnsberg, Lothar und Mechthild Heimann, 25.6.2017, lotharheimann@web.de, 0177-5448 504
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16. Etappe auf dem Camino 12.4. bis 4.5.2016 Die 16. Etappe auf dem Weg nach Santiago de Compostelle. Mit dem Flieger über Madrid und Pamplona, das ging recht schnell. Ankunft in Roncesvalles – und wieder im Regen, nach der Abendmesse – zwar nicht leicht verständlich – gab`s auf Deutsch den Pilgersegen.
Am Morgen darauf – noch etwas wolkenverhangen aber trockenen Fußes losgegangen. Durch Wälder und Hügel sind wir gerannt, fast so schön wie im Sauerland. Mittagspause am unbenannten Ort, recht idyllisch neben Schaukel und „Salle des Sport“. Nur das Toilettenproblem war noch ungelöst, kein Strauch, keine offene Tür weil alles bei „La Siesta“ döst. Um`s Haus zu `ner Wiese mit Sträuchern ging`s steil bergauf, doch herab kam ein reißender Wasserlauf. Hecke erreicht – erleichtert – den Abstieg begonnen, mit jedem Schritt an Zuversicht gewonnen, die Wiese verlassen. - Brigitte sagt: “pass ...“ das „auf, hier ist´s glatt“, im Sitzen vernommen und mein Popo war nass.
Auf steinigen und klautschigen Wegen vorsichtig gehen. Auf manchen Höhen war noch Schnee zu sehen. So kamen wir zeitig in Zubiri an, wurden dort abgeholt per Taxi von Juan. Saßen im Quinto am Kamin mit Blick auf den See und konnten bei Lamm und Thunfisch über`m Berg den Sonnenuntergang seh´n.
Am 3. Tag kamen wir nach Pamplona zurück. Unser Hotel mit Aussicht und ein toller Blick über die Neustadt und die Arga-Auen und über uns der Himmel, der blaue. Durch die Porta de Francia manch´ Pilger Schritt, von der Stadtmauer erhaschten wir auch auf die Magdalenen-Brücke einen Blick. Auch die Altstadt mit Cafes und Tappas-Bars Geschäften, bevölkerten Plätzen und alten Kirchen ganz sehenswert war. Am Abend, beim renommierten Sportverein, gleich beim Schwimmbad, da tafelten wir wahrlich fein.
Beim Ausmarsch aus Pamplona bei der Uni vorbei, dort gab`s einen Stempel – von Opus Dei! Heut` konnten bei strahlender Sonne wir herrliche Aussicht genießen, ferne Berge, gelbe Rapsfelder und grüne Wiesen. Beschwingt erklommen wir die Hügel – Sonne und Wind verliehen uns Flügel. Vor der Skulptur einer Pilgergruppe schoß Jeanna aus Seattle ein paar Fotos von unserer Truppe. Ging bis hierhin der Aufstieg vergleichsweise schnell, bremste uns beim Abstieg hingegen reichlich Pilgergeröll!
In Puente la Reina vor gut 100 Jahren auch schon clevere Leute waren. Die bauten eine Brücke, die heute noch weltberühmt, über die damals wie heute der Pilgerweg führt. Auch uns hat sie heute guten Dienst getan und wir kamen gesund in Estella an. Doch zuvor in Villatuerta in der romanischen Kirche am Ort „Santa Maria de la Asuncion“, lauschten wir Ingrid`s Wort. Denn, ach, wie war ich froh, ich Wurm, dass St. Jakobus uns führte dorthin VOR dem Gewittersturm. Im Anschluß wies er uns noch den Weg in ein kleines Cafe (oder war das Georg) und als wir unseren Kaffee auf hatten, war auch der Regen passe.
Bei Sonntagswetter, auf Sonntagswegen ging`s am Sonntag – mit Sonntagsaussicht Los Arcos entgegen. Ein laues Lüftchen, der Himmel bayrisch-blau im Ort auf dem Marktplatz gab`s Kaffee, Servezas und Vino, fast für lau. Die wunderschöne barocke Kirche, gleich nebendran gelegen, dort gab`s nach dem Abendessen und der Sonntag-Abendmesse für uns den Pilgersegen.
Der Weg nach Logrono – viel bergab und bergauf, zum ersten Mal ordentlich schwitzen, denn die Sonne brannte auch. Auf den letzten Kilometern reichlich Asphalt - noch den Ebro überqueren – Hotel erreicht – dort stand das Bier schon kalt. Kaum war der erste Durst gelöscht, wir vielleicht 10 Minuten von den Füßen, konnten freudig wir Kurt und Kachelmanns begrüßen. Tags drauf – unser erster Ruhetag entspanntes Flanieren war angesagt, Kathedrale, das Rathaus, St. Jakob mit Pilgerbrunnen – kurz: die Sehenswürdigkeiten der Stadt, die historische Markthalle und vor allem – die Fress-Gass mit ihren Tapas-Buden besonderes Flair wohl hat.
Der 7. Pilgertag begann im Regen. Wahrscheinlich war auch dies ein Segen. So konnte sich doch das linke Ohr erholen vom Sonnenbrand, erworben 2 Tage zuvor. Auch das rechte Knie und meine Wade brannten schon nicht mehr, und wenn, nur noch fade. In Navarette, wo kurz vor 12 unsere 2. Pipipause wir hatten, warfen wir bereits wieder zarte Schatten. Wechselnd wolkig nach 30,3 km Najera erreicht, waren wir zufrieden, dass die Sonne heute nicht unsere Hemden gebleicht.
Donnerstag; gen Santo Domingo de la Fallada lenkten wir unseren Schritt, heute erstmals vollzählig, denn Arnold ging wieder mit. 3 Tage war unser Arnold krank - jetzt läuft er wieder – Gott sei Dank. Auch auf dem Weg nach Belorado haben wir viele wiedergesehen, die quasi seit Roncesvalles schon mit uns gehen. Unsere Muschelbande ist weltweit jetzt bekannt als „the German roadrunners“, die Heuschrecken aus dem Sauerland. Von Stirpe über Kassel bis Stuttgart, von Prag und Kärnten bis Taiwan, von Irland bis Seattle über Neuseeland, Australien bis Tasman, die da schlurften und zockelten und auch die, die ausschritten wie einst im Mai - wir überholten sie alle – und später, in der Pause, ließen wir sie wieder vorbei.
Belorado erreicht – im Hotel Jacobeo ruhten wir fein. Zuvor im „Kneipenviertel“ vor der Albergo stehend, lud uns ein stattliches Kerlchen mit gelbem T-shirt ein. Das zauberte unseren BVB – Fans ein Lächeln in`s Gesicht. Ein uriges Lokal, gutes Essen auch hier – und wieder waren wir die leisesten nicht.
Der Samstag, ein Apriltag – wechselnd wolkig und sonnig wie aus dem Kalender. Wir liefen über Hügel mit Fernsicht wie auch durch verwunschene Wälder, in denen man noch die wilden Tiere und Wegelagerer erahnte, die vor Jahrhunderten die Pilger schreckten, die den Weg nach San Juan de Ortega sich bahnten. Diese unwirkliche Stimmung sich noch erhöhte, als wir im strahlenden Sonnenlicht gingen, während uns voraus eine rabenschwarze Gewitterwolke drohte. Und unsere „Flüchtlinge“ voraus, man erahnt es leicht, haben wir diese Wolke 2 km vor dem Ziel noch erreicht. Auch der Ort und die Kirche in „San Juan“ passte zum Geschehen, dort drinnen während der Abendmesse konnten wir uns atmen sehen. Der Karlfaktor des Ortes, gleichzeitig Küster, Kantor und auch Wirt hat abends in seinem winzigen Kneipenladen humorvoll uns gutes Essen serviert.
Am Sonntag, wieder mal Sonne, mal Regen so wanderten wir Burgos entgegen. Zu sehen schon mittags – wir dachten, ganz nah, und doch war`n wir nach fast 27 km erst gegen 16.00 h da. Und beim heutigen Weg, der Möglichkeiten zwei, die beiden Mädels aus Taiwan entschieden sich für unsere Strecke und blieben dabei. Unser Tempo inzwischen adaptiert, passten sie durchaus dazu und wollten integriert werden als twenty-one und twenty-two. Auch hi und da auf unseren Wegen stehende Gewässer. Wir dachten, übern`n Acker läuft sich´s da besser. Unter jedem Schuh 3 Pfund Lehm, wohl weicher als Asphalt, aber am Ende auch nicht bequem.
Am Montag in Burgos , unser Ruhetag dort, ein Traum bei Aral-blauem Himmel – ein Bilderbuch-Ort. Die Kathedrale – Weltkulturerbe – ein einziges „wow“! Die Plaza Mayor, Arco Santa Maria am Ufer des Arlazon, die Platanen-Allee – ein Gemälde in grün und blau. Auch die Fahrt mit dem „Tren Touristico“ war lohnenswert. Hat sie uns doch einen Blick auf das alte Kloster, das Villenviertel beschert und vor allem von der Burgruine hinweg über die ganze Stadt zu sehen, herausragend hier wiederum die Kathedrale – und in der Ferne die Berge mit Schnee.
Am Dienstag dann aus Burgos der Auszug der Titanen. Nur Mechthild H. Konnten ihren Tag anders verplanen. Dem Rat der Doktores vom Hospital folgte sie keck und fuhr heute mit, mit unserem „Sondergepäck“ So erreicht sie als erste – ist ja klar, unser Tagesziel, den Weltkulturfleck – Estepar. Auch wenn das Frühstück am nächsten Morgen etwas unsortiert, gab`s am Abend Man-City : Real Madrid und auch frisches Bier.
Bei sonnigen, aber frischen knappen 5 Grad machten wir uns sodann nach Castrojeriz auf den Pfad. Und auch heute ganz ohne Fremdpilger-Gewimmel. Auf einmal eine Wolken–Muschel am Himmel. Zur Bananenpause an einem ungenannten Ort, saßen auf Styropor-Kissen wir mit warmem Popo in der Sonne dort. Auch die OP an offener Blase war gelungen und die Störche, die klapperten für uns – die alten wie die jungen. `Nen Stempel gab`s heut im Convento de Santa Clara und im letzten Ort vor`m Ziel öffnete man für uns die Bar da. Wie es scheint, ist da doch einer, der uns lenkt und leitet und auch an entlegensten Orten seine Hand über uns breitet.
In Castrojeriz ein „Künstler“ mit Mütze und Bart, klärte uns auf, was es mit Gepäck- und Personentransport auf sich hat. So schickten wir Mechthild und Petra als Spähtrupp voraus. Als wir ankamen in Formista, standen sie als Empfangsdamen in „San Pedro`s“ Haus. Natürlich hatten sie auch in den vorherigen Stunden für uns schon Bar, Supermarkt und Cafe gefunden. Die Kirche St. Martin, nun wieder rein romanisch, war wirklich sehenswert – schlicht, ja fast schon spartanisch, doch vor allem – was eher selten – sie war offen. Und auch die Akustik war unübertroffen.
Nach Carrion de los Condes wir wieder vollzählig gingen. Mit nur 20 km hatten wir heut Zeit und wir so manches Gespräch einfingen. Kein exponierter Weg, doch herrlich im Sonnenschein und nach mehreren Pausen holte uns wieder das Abenteuer ein.
Im Hostal „Le Cortes“ 10 Zimmer bestellt und bestätigt, bei Ankunft für uns jedoch nur neue vorrätig. Bei Reuthers fehlte das Wasser zum Duschen, man sah Ingrid über den Hof im Badetuch huschen. Doch kurzfristig wurden diese Probleme behoben: ein weiteres Zimmer gefunden, auf Knopfdruck lief Wasser – das Personal ist zu loben. Nun konnten in Ruhe wir zweimal hier schlafen und nächster Tage entspannt durch die Meseta laufen. Auf schnurstracken Wegen, die in den Himmel zu führen schienen, in der Ferne begrenzt von den schneebedeckten Kordilleren, gelegen, wie auf einem grünen Tablett. Über allem phantastische Wolkenbilder – in blau und weiß – sehr nett.
Was Pilger sonst noch aushalten müssen, so ganz nebenbei, abends im Hotelhof in Andendecken der Kälte trotzend – Meditation in den Mai! Zunächst waren Doktores OP-Besteck und die Sacknäherinnen gefordert, zum Aufwärmen der ein oder andere Cognac geordert, hielten bis zur Frostgrenze alle durch bei diesem Stell-Dich-ein mit Ralf`s flüssiger Folklore mit Oliven und Wein.
Bis Sahagun, nur eine Halbtagsstrecke, die liefen fast schnurstracks durch, unsere Recken. Länger saßen am Hotel in der Sonne sie fein, als wir mit einem eingesammelten Hamburger liefen ein.
Auch am vorletzten Tag – 31,7 km – die Marathon Strecke ließ uns noch verblüffendes entdecken. Eine junge Dame aus heimatlichen Gefilden (Freienohl), verwandt oder bekannt mit dem ein oder anderen, trafen wir unterwegs beim Pilgern. Als diese uns gen Mittag in El Burgo verließ, unsere Mechthild wieder zu uns stieß. Nach der Mittagspause – heut wieder volle Sonne wie in den letzten Tagen, sammelten wir noch Steine und versahen diese mit unseren Namen. Als diese ordentlich als Wegmarkierung abgelegt, haben wir den Rest der Strecke noch abgefegt. Dabei ist es uns in der Tat gelungen, ein paar Kilometer haben wir einfach weggesungen.
Am Dienstag, unser letzter Pilgertag bis LEON waren noch 24 km angesagt. Sonne und Himmel genauso, wie es schon die ganze Woche beliebt, der Weg ehe öd, längs der Straße und durch ein liebliches Industriegebiet. Die Stadt dann wieder lebhaft und sehenswert, hervorragend im Kloster waren wir beherbergt. Davor eine herrliche Bar in der Sonne gelegen, wo wir kurz darauf noch konnten neue Bekanntschaften pflegen. Als eine spanische Touristengruppe vorüber lief, Georg spontan: „Kolping Müschede“, rief. Darauf eine Dame vom Nachbartisch fragte galant: „Entschuldigung, kommt ihr eventuell aus dem Sauerland?“ Wir bejahten und sie, gebürtig aus Freienohl, hatte Verbindung und Verwandtschaft in Hüsten wohl. Unser Weg endete hier, wo ihrer anderentags begann. Nach einem kleinen Stadtrundgang und dem Abendsegen der Schwestern begleitet sie unser „buen Camino“ nun. Geschafft aber glücklich, dass alle heil das Ziel erreicht, ein wenig traurig, dass es vorbei – und der Abschied fällt nicht leicht. Am nächsten Morgen noch Zeit, die Stadt, den Markt und die Kathedrale ein wenig zu erkunden, so hat unsere Reise einen passenden Abschluss gefunden.
Ab morgen ist die 16. und vorletzte Etappe unseres Camino Geschichte. Wir werden noch Bilder sehen, den Film und lesen Berichte. Und wieder sind wir fasziniert, dass alles auf den Punkt gepasst. Ich will`s nicht wiederholen, mehrfach hab ich`s schon in Worte gefasst,
HEIMANNS VORARBEIT - wie immer: GENIAL !!! Und auch Euch anderen danke ich all, für Obacht, für Rücksicht, für Texte und Lieder, für flüssige und feste Folklore, für Garmin vorn wie hinten, für Übersetzung und Bilder, für die, die bezahlt, gerechnet und verwaltet und für alle, die Pausen und Abende nett gestaltet.
Dass unser Weg wieder so gut funktioniert und die Muschelbande immer noch so harmoniert, verdanken wir vielleicht St. Jakobus, - vor allem aber Lothar`s Geschick, einen jeden von uns so zu nehmen, wie er gestrickt. Wir wünschen, Dir bleibt noch lange erhalten diese Gabe, und hoffen, und sehn Dich durchaus in der Lage, genau wie in den vorherigen Jahren mit all Deiner Sorgfalt und Erfahrung, uns durch die allerletzte Etappe ans große Ziel zu bringen, mit der Fröhlichkeit und Zuversicht der Muschelbande und mit singen!
Verbunden mit unserem unaussprechlichen Dank und damit bis dahin Euch wird die Zeit nicht lang, und Ihr uns inzwischen nicht vergesst und Euch erinnert, was Eure Aufgabe ist, haben wir unser Gehirn geschunden und – wie wir meinen – zwei passende „Erinnerungsstücke“ gefunden. |
16. Etappe auf dem Jakobsweg von Roncesvalles nach Leon im Jahre 2016
1.Tag : Dienstag, 12.April 2016 Bruchhausen à Roncesvalles
Zur vorletzten Etappe, also der 16. der Pilgergruppe der Kolpingsfamilie Bruchhausen auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela, trafen sich 17 Pilger bereits um 4.00 Uhr morgens zur Abfahrt mit dem Bus zum Flughafen Düsseldorf. Drei weitere Pilger kamen eine Woche später nach und trafen die Gruppe in Logrono, um dann gemeinsam bis Leon zu gehen.
Die Fahrt nach Düsseldorf verlief ruhig und problemlos. Anscheinend waren die Pilger noch müde oder hingen ihren Gedanken nach. Der Flughafen war zu so früher Morgenstunde ruhig. Erst ab 6.00 Uhr wurden die Schalter zum Einchecken geöffnet. Wir nutzten unsere zeitige Anwesenheit dort natürlich sogleich aus uns checkten ein. Das war bis auf Gisela Schultes Problem mit dem Taschenmesser, das sie aus Versehen im Handgepäck hatte, problemlos. Irgendwie schaffte es Gisela aber dennoch das Sicherheitspersonal von ihrer Harmlosigkeit zu überzeugen. Sie durfte das Messer sogar behalten. Als alle durch die Sicherheitsschleuse waren, hatten wir noch gut eine Stunde Zeit bis zum Boarding. Deshalb gingen wir zunächst zum Kaffeetrinken.
Unser Flugzeug der Iberia Airline hob planmäßig ab, und wir flogen zum Internationalen Flughafen nach Madrid. Leider war die Sicht über Spanien sehr schlecht, die Wolken hingen tief, es regnete etwas und die Temperaturen lagen im einstelligen Bereich. In Madrid hatten wir eine lange Wartezeit bis zum Weiterflug nach Pamplona. Um 12.50 Uhr startete dann unsere kleine Inlandsmaschine. Nach ca. 50 Minuten Flugzeit landeten wir schließlich in Pamplona. Von dort aus fuhr uns ein Bus zu unserer letztjährigen Endstation Roncesvalles. Die Fahrt dauerte gut eine Stunde und führte über eine kurvenreiche Bergstraße nach Roncesvalles. Häufig sahen wir unterwegs Teile des Pilgerwegs, der die Straße querte oder parallel zu ihr verlief. Auch einzelne Pilgergruppen waren gelegentlich zu sehen. Dann kamen wir endlich in Roncesvalles an. Wir erinnerten uns sogleich an manche Begebenheit aus dem Vorjahr, und auch der geschichtliche Hintergrund und die Bedeutung dieses Ortes wurde uns wieder deutlich durch Heinz Heckings Kurzreferat während der Busfahrt.
Roncesvalles (baskisch Orreaga), französisch Roncevaux, wörtliche deutsche Übersetzung etwa Tal/Täler der Dornensträucher) ist ein Ort in der Autonomen Region Navarra in Spanien. Er liegt in den Pyrenäen am südlichen Fuß des Ibañeta-Passes (span. Puerto de Ibañeta, frz. Col de Roncevaux), den wir im letzten Jahr so intensiv erlebt hatten, am Fluss Urrobi.
Die Bekanntheit des Ortes ergibt sich zum einen aus seiner Eigenschaft als wichtige Pilgerstation am Jakobsweg, zum andern durch die Schlacht bei Roncesvalles am 15. August 778. Dabei wurde die Nachhut des Truppenzuges Karls des Großen unter der Führung von Roland durch die ortsansässigen Basken vernichtet, was die historische Grundlage für das Rolandslied bildete.
Roncesvalles wurde mit der Begründung des Jakobsweges von 813 immens wichtig: Drei der vier wichtigsten Pilgerwege nach Santiago de Compostela gehen hier gebündelt über die Pyrenäen (Via Podiensis von Puy und Conques, Via Turonensis – von Paris, Tours und Poitiers, Via Lemovicensis – von Vézelay, Limoges und Périgueux kommend.
Der Ort mit dem alten Augustinerkloster von 1132 stellte einen wichtigen Haltepunkt auf dem Jakobsweg dar und hat diese Funktion mit der Revitalisierung des Weges heute wiedererlangt.
Dort angekommen bezogen wir zunächst unsere Zimmer im noblen Hotel, dann trafen wir nach und nach in der Cafeteria ein und erfrischten uns. Mittlerweile setzte ein heftiger Regenschauer ein, so dass wir nur mit Schirm oder Regenkleidung zur nahe gelegenen Kirche gelangen konnten. Denn wir begannen die diesjährige Pilgertour mit einem Pilgergottesdienst in der alten Augustinerchorherren Kirche. Im Anschluss an die Messfeier wurden alle Pilger aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern genannt und erhielten den Pilgersegen.
Nach dem Gottesdienst gingen wir zurück in unser Hotel - es regnete immer noch - und stärkten uns beim abendlichen Pilgermenü. Müde und zufrieden gingen wir danach relativ zeitig zu Bett.
2.Tag : Mittwoch, 13.April 2016 Roncesvallesà Zubiri (Kirche) 23,2 km
Nach dem Starkregen am Vorabend schauten wohl alle besorgt am Morgen durchs Fenster und waren froh und überrascht, dass der Himmel zwar bedeckt war, aber kein Niederschlag zu verzeichnen war. Es war zwar recht frisch, im Kreuzgang des Klosters lag sogar noch Schnee, aber das Wetter war trocken, und das war die Hauptsache. Im Laufe des Tages heiterte der Himmel immer mehr auf, und später schien sogar häufig die Sonne. Die Temperaturen stiegen an, und es wurde ein schöner und heiterer Tag.
Alles ließ sich gut an. Das Frühstücksbuffet war gut und reichhaltig bestückt und wies sogar Tortilla und Kuchen auf. Nachdem wir uns also gestärkt hatten, trafen wir uns um 8.30 Uhr in der alten Stiftskirche zu einem kurzen Morgengottesdienst, den Waltraud sehr ansprechend vorbereitet hatte. So klang das „Großer Gott“ noch einige Zeit nach.
Um 8.45 Uhr ging es dann endlich auf die 16. Etappe, Gottlob zunächst immer leicht bergab auf einem sehr schönen und gepflegten Weg durch einen Wald bis wir nach ca. ½ Stunde in einen kleinen Weiler kamen, wo wir das Nötigste für unterwegs einkaufen konnten. Zügig ging es dann durch die herrliche Mittelgebirgslandschaft der südlichen Pyrenäenausläufer. Die Natur befand sich größtenteils noch im winterlichen Ruhezustand, vereinzelt blühten jedoch schon Schlüsselblumen, weiße und blaue Leberblümchen und überall im Unterholz Christrosen. Wenn wir zurück schauten, konnte man auch noch etliche Schneereste auf der Südseite des Ibaneta-Passes sehen, dort, wo wir im letzten Jahr so einen mühsamen Abstieg hatten.
Unser diesjährige Weg war teilweise sogar betoniert (mit interessanten Plattenstrukturen versehen). Die Betonierung sollte wohl weitere Erosionen verhindern. Vorbei ging es an Wiesenrändern mit starkem Buchsbaumaustrieb durchwachsenen Buchenbeständen, denen man ansah, dass sie in einem sehr feuchten Gebiet wuchsen (Flechtenbewuchs). Mehrmals querten wir die Passstraße, auf der wir am Vortag von Pamplona aus nach Roncesvalles gefahren waren.
Um 12.30 Uhr machten wir nach mehr als der Hälfte der Wegstrecke im Dörfchen „Linziaim“ (baskisch) Mittagsrast. Gut gestärkt und ausgeruht ging es zügig weiter, mal bergauf, dann wieder bergab. Leider hatte Brigitte Probleme mit dem Rücken, meisterte aber dennoch die Tagesetappe tapfer.
Unterwegs trafen wir immer wieder, wie man es aus der Literatur kennt, auf Pilger, die man mal irgendwo vorher getroffen hatte. Eigentlich war man nie mehr allein unterwegs, wie das in Frankreich noch der Fall gewesen war. Auch verlaufen konnte man sich nicht, da die Beschilderung überdeutlich war.
Manche Teilnehmer wünschten sich die Erwähnung des „Spruch des Tages“. Der entfällt heute, da zwei Favoriten zweideutig waren. Zum Abendessen fuhren wir mit dem Taxi in unser Hotel in Eugi, ca. 7Km von Zubiri entfernt an einem schönen Stausee gelegen. Auf der Terrasse tranken wir noch einen Kaffee. Zum Abendessen gab es u.a. typische Gerichte und Getränke. Unter letzteren stach besonders der Potxaran heraus, ein Schlehenlikör mit Anis und Honig. Gegen 22.00 Uhr war dann Nachtruhe angesagt, und alle suchten darauf ihre Zimmer auf.
3.Tag : Donnerstag, 14 .April 2016 Zubiri (Kirche) à Pamplona 22.8km
Nach morgendlicher Frühstückstärkung wurden wir um 8.30 Uhr wieder von unseren Taxen abgeholt und bis zur Kirche in Zubiri gebracht, wo wir gestern unseren Weg beendet hatten. Heute war für einige Teilnehmer Marscherleichterung angesagt, da ein Taxi Ausrüstungsteile, die nicht getragen werden sollten oder konnten in Arnolds grünem Sack und Ingrids weißer Schutzhülle zu unserm nächsten Hotel in Pamplona transferiert wurden. In den nächsten Tagen machte sich Albert um diese Transporte sehr verdient. Ansonsten aber trugen die meisten ihr Gepäck natürlich weiterhin selbst.
Nach Brot- und Verpflegungskauf in Zubiri ging es dann um 9.05 Uhr los Richtung Pamplona. Nach Überquerung des Flüsschens bogen wir nach rechts in Richtung Westen ab, und sogleich ging es leicht, aber kontinuierlich bergan. Das Bodenprofil erwies sich als sehr abwechslungsreich, denn es ging immer wieder bergauf und bergab. Bei bedecktem Himmel, jedoch ohne Regen und bei angenehmen Temperaturen gingen wir den schönen, abwechslungsreichen Weg. Immer wieder trafen wir auf Pilger, die wir schon vom Vortag kannten. Mit einigen konnten wir kurz ins Gespräch kommen. Der Weitgereiste war ein Mann aus Melbourne, der in 33 Tagen von San Jean Piet de Port bis nach Santiago pilgern wollte. Er sprach ein passables Deutsch, da seine Mutter aus Deutschland stammte. Um 11 Uhr machten wir die obligatorische Kurzpause und die Mittagspause folgte dann kurz nach 12 Uhr. Da waren wir nur noch 9km von Pamplona entfernt.
Wir erreichten Pamplona über die Brücke am Arge Fluss, durchschritten quasi ein Stadttor und konnten sodann in einer Kirche den begehrten Stempel holen. Dann mussten wir noch 4,8km durch die Vororte bis zur Magdalenenbrücke laufen. Dort rasteten wir, und Gisela Schulte hielt ihr Referat über Pamplona. Sie gab uns damit eine interessante und wichtige Einführung über die mehr als 2000 Jahre alte Stadt. Pamplona (baskisch Iruña) ist die Hauptstadt der autonomen RegionNavarra in Spanien. Pamplona liegt in einer kleinen Hochebene auf 449 m Höhe am FlussArga. Die Umgebung der Stadt ist bergig, der höchste Berg der Umgebung ist der Peña Izaga, ein Pyrenäen-Ausläufer mit 1.353 Meter Höhe. Das Stadtbild wird von einer großen und gut erhaltenen Zitadelle und einer großen Kathedrale geprägt. Zentrum ist die Plaza del Castillo mit ihrem Ausläufer zu den alten Burgos (Märkte) vor dem Rathaus an der Plaza Consistorial. 74 v. Chr. wurde der Ort von Pompeius als Pompeiopolis an Stelle einer einheimischen Siedlung neu gegründet. Noch zu des Gründers Lebzeiten verballhornte der Name zu Pompaelo. Die Stadt diente der Absicherung des Pyrenäenüberganges von Roncesvalles.
Pamplona wurde im Lauf seiner Geschichte mehrmals zerstört:
- 466 von den Westgoten,
- 542 von Franken,
- 778 durch Karl den Großen auf seinem Rückzug von Zaragoza/Saragossa, weil er keine befestigte Stadt im Rücken wollte,
- 924 durch Abd ar-Rahman III. und schließlich
- 1521 während des Französisch-Spanischen Krieges durch Truppen Franz I.
Ihre Lage am Jakobsweg aus Frankreich verschaffte der Hauptstadt Navarras einen Aufschwung im 11. Jahrhundert. Mit der Aufteilung dieses Landes kam die Stadt zu Spanien. Sie wurde zur Festung ausgebaut und behielt diesen Status bis in die Anfangsjahre des 20. Jahrhunderts.
Während des achten Jahrhunderts beherrschten Mauren und Franken mit Unterbrechungen die Stadt. Die bekannteste Episode dieser Periode war die Zerstörung der Stadtmauern, die Karl der Große nach seinem gescheiterten Feldzug nach Saragossa 778 veranlasste; er wurde später in der berühmten Schlacht von Roncesvalles besiegt. Im Jahr 781 eroberte Abd ar-Rahman I. mit seinem Heer die Stadt. Pamplona hat den mittelalterlichen Plan der Stadt und sein sternförmiges Fort bewahrt, aber das landwirtschaftliche Zentrum von ehedem 28.886 Einwohnern im Jahr 1900 hat sich einschließlich der Vororte besonders nach dem Spanischen Bürgerkrieg erweitert. Die Stadt ist Heimat zweier Universitäten, der privaten Universidad de Navarra, gegründet 1952 und eine Einrichtung von Opus Dei, sowie der staatlichen Universidad Pública de Navarra, geschaffen durch die Regierung von Navarra im Jahr 1987. Es gibt auch eine lokale Niederlassung der UNED (Universidad Nacional de Educación a Distancia).
Pamplona ist als Stadt mit einem der höchsten Lebensstandards in Spanien bezeichnet worden. Am 1. Januar 2015 betrug die Bevölkerung 195.853, eine Zunahme wegen der Einwanderung besonders aus Südamerika.
Danach überschritten wir auf dem Magdalenensteg den Fluss, stiegen auf dem Gegenufer steil hinauf bis zur Stierkampfarena. Dort wandten wir uns dann nach rechts und gelangten bald zum zentralen Platz „Plaza de Castillo“. Nach kurzer Rast dort erreichten wir dann um 16.00 Uhr unser Hotel Eslava hoch über der Neustadt gelegen. Der Restnachmittag stand dann zur freien Verfügung. Bemerkenswert ist noch das Abendessen um 20.30 Uhr im Schwimmbad/Sportcenter direkt um die Ecke. Ganz überraschend für uns gab es mehrere Vor- und Zwischengerichte , sie waren ausgesprochen lecker und abwechslungsreich. So beendeten wir den Abend sehr zufrieden und rundum gesättigt sehr spät. Die Nachtruhe gab es daher für uns erst um 23 Uhr.
4.Tag : Freitag, 15 .April 2016 Pamplona à Puente la Reina 27,8km
Ungewohnt war das Frühstück im Hotel im beengten Frühstücksraum mit der für größere Kapazitäten nicht ausgelegten Kaffeemaschine. Die Auswahl an Speisen war gut, jedoch wurde das Toasten zur Geduldsprobe, denn wenn 17 Personen alle zur gleichen Zeit frühstücken wollen ist die Kapazität eines Toasters natürlich überfordert. Auch Sitzplatzmäßig war es dort etwas problematisch, aber wie gesagt: alles war ok.
Um kurz nach halb Neun gingen wir und erreichten schon recht bald das städtische Neubaugebiet von Pamplona, alles wurde ruhiger, der Verkehr ließ nach. Erwähnenswert sind die Fußgängerampeln, die die zu wartende Zeit bis zur Grünphase jeweils in Sekunden angaben. Auf unserem Weg kamen wir schließlich bald zur Stadtperipherie in ein parkähnliches Gebiet mit einigen Universitätsgebäuden. Dort gibt es auch eine Stelle, an der sich Pilger einen Stempel holen können, wie jemand aus der Gruppe irgendwo erfahren hatte. Das entsprach tatsächlich der Realität. Doch wohl niemand hatte damit gerechnet, dass es sich bei dieser Einrichtung um eine Institution von Opus Die handelte. Insider waren anschließend doch wohl nicht so ganz glücklich über ihre Entscheidung.
Doch dann ging es endlich zügig und ohne große Unterbrechung weiter bis zur Mittagspause an der höchsten Stelle der heutigen Etappe weiter. Es handelte sich um einen landschaftlich sehr reizvollen Weg mit teilweise kräftigem Anstieg bis zu einer Windradkette auf dem Höhenzug. Immer wieder waren wir fasziniert über die beeindruckenden Aus- und Fernblicke auf Pamplona und die gebirgige Landschaft. Direkt auf der Scheitelhöhe machten wir dann Mittagsrast, jedoch an windgeschützter Stelle unterhalb der Windräder. Der Abstieg auf der anderen Seite war anfangs sehr steil und wegen des Pilgergerölls äußerst mühsam zu begehen. Danach aber wurde der Weg schnell besser, und wir erreichten gegen 14 Uhr das Dörfchen Uterga. Dort kehrten wir zu einer Kaffeepause in einem Cafe mit Gartenanlage ein. Albert Mendelin spendete der ganzen Gruppe einen Kaffee im Andenken an seine Mutter. Nach einem herzlichen Dankeschön ging es weiter und schon bald teilte sich die Gruppe. Die einen gingen den Normalweg nach Puente del Reina und die anderen machten einen Zusatzumweg über die berühmte Eudata, eine Kirche mit octogalem Grundriss aus dem 12. Jhrd. Unterwegs hörten wir plötzlich den melodischen Gesang einer Nachtigall. Wir konnten sie sogar sehen, was normalerweise ungewöhnlich ist. Leider mussten wir zunächst an der Kirche eine Pause einlegen, weil sie erst um 16.30 Uhr geöffnet wurde. Aber die Pause tat gut und die berühmte romanische Kirche aus dem 12. Jhrdt war sehenswert und entschädigte uns für die „Zusatzstrapazen“.
Schließlich kam die zweite Gruppe gegen 17.45 Uhr im Hotel an. Es verblieb noch genügend Zeit für ein kühles Bier und eine erfrischende Dusche vor dem Abendbrot.
5. Tag: Samstag,16.04.2016 Puente la Reina à Estelle 24,8km
Nach ruhiger und erholsamer Nacht wurde ich morgens durch das Schlagen einer Nachtigall (Gesangsart dieses Vogels) aufgeweckt. Gefrühstückt wurde, wie meistens um 7.30 Uhr. Das Frühstück war wieder sehr ordentlich, reichlich und abwechslungsreich, also nicht unbedingt als Pilgerfrühstück zu bezeichnen. Gisela verzehrte gleich zwei Spiegeleier, sagte aber sogleich, dass sie in Zukunft nicht mehr so üppig essen würde, also statt zwei Eiern, nur noch eins. So gut gestärkt brachen wir dann um 8.30 Uhr auf und durchquerten die Stadt Richtung der mittelalterlichen Bücke, die für den Bekanntheitsgrad und den Namen verantwortlich ist. In der Innenstadt bestand wieder die Möglichkeit zum Auffrischen des Proviants. Wie immer nahm die Prozedur einige Zeit in Anspruch. Daher gelangten wir erst gegen 9.10 Uhr zu der alten Bücke. Es wurden dort verständliicherweise viel schöne und beeindruckende Fotos gemacht. Danach führte der Weg durch die flussbegleitende flache Landschaft an der Arge entlang. Erst nach ca. 20 Minuten Wegs verließen wir die Auenniederungen und stiegen auf steilem Weg durch einen lichten Kiefernwald ca. 200m bergan bis zur ober verlaufenden Autobahn.
Unterwegs schwärmte Gisela nochmals vom Frühstück des Vortages und fasste eine Entscheidung mit Tragweite: „Ich variiere in Zukunft das Frühstück, statt der2Spiegeleier esse ich nur noch eins.“
„Ach das sind doch nur Äußerlichkeiten“ (Brigitte als sich einige ein wenig belustigt zeigten über ihren seltsamen Bewegungsstil, den sie nach längerem Sitzen machte. Nach diese zwei Kostproben werde ich möglichst wieder wie im vergangenen Jahr versuchen, einen Spruch des Tages aufzufangen und hier zu vermelden.
Ein opulentes Mittagsmahl gab es dann im Windschatten einer Kirche. Dort gab es zwei steinerne Tische zum Ausbreiten all der Köstlichkeiten, die man so mühselig mitgeschleppt hatte. Damit nun die von Lothar neue Verteilung der Zimmer für diesen Tag niemandem auf den Magen schlagen konnte, hatte sie Lothar vorsorglich erst ans Ende des Mittagspicknicks gesetzt. Es ergaben sich keine Probleme.
Gestärkt ging es dann weiter durch den verwinkelten Ort, dann etwas mühsam über Stufen und ausgespültem Erosionsbereich wieder bergan bis zur Autobahn Pamplona/Logrono. Kurzzeitig liefen wir jetzt parallel zu Autobahn und bogen dann aber wieder ab in eine hügelige Kulturlandschaft vorbei an herrlich blühenden Mimosensträuchern. Weit konnten wir in die Ferne schauen und ahnten, dass wir wohl noch bis zum in der Ferne auftauchenden Gebirgszug laufen mussten. Munter gingen wir weiter. Einige waren skeptisch wegen des zwischenzeitlich aufziehenden Wetters. Zum Glück gingen wir in Villatuerta in eine alte Kirche aus dem 13. Jhrd., sangen einige Lieder und holten uns einen Pilgerstempel bei der alten Küsterin. Als wir gerade wieder gehen wollten, brach ein heftiges Gewitter mit starken Windböen und Regenfällen über uns herein. Also gingen wir wieder in die Kirche zurück, die alte Frau blieb natürlich auch da. Ingrid trug dann in einer Spontanmeditation 10 Gedanken zum Pilgern vor.
Kurz darauf ließ das Unwetter nach, und wir gingen in ein Cafe, das Georg ausfindig gemacht hatte. Der Rest des Weges war dann aber leider schwer zu gehen , da der Boden fürchterlich aufgeweicht war. Um 16.40 Uhr waren wir schließlich am Ziel und bezogen unsere Zimmer.
Villertuerta ist ein geschichtsträchtiger Ort aus den 12. Jhrdt. Seine eigentliche Entwicklung ist eng mit dem Pilgerweg nach Santiago de Compostela verbunden. Im Mittelalter führte der Jakobsweg nicht direkt durch den Ort, wie eine romanische Brücke in der Nachbarschaft beweist, die in zwei Bögen über den Iranzu führte.
6. Tag: Sonntag,17.04.2016 Estelle à Los Arcos 22,8 km
Der morgendliche Abmarsch war diesmal auf 9.00 Uhr festgesetzt. Am Ende der Stadt ging es direkt bergauf bis zum Kloster Real de Irache (Benediktiner). Dort befindet sich vor der klösterlichen Bodega ein Weinbrunnen, erbaut im Jahre 1991. Aus einem Zapfhahn kann der vorbeikommende Pilger als Zeichen für benediktinische Gastfreundschaft Rotwein zapfen (ein Glas), aus dem anderen frisches Trinkwasser. Auf einem Schild ist u.a. zu lesen: “Pilgrim, if you wish to arrive at Santiago full of strength and vitality, have a drink of this great wine and make a toast to happiness.” (freie Übersetzung: Pilger, wenn du wohlauf in Santiago ankommen willst, trink von diesem großen Wein und sprich einen Toast aus auf das Glück.”)
Leider war die Quelle versiegt als wir vorbei kamen. Also half Albert uns aus der Bredouille und offerierte eine Flasche Rotwein aus seinem Rucksack. Diese Gabe nahmen wir dankbar an und teilten sogar noch mit dem einen oder anderen Einzelpilger, der gerade da war. Wir hielten uns länger auf als geplant, so dass die Vorgruppe einen anderen Weg lief als vorgeplant, der aber als Alternativweg gekennzeichnet war. Wir wanderten durch eine wunderschöne Landschaft. Marlies bezeichnete den Weg als “Sonntagsweg” wegen seiner grandiosen Aussicht auf die weiten Täler und die Tafelberge, die uns ein wenig an Südtirol oder Südafrika erinnerten. In der Ferne sahen wir sogar noch schneebedeckte Berge.
Um 11.00 Uhr machten wir eine Frühstückspause. Danach ging es bis 12.30 Uhr weiter zunächst wieder bergauf, dann aber leicht abfallend oder flachverlaufend, bis wir zu einer “Fliegenden” Bar inmitten der herrlichen Flurlandschaft kamen. Dort trafen wir dann auch die andere Teilgruppe. Weil diese dort bereits rasteten, kehrten auch wir ein, obwohl die Sitzmöglichkeiten sehr eingeschränkt waren. Auch waren wir wenig begeistert wegen der penetranten Musikberieselung, die so gar nicht zur kontemplativen Komponente des Pilgerns passte.
An diesem Tage waren sehr viele Pilger unterwegs. Ich habe für den Zeitraum unserer Rast ca. 100 Personen gezählt. Am Ende der Mittagspause hielt Michael Schrulle sein Referat über Navarra:
Navarra ist eine Autonome Gemeinschaft und Provinz im Norden Spaniens. Sie umfasst den südlich der Pyrenäen gelegenen Teil des historischen Königreiches Navarra. Hauptstadt ist Pamplona (baskisch Iruña). Die Einwohnerzahl von Navarra beträgt 640.476 (Stand 2015). Navarra reicht von den westlichen Pyrenäen bis ins obere Ebrotal und zählt zu den kleinsten Autonomen Gemeinschaften Spaniens. Im Norden bildet der Hauptkamm der Pyrenäen die Grenze zu Frankreich, im Westen grenzt Navarra an die zur Autonomen Gemeinschaft Baskenland gehörenden Provinzen Gipuzkoa und Álava, im Süden grenzt es an die Region La Rioja und im Osten an Aragonien. Die Autonomie Navarras stützt sich nicht nur auf die Bestimmungen der spanischen Verfassung von 1978 über die mögliche Gründung von Autonomen Gemeinschaften, sondern auch auf die historischen Rechte der über Fueros verfügenden Territorien, die von der spanischen Verfassung ausdrücklich anerkannt wurden und die im Falle Navarras auf das ehemalige Königreich Navarra zurückgehen, welches bis Mitte des 19. Jahrhunderts seine eigenständigen inneren Institutionen behielt. Diese Bestimmung ist Grundlage der vollständigen finanziellen Autonomie Navarras. Demzufolge zieht die Autonome Gemeinschaft die Steuern auf ihrem Gebiet selbst ein und führt lediglich eine durch ein bilaterales Abkommen festgelegte Summe an den spanischen Zentralstaat ab. Navarra hätte sich nach der spanischen Verfassung dem Autonomieprozess des Baskenlandes anschließen können, was aber nicht geschah.
Nach Beendigung des Referats gingen wir dann weiter, machten nach einer Stunde an einem schönen Rastplatz nochmal kurz Pause. Währenddessen überreichte die Kommune (Heinz u. Arnold) den Damen einen kleinen Schnuller aus Zucker, als Dankeschön für ihre Fürsorglichkeit. Um 15.00 Uhr kamen wir dann in Los Arcos in unserm Hotel Monaco an, tranken erst einmal ein kühles Bier im kühlen Terrassenbereich, ehe wir dann unsere Zimmer bezogen, uns frisch machten für das Abendessen. Nach dem Essen gingen dann unsere Pilger zum Abendgottesdienst in der alten Pfarrkirche.
7. Tag: Montag,18.04.2016 Los Arcos à Logrono 32,8 km
Zu dieser Etappe kann ich leider keine persönlichen Aussagen machen, da ich wegen starker Magen-/Darmproblemen ausfiel und deshalb mit dem Linienbus diese Etappenstrecke abgefahren bin. Jedoch hatte ich vom Bus aus die Gelegenheit, häufig die Streckenführung des Jakobswegs einsehen zu können. Sie führte häufig bergauf und bergab. Dann führte der Weg dem Talverlauf folgend “geschlängelt” oft weit ins Tal hinein, um dann am Gegenhang wieder zurück zu verlaufen. Diese Teilstrecke schien nicht sonderlich attraktiv zu sein. Jedenfalls landschaftlich war dieser Wegteil wenig spektakulär und zeichnete sich durch kargen Bewuchs aus. So wie ich aus Gesprächen erfuhr war die Wandergeschwindigkeit sehr hoch, wurde allerdings erleichtert durch den ständigen Rückenwind.
Auf dieser Strecke traf man auch auf eine alte Frau am Wegesrand sitzend. Laut Reiseführer sitzt sie dort regelmäßig, wünscht den Peregrinos “Buen Camino”, stempelt die Pilgerpässe und verkauft gleichzeitig devotionalen Kleinkram.
Besonders der letzte Teil des Weges war laut Aussage einiger Teilnehmer sehr anstrengend, da das Ziel Logrono nahezu erreicht war. Aber der Weg führte leider mal wieder über eine lange, eintönige Strecke durch industriell geprägte Vorstadtbereiche. Als dann schließlich der Ebro erreicht war, galt es nur noch die steinerne Brücke zu überschreiten und schon war das Hotel am Altstadteingang erreicht.
Besonders groß war die Freude, dass auch Kuhlmanns und Kurt Köfler wohlbehalten angekommen waren und von nun an die Reststrecke mitlaufen werden. Das Hotel machte einen sehr gepflegten, etwas unterkühlten Eindruck, war aber topp. Das Abendmenü nahmen wir an diesen Tag gemeinsam im Hotel ein. Am Folgetag, der als freier Tag zur Erholung geplant war, konnten dann die Mahlzeiten nach individuellen Bedürfnissen eingenommen werden.
Während des Abendessens hielt Arnold sein Referat über die Stadt Logrono, so dass alle für den Ruhetag bestens vorbereitet waren.
8. Tag: Dienstag,19.04.2016 Ruhetag in Logrono
Hier nun Auszüge aus dem vorabendlichen Referat, die auch für den freien Tag Bedeutung haben könnten:
Logrono ist die Hauptstadt der Provinz und der Autonomen Gemeinschaft La Rioja [la'rjoxa in Spanien. Sie hatte am 1. Januar 2015 151.344 Einwohner bei einer Fläche von 79,6 km². Die Stadt liegt auf einer Höhe von 386 m.
Wort-Herkunft
Vermutlich ist das Wort Rioja eine Zusammensetzung aus „Río-Oja“,[2] bedeutet also „Oja-Fluss“, der durch die Region La Rioja in den Ebro fließt. Andere Meinungen bringen das Wort mit Ableitungen aus der baskischen Sprache in Verbindung.[3] Logroño entstand an einer Furt des Flusses Ebro und wurde im 1. Jahrhundert unter dem Namen Vareia Hauptort des Keltenstammes der Beronen. Die Römer nannten es zunächst Varelus und später Lucrosus. Eine andere Theorie führt den Namen auf die Zusammenziehung des lateinischen Artikels „lo/illo“ mit der Ortsbezeichnung Gronio/Gronno zurück, wobei der Ursprung des letzteren mit Keltisch und die Bedeutung mit „Furt, Übergang“ angegeben wird. Schließlich gibt es auch die Deutung „Lucus Brun“ oder „Lucus Beronius“ – „Heiliger Ort (im Wald) Berón“.[2]
Logroño liegt an der Nordgrenze der Region La Rioja im Tal des Ebro und befindet sich somit in unmittelbarer Nähe des Baskenlandes. Die Stadt liegt nur etwa 150 km vom Atlantischen Ozean entfernt, dazwischen liegt jedoch das Kantabrische Gebirge. Dies sorgt dafür, dass das Klima der Stadt dem zentralspanischen ähnelt und von geringen Niederschlägen und heißen Sommern gekennzeichnet ist. Logroño hat eine lange Geschichte, die Römer bauten hier die erste Brücke über den Ebro, lange bevor Westgoten und Mauren die Stadt einnahmen. Nach der Vertreibung der maurischen Herrscher erhielt die Stadt Ende des 10. Jahrhunderts Stadtrechte. Eine neue Brücke über den Ebro machte Logroño nun zu einer wichtigen Station der Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela.
Nach der Vertreibung der maurischen Herrscher erhielt die Stadt Ende des 10. Jahrhunderts Stadtrechte. Der Ebro ist mit 930 km der wasserreichste und längste Fluss Spaniens. Iberus hieß der Strom bei den Römern, er wurde so zum Namensgeber der gesamten iberischen Halbinsel. Die vom Ebro durchströmte Stadt verfügt über zwei Brücken, welche Logroño mit Navarra und Álava verbinden. Die ältere der beiden Brücken, die Puente de Piedra, ermöglicht den Zugang zur Stadt über den Jakobusweg.
Die Pilger nehmen den Weg über die alte Bogenbrücke in die Altstadt von Logrono mit der Bischofskirche Santa Maria la Redonda, deren barocke Zwillingstürme alles überstrahlen. Sie verlassen die Altstadt durch das Stadttor Puerta del Camino weiter bis zum Kloster Santa Maria la Real in Najera.
Im nahen Umfeld der Rúa Vieja, einer traditionellen Durchzugsstraße für Pilger auf ihrem Weg nach Santiago de Compostela, treffen wir auf die bedeutendsten Exemplare der Jakobusarchitektur, wie die Pilgerherberge oder den berühmten Pilgerbrunnen. Ein weiterer Zeitzeuge der Bedeutung dieser Pilgerroute wird von der Santiago-Kirche verkörpert. Dieser beeindruckende Bau aus dem 16. Jahrhundert besteht aus einem einzigen Schiff und präsentiert uns auf seiner Fassade eine fabelhafte Bildnis Santiago Matamoros (Mohrentöter). Im Innenbereich wird die Bildnis der Jungfrau der Hoffnung ("Virgen de la Esperanza"), der Schutzpatronin von Logroño, verehrt.
Die Kathedrale Santa María la Redonda (15.- 18. Jhdt.) ragt mit ihren beeindruckenden Barocktürmen über dem Marktplatz empor. Der heutige Domkomplex wurde auf den Gemäuern einer einstigen romanischen Kirche mit rundem Grundriss errichtet. Sehenswert ist eine Darstellung der Via Crucis, welche von Michelangelo, dem Großmeister der Renaissance, gefertigt wurde. Das Wirtschaftsleben der Stadt ist, typisch für die Region La Rioja, geprägt von Winzerbetrieben. Weitere bedeutende Wirtschaftszweige sind die Keramik- und Weißblechverarbeitung.
9. Tag: Mittwoch,20.04.2016 Logro à Nájera
Nach dem gemeinsamen Frühstück um 7.30 Uhr brachen die Peregrinos aus Bruchhausen wieder um 8.30 Uhr zur 9. Tagesetappe auf. Leider war das Wetter in den ersten zwei Stunden nicht gut, d.h. es regnete. Entsprechende Kleidung und Rucksackverpackung war deshalb angesagt. Dennoch gingen alle gut gelaunt auf dem bestens gekennzeichneten Weg durch die Altstadt von Logrono. Lediglich Arnold musste noch einmal wegen seiner Magen/Darmerkrankung aussetzen. Er fuhr mit dem Taxi voraus und nahm bei dieser Gelegenheit das überzählige Gepäck mit.
Der Weg führt zunächst relativ lange durch Logroño, bis endlich die Stadtgrenze erreicht ist und man das Gefühl hat, wieder in der gewohnten Stille des Jakobswegs angekommen zu sein. Denn dann beginnt der Abschnitt recht gemütlich mit Wanderungen durch die Weingärten des Rioja-Anbaugebietes und üppig wogende Getreidefelder. Die ersten zwei Drittel des Wegs führen tendenziell bergauf, aber nicht übermäßig steil. Danach geht es bis Nájera wieder bergab.
Nach etwas mehr als zwölf Kilometern erreicht man zunächst den kleinen Ort Navarrete, wo man sich in Einkaufsläden mit Proviant eindecken kann. Weiter geht es fast acht Kilometer bis Ventosa. Auf dem Weg liegt ein interessanter Friedhof, der schon viele Jahrhunderte alt ist. Hier sind auch Pilger beim Waschen und Essen dargestellt. So bekommt man wieder ein Gefühl dafür, auf welch traditionsreichen Pfaden man wandelt. Der Weg führt an Weinreben vorbei, aber auch an Straßen entlang, bis endlich Nájera erscheint. Der Ort hat immerhin knapp 7000 Einwohner und bis zum Hotel in der Altstadt war wieder eine Asphaltetappe zu meistern. Gegen 16.00 Uhr kam dann die Gruppe beim Hotel an. Von da an gab es wieder den normalen Rhythmus: Bier trinken und/oder frisch machen. Dann bummelten einzelne durch die Stadt und einige besichtigten das Kloster Santa María la Real, dessen Besuch absolut lohnt. Besonders der Kreuzgang des Klosters von Nájera ist eine architektonische Meisterleistung.
Zum Abendessen ging die Gruppe dann in ein Lokal ganz in der Nähe des Hotels. Zu aller Überraschung wurden wir dort vom Besitzer und seiner Frau im Verlaufe des Abends herzlichst begrüßt in deutscher Sprache. Beide hatten einige Zeit lang in Deutschland gelebt und gearbeitet.
10. Tag: Donnerstag, 21.04.2016 Nájera à Santa Domingo de la Calzada 21,5 km
Najera, der sehr bekannte Ort auf dem Weg nach Santiago liegt unterhalb eines von Höhlen durchsetzten roten Sandsteinfelsen. In dem Ort liegt eine sehenswerte Klosteranlage/Museum des Klosters Santa María la Real, dessen Besuch, wie bereits gesagt, absolut lohnt. Besonders der Kreuzgang des Klosters sollte man sich, sofern es die Zeit zulässt anschauen. Da am frühen Morgen noch alle Geschäfte geschlossen hatten, mussten wir erst 5 km weit laufen, um im Nachbarort Brot kaufen zu können. Unterwegs hielt Mechthild R. ihr Referat über die Rioja, eine berühmte Weinbaugegend edler Rotweine. So weit das Auge reicht: überall kann man die Weinreben sehen. Das relativ kleine Weinbaugebiet wird von nur 317.00 Menschen bewohnt. Es wird vom Iberischen Randgebirge und dem Ebro begrenzt. Es weist Kontinentalklima auf, d.h. heiße Sommer und kühle Winter.
Wir durchwanderten also sehr viele Weinbaufelder, teils mit Rankhilfe (Zäune), teils ohne. Deshalb entstand unter uns eine Diskussion über die Art der Ernte. Heinz konnte schließlich aus eigener Erfahrung die Frage beantworten. Bei den allermeisten Feldern würden heute moderne Maschinen eingesetzt. Das Pflücken per Hand findet eigentlich nur noch in sehr steilen Hanglagen wie z.B. in Deutschland statt.
Die Mittagspause konnten wir am Golfclub Cimena in dessen Cafeteria einlegen. Bis zum Ziel waren es dann nur noch 7,3 km. Also gelangten wir ziemlich schnell nach San Domingo am Rio Ocher, einer 7000 Einwohner zählenden Gemeinde mit einer alten Bogenbrücke über den Fluss und der allseits bekannten Kirche Santo Domigo de la Calzada mit dem berühmten Hühnerwunder.
Das sogenannte Hühnerwunder von Santo Domingo de la Calzada ist eine eng mit dem Jakobsweg verbundene Legende. Zur Hochzeit der Wallfahrt nach Santiago de Compostela soll eine Pilgerfamilie aus Xanten nach Santo Domingo de la Calzada gekommen sein. Sie übernachteten in einem Wirtshaus. Die Wirtstochter fand den Sohn der Familie sehr attraktiv, der – fromm und keusch – ihr Angebot aber zurückwies. Die Zuneigung der Wirtstochter wandelte sich in bösen Zorn, sie sann auf Rache und versteckte einen Silberbecher in seinem Gepäck. Der Wirt bemerkte am Folgetag den Verlust und schickte die Stadtbüttel aus, die auch schnell fanden, was sie suchten. Der junge Mann wurde nach kurzem Prozess aufgehängt und die Eltern zogen traurigen Herzens weiter nach Santiago. Auf dem Rückweg kamen sie wieder an der Richtstatt vorbei, wo sie ihr Sohn ansprach, dass er gar nicht tot sei, weil ihn (Version 1) Santiago bzw. (Version 2) Santo Domingo gehalten habe. Die Eltern liefen daraufhin zum Richter, der vor einem Teller gebratener Hühner saß, und berichteten das Vorgefallene. Der Richter antwortete, dass ihr Sohn so tot sei wie die beiden Hühner vor ihm, worauf diese sich erhoben und davonflatterten. Nun wurde der Sohn ab- und die Wirtstochter aufgehängt, die Familie zog weiter nach Hause.
Als eine Attraktion und Reaktion auf diese Legende werden neben vielen Abbildungen mit Hühnern noch heute zwei lebende Hühner (ein weißer Hahn und eine weiße Henne) im Innern der Kirche ausgestellt. Aus Tierschutzgründen werden die Tier regelmäßig gegen andere ausgetauscht.
Nach so viel Kultur und schwer verdaulicher Legende gingen wir dann noch in Kleingruppen in Stadt und genossen die letzten Sonnenstrahlen und ein kühles Getränk auf der „Flaniermeile“.
Nach ruhiger Nacht und gutem Frühstück (kein Buffet) gingen wir wieder pünktlich um 9.00 Uhr los, zunächst durch die verwinkelte Altstadt von Santa Domingo. Wir passierten das alte Kloster Santa Domingo de Real und bogen kurz darauf nach rechts ab. Vor uns lag eine majestätisch ausgebreitete
realtiv flache Landschaft mit riesigen Feldern von Weizen, Raps und natürlich auch Weinäckern. Nach Süden war der Himmel bedrohlich schwarz bewölkt, nur einige noch mit Schnee bedeckte Berge hoben sich deutlich davon ab. Richtung Norden und Nordosten zeigte sich der Himmel viel offener und lichter. In den Tälern hatten sich sogar vereinzelt Nebelfelder gebildet. Im Westen konnte man schon einzelne Regenfahnen sehen. Doch bis zum Mittag blieb es Gott sei Dank trocken. Die Temperatur war kühl bis kalt.
Unsere Spitzengruppe legte zunächst ein sehr hohes Anfangstempo vor. Erst als es dann eine lange Steigung gab, mäßigte sich die Geschwindigkeit deutlich. Nach knapp 1 1/2 Stunden erreichten wir eine erste kleine Ortschaft, rasteten in/an einem kleinen Cafe gegenüber der Kirche. Diese wurde eigens für uns geöffnet. Neben den für uns bereits bekannten üblichen Prunkaltären besitzt diese Kirche als Kleinod einen herausragenden romanischen Taufstein aus dem 12.Jhrd. nach der Rast und dem Kirchenbesuch zog unser Weg dann weiter immer an der Straße entlang bzw. parallel zu ihr in etwas Abstand. Die Mittagspause machten wir dann im nächsten Ort im Schutz des überdachten Eingangsbereichs der Dorfkirche, weil jetzt Regen einsetzte. Eine junge Tschechin, die wir unterwegs schon malend antrafen, setzte sich zu uns. Durch sie erfuhren wir, was andere Pilger über uns dachten und sprachen, wenn sie die große Sauerländer Pilgergruppe als „Deutscher Bus, der immer rennt“ bezeichnete. (später wurden wir deshalb etwas sensibler und hörten auch Typisierungen wie „Heuschrecken“ oder liebevoller „German runners“)
Nach der Mittagspause hörte es wieder auf zu regnen, und den Rest des Weges konnten wir trockenen Fußes, wenn auch mit einigen Matschspuren, fortsetzen. Am frühen Nachmittag kamen wir dann in Belorado, einem Ort mit 2000 Einwohnern an. Der Weg führte direkt an einer schönen Pilgerherberge vorbei, die in einer alten Kirche eingerichtet war. Wir gingen noch ca. 1km durch die Innenstadt, über den schönen Plaza Mayor bis zu unserem Hotel. Nach dem Frischmachen hatten wir noch einige Zeit zur Stadtbesichtigung, zur Befriedigung der Stempelfrage und zum üblichen Einkauf. Am Abend gingen wir dann zum Essen in ein innerstädtisches Restaurant. Leider regnete es dabei recht heftig, aber das tat der Geselligkeit keinen Abbruch.
12. Tag: Samstag, 23.04.2016 Belorado à San Juan de Ortega 22,9 km
Erstmals mussten wir außerhalb des Hotels in einer Patisserie frühstücken. Da das Platzangebot dort sehr eingeschränkt war, wurden wir gebeten in „Schichten“ zu frühstücken. Das klappte auch recht gut, allerdings war das Frühstücksangebot nicht unbedingt opulent, aber wir sind ja auch auf Pilgerschaft. Es ging wieder um 9.00 Uhr los, bei herrlichem Sonnenschein, aber kalten Temperaturen. Bei dieser Etappe setzte Michael Schrulle aus. Es wurde ein schöner Tag. Im Süden leuchteten die schneebedeckten Berge. Wir gingen eine geraume Zeit lang durch Felder und Fluren, parallel zu einer Straße, jedoch in größerem Abstand, so dass der Straßenlärm uns nicht stören konnte.
Kurz vor Mittag machten wir eine kurze Trinkpause in Villafranca Montes de Oca, um dort Brot zu kaufen. Da verwies Heinz Hecking auf eine interessante Notiz in seinem Outdoor-Pilgerführer. „In diesem verschlafenen Örtchen war Papst Franziskus von 1992-1997 Titularbischof“, was so etwas wie ein Ehrentitel ist.
Villafranca Montes de Oca ist eine Gemeinde am Jakobsweg in der Provinz Burgos der spanischen Autonomen GemeinschaftKastilien-León. Seine Einwohner leben von Viehzucht, Land- und Forstwirtschaft. Die Bevölkerungszahl schwankt jahreszeitlich zwischen ca. 150 Einwohner im Sommer und ca. 30 Einwohner im Winter, offiziell gemeldet waren am 1. Januar 2015 129 Einwohner.
Villafranca ist ein Straßendorf, das sich über ungefähr einen Kilometer entlang der Nationalstraße N 120 erstreckt. Die vielbefahrene Verkehrsader ist zugleich die Hauptstraße (Calle Mayor) des Ortes. Direkt hinter dem Dorf beginnen die Montes de Oca, letzte geografische Erhebung vor dem zentralspanischen Tafelland Meseta.
Der Ort wurde von den Römern etwas südlich vom heutigen Dorf unter dem Namen Auca gegründet. Er wurde Bischofssitz, der Überlieferung nach war der heilige Indalecio, Schüler des Apostels Jakobus, erster Bischof und erlitt hier das Martyrium.
Während der maurischen Invasion der Iberischen Halbinsel wurde Villafranca teilzerstört und später etwas weiter nördlich und näher am Río Oca wieder aufgebaut. Die weitere Entwicklung ist seiner Lage am Jakobsweg zwischen den Bischofsstädten Santo Domingo de la Calzada und Burgos sowie vor den Montes de Oca geschuldet. Dieses bergige Waldgebiet war von den Pilgern gefürchtet, weil es quasi keine Wasserquellen dafür aber wilde Tiere, Räuber und die Möglichkeit gab, sich zu verirren. Oft warteten Pilger, bis sich eine größere Gruppe gefunden hatte, die die Montes de Oca dann gemeinsam durchquerte. Der schlechte Ruf dieser Gegend spiegelt sich bis heute in einem kastilischen Sprichwort, mit dem man gegen jegliche Form monetärer Halsabschneiderei protestiert: Wenn du rauben willst, geh in die Oca-Berge!
In diese Wälder stiegen wir nun auf, direkt hinter der Kirche ging es zunächst steil bergauf, dann wieder sehr moderat, bis wir zum großen Waldgebiet kamen. Links und rechts des Weges wuchsen kleine Eichenbäume, die nur geringen jährlichen Zuwachs zeigten, was auf den offensichtlich sehr felsigen Untergrund hindeutet. Das Unterholz bestand hauptsächlich aus Wacholderbüschen und bis zu 1,50m hohen blühenden Eriken. Nach kurzer Zeit erreichte man linker Hand eine Aussichtskanzel. Steiler ging es nun wieder bergauf bis zur Scheitelhöhe mit einer Gedenk-Stele. Dort war ein schöner Rastplatz für unsere Mittagspause. Marlies Renk hielt dort ihr Referat. Das Kloster San Juan de Ortega ist ein als Pilgerstation am Jakobsweg bekanntes und zur Gemeinde Barrios de Colina gehörendes Dorf in der Autonomen GemeinschaftKastilien-León.
Es liegt 16 Kilometer östlich der Provinzhauptstadt Burgos am westlichen Rand des bergigen Waldgebietes der Montes de Oca , was wörtlich übersetzt Gänseberg heißt. Zunächst als Hospital und Kapelle im frühen 12. Jahrhundert als Gründung des Heiligen Johannes von Ortega errichtet, wird es erstmals schriftlich im Jahre 1138 in einem Dokument des Papstes Innozenz II. erwähnt, in dem dieser die Einsiedelei unter seinen persönlichen Schutz stellt. Die ursprünglich unwegsame und von wilden Tieren bewohnte und wegen Räuberbanden gefürchtete Gegend wurde auf Betreiben des Gründervaters für den damaligen Pilgerverkehr zugänglich gemacht. Im Jahr 1150 begann dann der Bau der überwiegend aus damaliger Zeit erhaltenen Klosterkirche, in der sich auch bis heute das romanische Grabmal des Gründers befindet. Das Kloster ist heute nicht mehr bewohnt, bietet aber eine Pilgerherberge.
Es gibt einige beachtenswerte Kapitelle in der Kirche, wie vor allem das mit dem dreiteiligen Weihnachtszyklus. Es zeigt die Verkündigung durch den Erzengel Gabriel, der vor der Jungfrau Maria kniet. Daneben ist Maria beim Besuch ihrer Cousine Elizabeth zu sehen. Ferner ist die Geburt Christi und die Verkündigung bei den Hirten auf dem Felde dargestellt. Zweimal im Jahr während der Tag-und Nachtgleiche, also auch neun Monate vor der Geburt zur Empfängnis am 21. März, wird dieses Kapitell kurz vor Sonnenuntergang von Sonnenstrahlen beleuchtet.
Nach der Mittagspause begann dann der kontinuierliche Abstieg über 8 km. Leider gab es kurz vor unserem Ziel noch einen kräftigen Gewitterschauer. Um 15.30 kamen wir dann in unserer Unterkunft an. Um 18.00 Uhr gab es für alle Pilger in der eisigkalten Klosterkirche eine Pilgermesse. Danach war das Abendessen angesagt.
13. Tag: Sonntag, 24.04.2016 San Juan de Ortega à Burgos 26,7 km
Anders als gewohnt gab es diesmal vorgefertigtes und abgepacktes Frühstück, jedoch jede Menge Kaffee, im Aufenthaltsraum unseres Gästehauses. Die Stimmung war gedrückt, wahrscheinlich wegen des trüben, sehr kalten – nur knapp über 0 Grad – und feuchten Wetters und der nicht sehr positiven Wetterprognose. Hinzu kam noch die Nachricht, dass Mechthild H. wg. ähnlicher Fußprobleme wie auf der Frankreichetappe bei Avignon, für den heutigen Tag aufgeben musste.
Pünktlich um 8.35 Uhr brachen wir auf, verließen den Klosterbereich mit der alten, schlichten und gerade deshalb beeindruckenden Kloster-Pilgerkirche. Schnell erreichten wir das uns hinlänglich bekannte und von seinem kargen Bewuchs Eichenwäldchen mit den silbergrauen bemoosten und erbarmungsheischenden Eichenbäumchen – ein Indikator für die durch die Bodenbeschaffenheit und Klima stark beeinträchtigende Natur. Nach kurzem Anstieg erreichten wir dann auf einem Hochplateau eine ausdehnte Weidelandschaft mit weidenden Kühen/Jungvieh. Wenn nicht so eine graue depressive Stimmung vorgeherrscht hätte, hätten wir eine grandiose Aussicht genießen können. So durchschritten wir die Almweiden zügig und stiegen nach Agnes hinab, einem kleinen unscheinbaren Dörfchen, stiefelten die Landstraße schweigend entlang bis wir schließlich gegen 10.00 Uhr bei einem kleinen Cafe ankamen. Dort gab es dann das zweite Frühstück. An der Straße wiesen Hinweisschilder auf die in dieser Gegend gefundenen prähistorischen Menschenfunde.
Unser Weg verließ bald darauf die Straße, stieg steil bergan auf felsigem Steig (Weidebetrieb für Schafe), während links von ihm ein militärischer Übungsbereich abgezäunt war. Als wir endlich die Gipfelhöhe erreicht hatten, konnte man weit in der Ferne Burgos erahnen. Über schlammig lehmige Wege näherten wir uns unserem Ziel immer mehr. Wegen mehrerer Regenschauer konnten wir die ersehnte, notwendige Mittagspause zunächst nicht einhalten, zumal auch das Gelände um den Flugplatz, den wir in voller Länge umrunden mussten, uns keine Gelegenheit dazu ermöglichte. Erst nach Erreichen der ersten Vororte fanden wir glücklicherweise eine Kaffeebar, wo wir rasten und unser Proviant aufessen konnten, natürlich bei angemessener anderweitiger Konsumation. Dazu hatte uns wieder mal Albert in seinem unnachahmlichen Engagement verholfen.
Die letzten 5 km bis zum Altstadtzentrum legten wir durch die Natur belassenen Flussaue des Rio Arlazon zurück und kamen ganz entspannt gegen 16.00 Uhr an der Kathedrale an. Dort gab uns Ralf einen ersten Überblick über den majestätischen Bau der Kathedrale und die Stadt Burgos.
Burgos ist die Hauptstadt der Provinz Burgos der Autonomen GemeinschaftKastilien-León (Castilla y León). Sie liegt 856 m über dem Meeresspiegel am Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Burgos hat ein ausgesprochen kontinentales, trockenes Klima. Die Winter sind sehr kalt und die Sommer heiß. Burgos liegt unterhalb einer Burgruine, die nach einem Feuer im 18. Jhrd. nicht wieder aufgebaut wurde. Die Stadt glänzt mit prachtvollen Bauten mittelalterlicher Romantik sowie platanengesäumten Promenaden. Burgos wurde um 850 als wichtige Befestigung im Kampf gegen die Mauren gegründet und stieg im 11. Jahrhundert zur Krönungsstadt der Könige von Kastilien auf, was ihre besondere Bedeutung unterstreicht. Aus ihrer Nachbarschaft stammte auch der bekannte spanische Held des 11. Jahrhunderts, Rodrigo Díaz de Vivar, genannt El Cid, der mit seiner Frau Jimena in der Kathedrale von Burgos begraben liegt, die von der UNESCO zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Außer diesem prächtigen gotischen Kirchengebäude aus dem 13. bis 16. Jahrhundert gibt es noch ein sehenswertes altes Stadttor. Sie ist über lange Zeit die Krönungsstadt der Könige von Kastilien. Die prächtige Kathedrale aus dem 13.-16 Jhd. Wurde aufgrund der Heirat von Ferdinand von Kastilien mit Beatrix von Schwebe(n) gebaut. Nähere Angaben zur Bischofskirche s. nächster Tag.
Burgos besitzt einen Industriegürtel mit Chemie- Metall- und Lederproduktion.
Auf dem Weg zur Kathedrale trafen wir auch auf das Haus Cassa Codem, dort wurde Christoph Columbus nach seiner 2. Rückkehr aus Amerika von allen kath. Königen Spaniens empfangen.
14. Tag: Montag, 25.04.2016 Ruhetag in Burgos
Am Hang neben dem Westportal der Kathedrale liegt die Kirche San Nicolas, die wir als erstes an unserem freien Tag besuchten. Sie stammt aus dem 15. Jhrd. Ganz gigantisch ist ihr Altaraufsatz aus Alabaster mit insgesamt 465 Figuren mit Szenen aus dem Neuen Testament. Direkt neben der Kirche führt ein Pfad zur Burg hinauf, von wo man einen herrlichen Überblick über das Zentrum von Burgos und die Meseta hat. Ein Großteil unserer Gruppe fuhr am Nachmittag mit einem Bimmelbähnchen zu Burg hinauf um den phantastischen Ausblick zu genießen. Andere gingen aber auch zu Fuß.
Die Kathedrale von Burgos (spanisch Catedral de Burgos) ist eine gotischeKathedrale in Burgos (Spanien) und die Bischofskirche des Erzbistums Burgos. Sie ist der Jungfrau Maria geweiht und berühmt für ihre Größe und Architektur. Seit 1984 ist sie UNESCO-Weltkulturerbe Der Bau der ersten großen, spanischen Kathedrale im gotischen Stil wurde von König Ferdinand III. von Kastilien und Maurizio, dem Bischof von Burgos, in Auftrag gegeben. Anlass war die Hochzeit Ferdinands mit Beatrix von Schwaben. Es galt, die veränderte Rolle Kastiliens im europäischen Machtgefüge durch eine adäquate Bischofskirche zu demonstrieren. Baubeginn war am 20. Juli 1221 auf dem Gelände der früheren romanischen Kathedrale. Verantwortlicher Baumeister war ein namentlich nicht bekannter Franzose. Große Bedeutung hatte aber auch der Baumeister Johann von Cöln. Nach neun Jahren war die Konstruktion der Apsis abgeschlossen. Der Hochaltar wurde am 20. Juli 1260 das erste Mal geweiht, anschließend ruhte der Bau fast 200 Jahre.
Sehenswert in Burgos sind eigentlich alle Teile der Altstadt, angefangen von der Plaza Mayor mit seinen Arkadengängen und den viel Straßencafés und Tapasbars, aber auch das alte Rathaus und vor allem das Stadttor aus dem 16Jhd. Besonders entspannt kann man dort auch an der mit Platanen bewachsenen Prachtstraße am Fluss sitzen.
15. Tag: Dienstag, 26.04.2016 Burgos à Estepar (Hotel Peregrino)
Nach opulentem Frühstück erfolgte der Abmarsch um 9.00 Uhr, unterwegs ergab sich die Möglichkeit Brot einzukaufen und frohgemut gingen wir dann auf dem „inoffiziellen Pilgerweg“ Richtung Meseta. Mehrmals wurden wir unterwegs angesprochen, wir befänden uns auf dem falschen Weg. Doch mit Verweis auf das Garmingerät gab man sich dann zufrieden. Einen Nachteil hatte natürlich dieser Einstieg in den inoffiziellen Weg, es fehlte mal wieder eine entscheidende Brücke. Und so konnte erst nach kleinen Umwegen und Sucherei und teilweise akrobatischer Kletterei und Steigübungen der von Lothar festgelegt Weg gefunden werden. Längere Zeit erfolgte dann ein steiler Aufstieg, bis wir die Ausläufer der Meseta erreicht hatten. Uns umfing eine weite interessante Feldlandschaft mit eindrucksvollem Lerchengetriller. Eine kurze Fruchtpause und später dann die Mittagspause unterbrachen die zügige Wanderung. Am Ende der Mittagspause, gab es eine kurze Meditation. „Was brauche ich, was brauche ich nicht? War deren Inhalt. Wir wurden aufgefordert in uns hinein zu lauschen und bewusst stille zu sein. Mit dem Auftrag bis zum nächsten Dorf mit Kirche schweigend zu laufen und das Gesagte zu bedenken und unseren Gedanken nachzuhängen.
Nach längerer Zeit auf der Hochebene stiegen wir dann endlich in ein Flusstal hinab. Dort hatte es vor einigen Tagen offensichtlich starke Regenfälle gegeben. Die Hochwasserspuren waren noch überall deutlich zu sehen. Im ersten Dorf kam uns dann ein aufgeregter Mann entgegen und wollte uns darauf hinweisen, dass wir abseits des offiziellen Weges gingen. Wir konnten ihn auch die anderen zuvor beruhigen. Dann führte er uns dienstbeflissen zu einer Bar. Dort machten wir gern noch mal Pause. Die Dame des Hauses war sehr freundlich und reichte uns sogar Tortilla Häppchen. Ehe wir wieder aufbrachen machte sie noch ein Gruppenfoto von uns vor der Bar. Ob das wohl in der Lokalpresse erschienen ist?
Wir mussten noch ca. 5km in der prallen Sonne durch riesige Feldfluren laufen, ehe wir dann endlich Estepar sahen. Das war ein sehr schmuckloser und trister Ort direkt an der Autobahn gelegen. Unser Hotel war eigentlich ein Stammlokal für Fernfahrer. Wir arrangierten uns mit den Gegebenheiten, speisten recht gut im angeschlossenen Restaurant und gingen dann gegen 22.00 Uhr zu Bett. Für einige war es eine erholsame Nacht, für andere nicht ganz, aber so ist das wohl beim Pilgern.
16. Tag: Mittwoch, 27.04.2016 Estepar (Hotel Peregrino) à Castrojeriz 22,7 km
Alle schauten vielsagend und fragend auf das spartanische Frühstück: eine Scheibe Toast und Marmelade, für einige noch einen Orangensaft – das war’s. Doch wenn man bedenkt, dass die Kosten für die Halbpension nicht mal 30 € betrugen, muss man wohl alles in allem mehr als zufrieden sein. Man fragt sich wirklich, wie ein solcher Beherbergungsbetrieb bei solchen Margen überhaupt überleben kann. Vielleicht sollte man auch mal eine Art Perspektivwechsel vollziehen und sich fragen wie wohl die Spanier über solche Angelegenheiten denken und nicht immer deutsche Maßstäbe anlegen. Auch das wären Erkenntnisse einer Pilgerreise.
Als wir um 8.30 Uhr aufbrachen blies ein heftiger und kalter Wind über die Meseta. Wir froren und hatten zum großen Teil sogar empfindlich kalte Hände. Deshalb stiegen wir, nachdem wir die neue Straße und die Eisenbahnstrecke passiert hatten, zügig bergan bis auf ca. 950m Seehöhe. Oben auf der Hochfläche breiteten sich kilometerweit Weizenfelder aus, unterbrochen von etlichen Steinhügeln (aus Lesesteinen). In der Nähe der vielen dort aufgestellten Windräder machten wir dann im Windschatten eines solchen Steinhaufens unsere Mittagsrast. Zufällig und unerwartet kam eine Gruppe Wanderer aus Burgos vorbei, von denen einige auf uns zugingen, um uns vom für sie offensichtlich falschen Weg wieder auf den Camino zu verweisen. (Zur Erinnerung wir gingen ja seit Burgos auf unserem „privaten Camino“. Erst als sie bemerkten, dass wir uns mit Hilfe eines Navigationssystems orientierten, waren sie zufrieden, und wünschen uns Buen Camino.
Wir stiegen dann gestärkt allmählich von 942 m Höhe kontinuierlich bergab und gelangten dann schließlich an eine Abbruchkante der Hochebene, die uns ein wenig an die Topografie des Rheintals erinnerte. Oben Hochebene, dann unten im Tal die fruchtbare Rheinebene.
Wir stiegen zügig hinab und gelangten bald in ein Dorf, wo wir auf Nachfrage in einer kleinen Bar einkehrten und Kaffee tranken. Albert hielt dort sein Referat über die Region Kastilien-Leon, ein Gebiet das 100.000 qkm Fläche umfasst und nur 2,5 Mio. Einwohner zählt, genauso viele wie übrigens schon vor 400 Jahren. Es handelt sich hauptsächlich um ein landwirtschaftlich geprägtes Gebiet mit Schaf- und Rinderzucht. Es hat im letzten Jahrhundert offensichtlich den Anschluss an die sich verändernden wirtschaftlichen Entwicklungen verschlafen.
Kastilien und León umfasst die Nordmeseta, eine zwischen 600 und 800 Meter über dem Meeresspiegel liegende von Randgebirgen begrenzte Hochebene im Nordwesten Zentralspaniens, die vom Duero entwässert wird. Der westliche Teil bildet die historische Landschaft León, der als Altkastilien bekannte zentrale und östliche Teil gehört zur historischen Landschaft Kastilien. Kastilien-León umfasst die Provinzen: ÁvilaBurgos, León, Palencia, Salamanca, Segovia, Soria, Valladolid(Landeshauptstadt), Zamora
.
Mit 94.223 km² Landfläche ist die autonome Region etwas größer als das angrenzende Portugal. Sie erstreckt sich damit über 18,6 % der spanischen Landmasse, stellt jedoch mit einer Bevölkerungsdichte von 27 Einw./km² (Portugal: 115,1 Einw./km²) nur 5,7 % der Einwohner Spaniens.
Nach dieser Landschaft wird die spanische Sprache vor allem zur Abgrenzung von den anderen in Spanien gesprochenen Sprachen häufig als castellano (Kastilisch) bezeichnet, da hier jener Dialekt gesprochen wurde und wird, der die Grundlage des modernen Standardspanisch bildete.
Kastilien, das Gebiet des oberen Ebro, hieß bis um 800 Bardulien (nach dem Stamm der dort lebenden Bardulier). Der Name Kastilien ist erstmals in einer lateinischen Urkunde aus dem Jahr 800 bezeugt, wo von einer Kirche in territorio Castelle („im Burgenland“) die Rede ist. Diesen Namen verdankte die Region den vielen Kastellen (lateinisch castella, spanisch castillos), die dort zum Schutz vor Angriffen der Araber errichtet worden waren. Das Land wurde im 8. und 9. Jahrhundert von den Königen von Asturien im Kampf gegen die Araber erobert und gehörte später zu dessen Nachfolgereich, dem Königreich León.
Bald kamen wir dann nach weiterer 4km langer Wanderung nach Castrojeriz mit seiner wunderschönen Lage. Castrojeriz liegt an der Südflanke eines 900 m hohen Tafelberges mit der Burgruine Castrum Sigerici., die schon von weitem zu sehen ist. Der Ort ist heute nur noch teilweise bewohnt, früher gab es hier sieben Hospize. Heute befindet sich hier eine Herberge und eine romanische Stiftskirche, Colegiata Santa Maria del Manzano aus dem 13. Jahrhundert. Sehenswert sind die Pfarrkirche Santo Domingo und die Kirche San Juan aus dem 12. bis 14. Jahrhundert.
Der Name Castrojeriz leitet sich vom röm. Castrum caesaris her. Die Stadt ist ein bedeutender Punkt in der Meseta auf dem Weg nach Santiago. Man bemerkt stellenweise, dass etwas Wohlstand durch die Pilger in den Ort kommt. Auf dem Weg zur Stadt besuchten wir noch das Clarissenkloster, ein Ort des Gebets und der inneren Einkehr. Er passt gut zu der Intention auf unserem Weg, die da lautet: „Per aspera ad astra“. Was soviel bedeutet wie : Durch das Pilgern des Irdischen zu den Gefilden des Himmels.
17. Tag: Donnerstag, 28.04.2016 Castrojeriz à Fromista (Palencia)
Am Vorabend hatte ich in unserm Hotel in einem deutschsprachigen Reiseführer bereits gelesen, dass wir in Formista in der Kirche San Martin eines der schönsten Werke der spanischen Frühromanik vorfinden würden. Daher war ich auf diese Kirche sehr gespannt. Doch dazu später mehr.
Unser Hotel in Castrojeriz war professionell geführt. Das konnten wir zum letzten Male beim ordentlichen Frühstück erleben. Gleich danach gingen wir um 9.00 Uhr los. Vorher hatten wir uns von Mechthild und Petra verabschiedet, die mit einem Taxi vorfuhren. Gleich hinter dem Ort überquerten wir den kleinen Fluß Orga, und dann führte ein langer, steiler Weg mit 12 % Steigung vom Flusstal über 150 Höhenmeter wieder hinauf auf die Hochebene der Meseta. Das erste Teilstück der Hochfläche war jedoch nur kurz. Der Weg führte bald darauf mit 18% Gefälle hinab in die nun tiefer gelegene Meseta. Wir schritten sehr zügig über die imposante Mesetafläche (hauptsächlich mit Weizen bewachsen) bis zur Pilgerherberge San Nikolaus. Nach kurzem Stopp überquerten wir auf einer historischen Brücke (teilweise aus dem 13.Jhrd.) den Grenzfluss, der Kastilien von der Provinz Palencia abgrenzt.
Hier traf uns alle ganz überraschend ein großer Schock, als Gisela Schulte stolperte und mit dem Gesicht auf den Boden fiel. Doch zum Glück schien alles bis auf leichte Blessuren gut gegangen zu sein. Kurz darauf legten wir nach insgesamt 9km Wanderstrecke eine Kaffeepause ein. Danach ging es wieder kilometerweit durch die uns bereits bekannte Feldlandschaft. Die Sonne schien vom blauen Himmel, doch blies immer noch ein recht kalter NO-Wind. Unterwegs trafen wir wieder den Pilger aus Hameln mit seinem Bollerwagen. Um 13.30 Uhr waren wir heilfroh, dass wir endlich ein windgeschütztes Plätzchen für die Durchführung der Mittagspause fanden. Hier hörte wir Kurts Referat über Palencia: Die Provinz Palencia ist eine spanische Provinz der Autonomen Region Kastilien und León. Die Hauptstadt ist Palencia. Im Norden grenzt sie an die Autonome Region Kantabrien, im Osten an die Provinz Burgos, im Süden an Valladolid und im Westen an León. Die Provinz Palencia hat 166.035 Einwohner (2015), von denen etwa die Hälfte in der Hauptstadt Palencia leben.
Die Stadt liegt im Nordwesten der Hochebene Tierra de Campos, am Ufer des Flusses Carrión, im Norden Spaniens, 235 km nördlich von Madrid und ebenfalls nördlich, 48 km, von der Hauptstadt der Region Valladolid. Nördlich liegen Guardo, Santander und Torrelavega, östlich Burgos und etwas südlicher Aranda de Duero, südlich Valladolid, südwestlich Zamora und nordwestlich León. Palencia hieß in der Antike Pallantia und war die Hauptstadt der keltiberischen Vaccaeer. Römische Truppen unter Decimus Iunius Brutus Callaicus und Marcus Aemilius Lepidus Porcina belagerten es 136 v. Chr. vergeblich. Aber noch im 2. Jahrhundert v. Chr. musste sich die Stadt infolge Aushungerung den Römern ergeben und wurde später in die Provinz Hispania Tarraconensis eingegliedert. Das kontinentale Klima ist für die im Zentrum der iberischen Halbinsel liegende Stadt bestimmend. Die durchschnittlichen Temperaturen schwanken zwischen 3,3 °C im Januar und 21 °C im Juli. Die durchschnittlichen Niederschläge belaufen sich auf 414,2 mm im Jahr. Der Schwerpunkt der Niederschläge liegt im Frühjahr. Im jährlichen Durchschnitt kommt Palencia auf 85 Sonnentage.
Danach brauchten wir nur noch 7,5 km Wegstrecke zurücklegen. Dieser schöne Weg führte entlang dem Canal du Palencia . Er erinnerte uns ein wenig an den Canal du Midi in Südfrankreich. Wie man an etlichen Stellen sehen konnte, dient er heute weitgehend zur Bewässerung der Felder.
Spruch des Tages: 1,. Brigitte: „Auch große Summen können uns nicht erschrecken.“ (als es um die Rechnung ging. 2.(abends in der Bar , geflügelte Wort zu Mechthild R. Trinkverhalten): „ Der Kräutertee ist jetzt passe, denn Mechthild trink jetzt nur Rose.“
Infos zur Fromista: Wahrscheinlich basiert der Ortsname auf einem westgotischen Eigennamen, eine eingängigere, häufig gebrauchte, aber wohl volksetymologische Erklärung verweist auf das Hauptanbauprodukt der Umgegend, den Weizen, und die Nähe des Ortsnamens zu Frumentum, dem lateinischen Namen dieses Getreides. Im Zug der maurischen Invasion Spaniens wurde Frómista zerstört und blieb wegen sich verschiebender Frontverläufe über ein Jahrhundert unbesiedeltes Niemandsland. Erst im 10. Jahrhundert kehrten Menschen in die zur Wüstung verfallene Stadt zurück. 1066 gründete Munia Mayor, Gräfin von Kastilien und Witwe des navarrischen Königs Sancho III. Mayor, hier ein Benediktinerkloster und wurde auf ihren Wunsch hin dort bestattet. Das Kloster wurde im 12. Jahrhundert dem Kloster San Zoilo in Carrión de los Condes unterstellt, seinen einzigen Überrest stellt die Kirche San Martín dar, eine der wichtigsten romanischen Kirchen am Jakobsweg.
Das Gotteshaus ist durch seine Steinmetzarbeiten an den Außenfassaden bekannt. Besonders zu erwähnen sind die Konsolenfiguren an den Sparren unter den Dachüberständen, die Pflanzen, Tiere, Fabelwesen, Menschen und – für eine Kirche bemerkenswert – auch einige erotische Darstellungen, wie den „Phallusmann“ zeigen (am Giebel des nördlichen Querschiffs). Die meisten Darstellungen dieser Art dürften allerdings bei der Restaurierung im 19. Jahrhundert entfernt worden sein. Das Innere der Kirche wirkt aufgrund der fehlenden Bemalung schmucklos und bezieht seinen Reiz im Wesentlichen aus den Kapitellen, die zum Teil bis in die kleinsten Einzelheiten ausgearbeitet sind. Sie stellen Pflanzen, Tiere und Menschen dar. Die meisten Steinmetzarbeiten sind gut erhaltene Originale; rekonstruierte Kapitelle oder Kämpfer sind mit dem Buchstaben "R" gekennzeichnet. Ansonsten schmücken nur drei Figuren den Innenraum. Linkerhand ist der Patron der Kirche, der heilige Martin von Tours, rechts der heilige Jakobus zu sehen. Das Kruzifix in der Mitte stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Wandbemalungen sind nicht dokumentiert. San Martin wurde über Jahrhunderte als Pfarrkirche genutzt; das hat sie vor dem Verfall bewahrt. Heute werden dort nur noch zu besonderen Anlässen Gottesdienste abgehalten. Die Kirche kann gegen ein kleines Entgelt besichtigt werden.
18. Tag: Freitag, 29.04.2016 Fromista (Palencia) à Carrion de Los Condes
Nach erholsamer Nacht, gutem Frühstück und Broteinkauf ging es wieder um 9.00 Uhr weiter. Sogleich begann eine eintönige Latscherei durch eine landwirtschaftlich geprägte Ebene entlang der Straße. Bei einer eingelegten Kaffeepause ergab sich wieder mal ein sog. Spruch des Tages. Mechthild zu Heinz:“ Heinz hast du noch dein Hosenbein über. Ich sitze nur auf einer Tüte.“ Darauf philosophiert Lothar:“ Die Moral sinkt, die Stimmung steigt.“ Der Platz für die Rast war gut gewählt. Während die anderen rasten wird Ingrid E. wieder zum Kind und erfreut sich an der dort angebrachten Kinderschaukel. Während der Pause wurde natürlich auch über das Pilgerfrühstück reflektiert. Dabei sagte Albert, er würde sich wohl mal das Schildchen „Steuerfahndung“ ans Revers heften wegen der von der Restaurationsleitung geforderten Barzahlung.
Nach der Pause schlugen wir dann einen wunderschönen und abwechslungsreichen Weg entlang des Rio Uciesa ein. Auf der ganzen weiteren Strecke wurden wir von vielstimmigen Vogelgesang, namentlich der Nachtigall, begleitet. Welch ein Kontrast zum Weg am Morgen! Nach einiger Zeit kamen wir schließlich zu einer Kirche/kleines Kloster ganz in der Nähe des Flusses. Die Tür stand offen und wir konnten das Barock ausgestattete Gotteshaus betreten. Marlies sang eine Solopartie aus ihrem Musical. Sie und Waltraud lobten anschließend die hervorragende Akustik dieser Kirche.
Weiter ging’s und es war eigentlich nur noch Genusspilgern angesagt. Wir kamen zu einem kleinen rel. unscheinbaren Ort. Dort machten wir in einer Grünanlage Mittagspause bevor wir uns anschließend in eine Bodega auf der anderen Straßenseite begaben. Die Anlage machte einen gepflegten Eindruck. Eindrucksvoll war dort auch ein liebevoll restauriertes Taubenhaus, wie es sie im Gebiet von Palencia noch an die 900 mal gibt, sowohl in runder als auch rechteckiger Form. Innen an den Wänden waren noch zahlreiche Brutnischen zu sehen, die den Tauben als Nistplätze dienten. Beide Seiten profitierten so von diesen Gebäuden: einerseits die Tauben, die gut geschützte Brutstätten vorfanden, andererseits die Menschen –auch die Pilger- die so ihren Lebensmittelvorrat aufbessern konnten.
Weiter führte uns unser Weg dann vorbei an einer schönen alten Kirche (leider verschlossen) und dann 5 km lang dicht an der wenig befahrenen Straße E 850 entlang. Gott sei Dank war es nicht sehr warm, denn sonst hätten wir sicher große Probleme an dem baum- und strauchlosen Weg bekommen.
In Carrion kamen wir dann schließlich um 15.30 Uhr an. Der 2000 Seelen Ort machte einen recht gepflegten Eindruck. Sehenswert dort ist die Marienkirche aus dem 12. Jhrd. die direkt unserem Hotel gegenüber liegt. Nach gutem und reichlichen Abendessen, mit Menüauswahl wie meistens, feierten wir noch im Innenhof unserer Wohnanlage bei einigen Flaschen Rot- bzw. Weißwein und einigen Knabbereien, die unserer Überraschungsteam vorbereitet hatte. Da es aber bald recht kalt wurde, holten einige Decken aus ihren Zimmern, in die eingehüllt die Temperaturen einigermaßen erträglich waren.
Heinz sitzt mit Ingrid E. unter einer Decke. „Ist dir warm? – Sie gibt mir schon die größte Mühe“
19. Tag: Samstag, 30.04.2016 Carrion de Los Condes à Ledigos (Kirche) 23,2 km
Abmarsch wie meistens gegen 9.00 Uhr. Zunächst galt es einen eintönigen Weg immer entlang der Straße zu gehen. Dann irgendwann hört die Asphaltierung auf. Der Weg verlief nun schnurgerade 18km lang. Die Rast erfolgte an einer improvisierten „fliegenden“ Cafeteria. Eine solche Raststätte ist eigentlich nur für den Notfall geeignet, Toilettenanlagen gab es gar nicht. Der einzige freundliche Ausblick richtete sich nach Osten auf die Silhouette von Schneebergen. Auf dem Weg durch die Meseta ging es schnurgerade weiter. Nach gut einer Stunde stieg der Wanderweg leicht an, und auf der höchsten Erhebung gab es einen unerwarteten Ausblich zurück und voraus. An dieser markanten Stelle hielten Ingrid und Waltraud eine Meditation zum Thema „Weg“. Dann ging es weiter in individuellen Kleingruppen . In einem anderen Reisebericht las ich dazu: Inmitten der schier endlosen Tierra de Campos, von Römern und Westgoten als Kornkammer Iberiens geschätzt, heute von Landflucht entvölkert, scheint man auf der Stelle zu treten. Bei klarem Wetter kann man im Norden die fernen Ausläufer des kantabrischen Hochgebirges erkennen. In der Weite der Landschaft schweifen die Gedanken. Endlich kamen wir an und wurden mit den bestellten Taxis zu unserem einige km entfernten Hotel gebracht.
Spruch des Tages zu Petras ausgefallenem Kopfschmuck: „Petra, was hast du für einen Apfelpflücker auf dem Kopf?“
20. Tag: Sonntag, 01.05. .2016 Ledigos (Kirche) à Sahagun 23,2 km
Mit dem Bus reisten wir um 9.00 Uhr zurück zu unserer letzten Station in Legidos , wo wir unsere Sonntagsetappe beendet hatten. Da nun weniger als 20 km Wegstrecke vor uns lag, schlugen wir ein eher gemäßigtes Tempo an. Der Weg zog sich zunächst neben der Straße entlang. Er ermöglichte immer wieder herrliche Ausblicke auf das Kantabrische Hochgebirge im Norden. Schon bald gelangten wir in ein kleines Dorf und genossen den Kaffee in einem sonnig gelegenen Cafe. Dort trafen wir auch wieder auf einige seit längerem bekannte Pilger aus England und Australien. Längere Zeit unterhielten wir uns mit dem älteren deutschstämmigen Pilger aus Australien, den wir bereits in Pamplona kennengelernt hatten.
Gegen 12.00 Uhr brachen wir dann auf Richtung Sahagun. Wir überschritten die kleine Passhöhe, an der die Provinz Leon beginnt. Kurz vor Sahagun, das nun etwas tiefer gelegen vor uns lag, machten wir noch eine Mittagsrast an einem Feldrain. Am frühen Nachmittag kamen wir dann schließlich, nachdem wir auch die restlichen Pilger an einem idyllisch gelegenen Pilgerrastplatz getroffen hatten, an unserem 4 Sterne Hotel an. Von da an hatten wir Freizeit. Ein Teil der Gruppe hielt sich hauptsächlich im und am Hotel auf. Die anderen gingen in die Stadt und fanden an der Plaza Mayor eine nette kleine Bar, wo man sich in der Sonne bei entsprechenden Getränken erholen konnte.
Der Spruch des Tages wurde mir von Michael Schrulle überbracht:“ Was macht ein schwuler Storch?“ „Er fliegt zu seinem Horst!“
21. Tag: Montag, 02.05. 2016 Sahagun à Reliegos 32 km
Nach gutem Frühstück (Frühstücksbuffet), wobei die Kaffeemaschine mal wieder Probleme bereitete gingen wir zielstrebig in die Altstadt. Doch leider waren noch alle Geschäfte und Panderien geschlossen, so dass wir unser Brot erst im nächsten Dorf kaufen konnten. Dort versorgten wir uns dann, wie gesagt mit frischem Brot und Getränken. Weiter ging es bis El Burgo Romera (18,5 km von Sahagun entfernt). Mechthild H. war mit einem Taxi vorausgefahren und hatte einen schönen Platz für die Mittagsrast ausgewählt. Nach Verzehr unseres Proviants gingen wir noch für das eine oder andere Getränk in die dortige Bar. Dann machten wir uns auf den weiteren Weg. Alle freuten sich, dass Mechthild wieder mit auf dem Pilgerweg ging. Alles lief sehr gut, das Wetter spielte wieder mit, wolkenloser Himmel und nach dem empfindlich kühlen Morgen (Temperaturen um die 5 Grad) wurde es allmählich wärmer.
Der Weg führte parallel zu einer wenig befahrenen Straße weiter durch die Meseta. Ackerland und Brache mit vielen bunten Blumen wechselten sich ab. Rechts am Horizont begleiteten uns in weiter Ferne die immer noch schneebedeckten Berge der span. Cordilleren. Sie bildeten einen schönen Kontrast zum erwachten Frühling auf der Meseta. Unser Weg wurde flankiert durch Mesetabäume, meist junge Platanen, die eigens wegen der Pilger gegen die sommerliche Hitze angepflanzt waren. Nachdem wir gut 2/3 der Strecke zurückgelegt hatten, wurde eine Meditation mit Steinen, die wir mit unserem Namen versehen hatten, gehalten. „Wir haben etwas vom Weg genommen, haben ihn benutzt und geben ihm symbolisch auf diese Weise etwas wieder zurück.“
Die Eindrücke auf dem Pilgerweg sind immer subjektiv gesehen und auch von der Jahreszeit abhängig. Ich füge mal einen Eindruck dazu aus dem Internet an: „Die Etappe mit 18 ereignislosen Kilometern entlang einer sehr wenig befahrenen Nebenstraße. Es geht meist geradeaus, aber das kennen wir ja schon. Das Landschaftsbild besteht zu annähern 100% aus Feldern. Aber auch das ist ja nicht neu. Die Tierra de Campo schlägt einem langsam aufs Gemüt. Ich kann kein plattes Land, keine schnurgeraden Wege und keine Getreidefelder mehr sehen“.
Obwohl die heutige Wegstrecke insgesamt 32 km lang war, hat sie uns nicht überfordert. Das lag einerseits an der guten Kondition der Gruppenmitglieder, andererseits aber auch an der umsichtigen Vorplanung, da unser Gepäck diesmal nicht mitgetragen werden musste. Kurz vor 17.00 Uhr kamen wir dann in Reliegos an, tranken teilweise noch ein Bier und fuhren mit dem vorbestellten Taxi zu unserm Hotel in Muniella de Mules.
22. Tag: Dienstag, 03.05. 2016 Reliegos à Leon
Wir übernachteten im Hotel El Puente in Muniella. Der Morgen begann mit einem kurzen religiösen Impuls von Mechthild H., den ihr ein Pfarrer während der vortägigen Mittagspause in El Burgo Pamero mitgegeben hatte. Danach frühstückten wir in aller Ruhe, packten unsere Rucksäcke für die letzte Wanderstrecke auf der 16. Etappe und legten die Rucksäcke dann im Frühstücksraum ab. Um 8.30 Uhr kamen die bestellten Taxen um uns in drei Kleingruppen wieder nach Reliegos zurück zu bringen, wo wir am Vortag geendet hatten. Das Wetter war wieder kalt, aber sonnig, also wie in den Vortagen. Von Religios aus gingen wir sehr zügig, da ohne Gepäck, entlang der Landstraße zurück nach Muniella. Etwa 75 Minuten später kamen wir an unserem Hotel an und nahmen unsere Rucksäcke auf. Wir kachelten entlang einer stark befahrenen Straße nach Villamoros, auf einer stark befahrenen Straße. Ich muss dem Schreiber folgender Zeilen Recht geben, wenn er sagt: „Die Etappe heute ist eine von den weniger schönen. Meist verläuft der Camino entlang vielbefahrener Straßen. Man merkt, dass wir uns der größten Stadt in dieser Region nähern.“ Irgendwo unterwegs machten wir in Villarente Mittagsrast in einer nicht beschaulichen Lage, jedoch neben einer Bar wg. der Toilettenmöglichkeit. Verzehrt wurden nahezu alle alten Reste die sich noch in den Rucksäcken fanden. Weiter führte der Weg dann entlang der Straße mitten durch den Ort bis nach Leon. Unterwegs legten wir nach 6 km an einem Brunnen eine kurze Rast ein. Hier hielt Brigitte ihren Vortrag über Leon. León ist eine Stadt in der Autonomen GemeinschaftKastilien und León. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und war die Hauptstadt des Königreiches León, eines wichtigen Vorläufers des spanischen Staates. León ist bekannt für seine gotische Kathedrale und andere Gebäude wie die Basilika San Isidoro mit dem Pantheon der Könige von León oder das Casa de Botines, ein Frühwerk von Antoni Gaudí..
León wurde 68 n. Chr. vom römischen Kaiser Galba gegründet, der hier die Legio VII Gemina – „siebte römische Doppellegion“ – zur Befriedung der aufständischen Bergbewohner Asturiens und Kantabriens stationierte. Die Truppen waren außerdem für die Sicherheit der Goldtransporte aus Las Médulas verantwortlich. Der Name der sich neben der römischen Garnison entwickelnden Siedlung, die in etwa das Barrio Humedo rund um die Kirche Santa Maria del Mercado umfasste, beruht auf einer abgeschliffenen Form von lateinisch legio – Legion.
Nach dem Ende des Römischen Reiches wurde die Stadt bei der Invasion der Westgoten durch Leovigild erobert. 712 Eroberung durch die Mauren. 856 erfolgte nach der Rückeroberung unter König Ordoño I. von Asturien die Wiederbesiedelung der Stadt. Ordoño II. machte León 914 zur Hauptstadt seines Königreiches León und damit für rund 200 Jahre zur wichtigsten christlichen Stadt auf der iberischen Halbinsel. Während eines Feldzugs 987 zerstörte Almansor die Stadt. Sie wurde anschließend durch Alfons V. wieder aufgebaut. 1017 wurde durch verschiedene Dekrete die Wirtschaft gefördert.
León war eine wichtige Station auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. In den Vororten ließen sich Händler und Kunsthandwerker nieder, die ab dem 13. Jahrhundert die Entwicklung der Stadt stark beeinflussten bis hinein ins 19. Jahrhundert ging jedoch die Wirtschaft und die Bevölkerung zurück. Während des Spanischen Bürgerkrieges stand León auf der Seite des Franco-Regimes. Durch den Zuzug aus der ländlichen Umgebung begann die Stadt ab 1960 wieder zu wachsen. Seit 1979 ist León Universitätsstadt mit heute rund 12.000 Studenten. Seit 1980 ist León das Zentrum einer leónesischen Autonomiebewegung, die eine Trennung von Kastilien fordert, aber bisher keine entscheidenden politischen Mehrheiten erringen konnte.
Die Stadt liegt auf 823m Seehöhe, das bedeutete für uns, wir mussten also noch gut 100 Höhen ansteigen. Dann geht es in die Stadt etliche km durch die Industriegebiete bzw. Neubaugebiete. Der Weg in das Stadtgebiet von Leon ist gut gekennzeichnet und so kamen wir endlich gegen 16.46 Uhr im Zentrum an. Unser Weg führte uns in Abänderung der Vorplanung zunächst zur gotischen Kathedrale, wo wir ein Gruppenfoto machten. Dann gingen wir zu unserer Pilgerherberge bei den Benediktinerinnen, checkten ein und machten uns frisch. Dann trafen wir uns in der Hauskapelle zu einem Dankgottesdienst. Einige nahmen auch noch an der offiziellen Vesper teil.
Nach dem Abendessen hatten wir noch reichlich Freizeit. Die meisten trafen sich auf einem Platz gegenüber unserer Herberge um das Fußballspiel Bayern gegen Madrid mit zu erleben, also eine Art Publicviewing. Erst spät klang der gesellige Abend aus.
23. Tag: Mittwoch, 04.05. 2016 Rückkehr nach Bruchhausen
Nach erholsamer Nacht und ausgiebigem Frühstück verblieb noch recht viel Zeit bis zur Abfahrt des Busses, der uns zum Flughafen nach Madrid bringen sollte. Also nutzten wir die Gelegenheit und besichtigten in aller Ruhe die Altstadt von Leon. Der größte Teil der Jakobspilger ging zielstrebig zur herrlichen Kathedrale, die in der Morgensonne erstrahlte. Gegen einen kleinen Obolus konnten wir die Kirche besichtigen und mit einem Audioguide die wichtigsten Informationen zu ihrer Baugeschichte, der Architektur und der liturgischen Bedeutung dieser grandiosen Kathedrale individuell aufnehmen und genießen. Da die meisten dies ja selber erlebt haben erspare ich mir hier weitere Details. Sehenswert ist ferner das der Kirche angeschlossene Museum im Kreuzgang. Den Rest des Vormittags verbrachte alle mit einem Stadtbummel und oder Einkehr in einer der vielen Tappabars. Um 13.00 Uhr hieß es dann Abschied nehmen von Leon. Wir mussten unser Gepäck durch die engen Altstadtgässchen bis zur öffentlichen Bushaltestelle tragen. Dort an der Stadtmauer bestiegen wir unseren Bus, der uns in gut vierstündiger Fahrt zum Flughafen nach Madrid brachte. Dort checkten wir ein, und nach einigen Problemen wegen unseres Gruppenstatus, hatten wir dann noch reichlich Zeit zu Gesprächen und einem Abendimbiss. Denn der Flieger startete erst gegen 20.00 Uhr, und an Bord gibt es bekanntlich so gut wie nichts zu essen. Der Rückflug war problemlos. Teilweise hatten wir eine herrliche Aussicht auf die unter uns vorüberziehende Landschaft. Pünktlich landeten wir dann in Düsseldorf, wo uns der Bus der Firma Dora abholte. Kurz nach Mitternacht kamen wir schließlich glücklich und noch voll gestopft mit den vielfältigen Eindrücken dieser 16. Etappe in Bruchhausen an. Alle waren nach diesem langen Tag froh wieder gesund in Bruchhausen angekommen zu sein. Nach herzlicher Umarmung und Verabschiedung ging dann jeder stille nach Hause.
Alle Eindrücke zu verarbeiten nahm natürlich individuell noch reichlich Raum und Zeit ein. Vielleicht hilft ja dieser Bericht mit dabei. Das jedenfalls wünsche ich Euch und uns.
Buen Camino
Arnold Müller
Jakobsweg, 15. Teilstrecke vom 25.4. bis 17.5. 2015 von Carcassonne nach Roncesvalles 5 Uhr früh am 25. April Zweitausendfünfzehn Die 15. Etappe auf dem Jakobsweg werden wir nun gehen. Wie im Jahr zuvor, nach Köln mit dem Bus, juchheh, von dort nach Bruxelles – Midi im TGV. Dann umsteigen in den Zug nach Lyon und um 19.30h erreichten wir planmäßig Carcassonne. Über die Brücke und das Hotel Bristol eingenommen, hier waren wir im Vorjahr angekommen.
Sonntagmorgen pünktlich um ½ nach 8 haben wir uns auf den Weg nach Montreal gemacht. Am Abend uns Winni und Ela trafen, in der Cite tafelten wir wie die Grafen. Nur der Rückweg machte uns wenig Spaß, es schüttete wie aus Kübeln und von Kopf bis Fuß waren wir nass.
Auch am Montag das Wetter nicht so, wie wir es mögen: vom Ausstieg aus dem Taxi bis zur Ankunft nur Regen. Die einzige Variante in des Wettergott`s Zorn: mal mehr – und mal weniger Sturmwind von vorn. Dafür gab`s als erstes in der Auberge du Balastie kaltes Bier, heißen Kaffee und reichlich Panachée.
Der nächste Tag, Richtung Pamier, erst noch verhangen, ist uns doch im Laufe des Tages die Sonne aufgegangen. Am Mittwoch, dem 29. April gegen 11,25h wurde alles still. Irgendwo auf dem Weg zwischen Coussa und La Bastide-de Serou, die Schallmauer durchbrochen, geschafft war der große Clou: die 2.000 -km – Marke war geknackt! Wer hätte das vor 8 Jahren gedacht? Zur Feier des Tages gab`s von Albert – wie nett köstlichen französischen Schinken auf frischem Baguette.
So gestärkt für die 2. Etappe des Tages, gab`s Abenteuer pur – was für ein Wagnis! Über halbmeter breite Brücken ging´s, ohne Geländer, ausgewaschene Anstiege hoch, steil wie Wände.
Dann versanken wir bis fast an die Knöchel im Morast. Kein Stein, der uns Halt gab, nur Dornengestrüpp und kein rettender Ast. „Tough mudder“ gratis war dies – original! Angekommen sind am Ende alle – allemal. Gut gespeist und gut untergebracht in La Bastide de Serou machten wir gesättigt und zufrieden die Augen zu.
Am Donnerstag, unser 5. Pilgertag, der in Wirklichkeit nur ein halber war, blauer Himmel und Sonne verliehen uns Flügel, so durchquerten wir grüne Wiesen und fast „sauerländische“ Hügel. Dann betraten wir den Ur-wald, lichtdurchflutet und hell, nur Vogelgezwitscher, ansonsten alles ehrfürchtig still. Doch ein Baum quer auf dem Weg, anzusehen zwar hübsch, der jagte uns dann hinauf in`s Gebüsch. Auch diese Herausforderung beeindruckte uns nicht wirklich. Dafür in Mas d`Azil war die Grotte ganz prächtig. Am Abend in der evangelischen Kapelle ganz ökonomisch, eine internationale Andacht in deutsch – französisch. Danach ein Empfang in Pastor`s Garten, wo Chips und Wein und köstliche Schnittchen auf uns warteten. Nette Gespräche geführt und zum Abschied viel Herzlichkeit wurde uns dort von den freundlichen Helfern gezeigt. Später beim Abendessen in unserem Haus von den deutschsprechenden Künstlern Anna und Klaus erfuhren wir bei Pizza und Wein, dass Monsier nicht nur Pastor, sondern Erzbischof sei. Darüber wollte er wohl gar nicht gern reden. Unsere kleine Spende für die Renovierung nahm er jedoch gerne entgegen.
Freitag, 1. Mai, auch in Frankreich ein Feiertag war. Da nahmen wir Abschied von Mme Abribat. Heute wurden`s 27 Kilometer bis St. Lizier, und etwa 750 Höhenmeter. Samstag, 2. Mai, wir gingen`s ruhig an. Die Sonne schien, und nur 20 km bis Mane. Im Garten eines kleinen Cafe`s auf Stühlen und Bänken, dazu gab`s Kaffee oder kalte Getränke. Welch eine ungewohnt feudale Mittagspause! Das ließ unsere Road-runner im Anschluß prächtig sausen.
Wenig später, nach der Vorabendmesse in Mane, als wir fragten nach Pilgerstempel in der Filial-Kathedrale, hörte man unsere Pilgergeschichte gern, allerdings Pfarrbüro und Stempel seien 20 km entfernt. Der freundliche Lektor telefonierte und bat jemanden mit dem Stempel herbei. Wir dankten höflich, und dass es so wichtig nicht sei. Doch etwa ½ Stunde später beim Abendessen im Hotel war eine nette Dame mit dem Stempel zur Stell. Ein hübscher war`s mit Hugenottenkreuz. In Silber gab`s in Mas d´Azil schon vom Bischof so eins.
In der Sportschule von Aspet in Bois perche fanden wir eine passable Pilger-Auberge mit kalten Getränken und schmackhaftem Herbergsessen. Heute wurd` Truthahn und nicht Ente gegessen. Dann kam Norbert mit seinem Vortrag über – was war das doch gleich? Mit Verlosung. Gewinne waren Hufeisen, singen und Eis. Selten hörten wir einen solchen 5-Minuten-Bericht ! Im Anschluß tagte wieder das königlich Bruchhausener Inkassogericht. Die Nacht dann nicht ganz so , wie ich sie gern hätte, am Schlafen hinderte mich weitgehend ein Säge und Liliputaner-Betten.
Am Montag auf dem Weg nach Valcabrére gab die Strecke durchaus Abwechslung her. Weil überwiegend die Sonne gebrannt, sind wir gerne durch den Wald gerannt Wir umgingen wieder reichlich Matsch, doch ohne Gezeter. Die Alternative wäre gewesen: erheblich mehr Höhenmeter. Die romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, Basilique St. Juist – heute Weltkulturerbe – haben wir dann bewundert. Nun waren`s fürwahr nur noch wenige Schritte, bis St. Betrand`s antiker Oberstadt - Mitte. Auch hier wollten wir erst die Kathedrale besuchen - auch Kulturerbe – weil die ja um 18.00 h schloss. Deshalb verschob man gerne das Duschen, wo – wie sich später zeigte – nur kaltes Wasser floss.
Der Dienstag Morgen unter ein Thema gestellt: ich würd` sagen: Erkundung im Regenwald. Auch als wir diesen wieder verließen hörte es noch nicht auf zu nieseln. Erst gegen Mittag konnten wir trocken in einer Wiese am Wegesrand auf Baumstämmen hocken.
Bei der Ankunft in Capvern les Bains, das Hotel le Luca, ein imposanter Bau aus den 50er Jahren zu seh`n war. Vor der Tür saß ein stolzer Indianer fein. Offensichtlich ein Nachkomme davon ließ uns ein. Das Haus, wohl für uns geöffnet nach längerem Winterschlaf, es doch bei Ankunft `nen leckeren Kaffee gab. Die Zimmer wie Tanzsääle, das Bad mit Bidet, Flügeltüren zum Balkon, 5 qm groß der Entree.
Zum Abendessen stand wieder Ente zur Wahl, aber auch Roastbeef – so hatten wir die Qual der Wahl. Nach dem Essen, zurück von einem Rauchopfergang, schleppten Gisela und Ingrid 2 Buschtrommeln an. Der Abend nun erst richtig begann als Lothar jetzt zu trommeln fing an. Als dann Winni 1 und Winni two „Feuerwasser“ anstimmten, kam auch die Küche dazu. Als die Mädels durch den Saal den „Indianertanz“ inszeniert, das hat dann auch das Personal fasziniert. Endgültig hat uns von den Stühlen geholt, Arnolds Beitrag: Mömme, use Krägge is dout.
Mit Winni in 4 Etappen verließen wir das Haus der Komantschen, konnten heut´ wieder durch manche Schlammspur pantschen. Unser Weg heute, vorbei an Bärlauchwiesen und über manche Höh, trafen wir wieder zusammen beim Kloster Escaladieux. Hier konnten wir Hildegards Vortrag hören, bevor uns Winnie und Ela unser Mittagessen bescherten.
Am Donnerstag Morgen vom Carre Py in Bagniers de Bigorre aufgebrochen, übrigens – hier wurde auch englisch gesprochen. Alle, die mühselig und beladen, mit brennenden Füßen oder stechenden Waden, durften auf die Grotte von Lourdes heute hoffen, all ihre Plagen dort abladen zu dürfen.
Die Kathedrale, die Grotte, tausende Menschen bei der Lichterprozession, ein jeder nehme es, wie er wolle – doch beeindruckend war`s schon, wie aus tausend Kehlen in allen Zungen das „Ave Maria“ wurd` gebetet wie auch gesungen. Dabei erhoben sich tausende Kerzen ins Dunkel der Nacht. Ein Banause, den das nicht nicht hätte ehrfürchtig gemacht.
Samstag morgen, bevor wir die heilige Stätte verließen mußten wir erst noch unser Jubelpaar grüßen. Ingrid und Erhard hatten heute Rubinhochzeit. 40 Jahre durch Dick und Dünn, zusammen geweint und gelacht – eine lange Zeit. Dann gingen wir los, ein letztes Mal vorbei an der Kathedrale den Berg hinauf, immer entlang am Fluss, dann nahm uns wieder die Waldkathedrale auf. Spannend wurd`s, als am Nachmittag ein Weg versperrt, und wir dann mal wieder `ne Wiese gequert. Mit einer halben Stunde Verspätung erreichten wir dann Lasserre, wo – mit einem sehr gelassenen Fahrer – unser Bus schon stand.
Am Sonntag vom gleichen Bus mit dem netten Fahrer zum Ausgangspunkt gebracht, wir uns auf den Weg nach Herrerre gemacht. Bei der ersten Rast verblüffte uns das Überraschungskomitee es war Muttertag – mit einem Sektbuffet mit Oliven und Käse – so leckeren Sachen, die alle Wehwehchen vergessen machen. Am Abend erneut in Arudy im Hotel „La France“ angekommen, wo wir sehr gern an der langen Tafel wieder Platz genommen. Eine kesse Bedienung, kräftige Suppe und reichlich Wein ließen uns dort seeehr zufrieden sein. Bei der Abreise am nächsten Morgen versorgte uns Madame mit in Kälteakkus verpacktem Fromage und Jambon.
Heute legten wir 25 km fast nur auf Asphalt zurück, bevor wir bezogen im „Barcus“ ein Zimmer mit Blick auf die herrlichen Berge und einen schönen Garten, wo sogar ein Pool auf die Frühschwimmer wartete. In der Tat, morgens waren dann auch 2 – 3 Harte schwimmen, bevor wir den Berg zu St. Madeleine mussten erklimmen. Dicker Nebel im Tal, als wir loszogen – sinnend, gottlob ohne Sonne – schnell Höhe gewinnend. Und dann standen wir über den Wolken plötzlich. Es bot sich ein Bild uns – unbeschreiblich!
Die Kapelle über uns in der Höh, Wattewolken hinter uns wie ein weißer See. Während in 795 m Höhe lud die Kapelle zum stillen Gebet, sorgte draußen Albert mal wieder für ein Sekt-Buffet. Nach einer sonnigen erholsamen Mittagsstunde, beim Abstieg große Aussicht, erhabene Stille – tiefen Frieden empfunden. Als ob das Universum für ein paar Momente den Atem anhält, weit und unwirklich, unsere laute und hektische Welt.
In Tardets im „Hotel de la Post“ angekommen, wo wir auf der Terasse das Abendessen eingenommen. Darauf folgend ein „Ruhetag“, den nur Norbert wörtlich genommen hat. Alle anderen fuhren mit dem Bus nach Mouleon, wo wir eigentlich hätten ankommen soll´n. Doch das Hotel, das unsere Buchung hatte bestätigt schon, hatte seit Dezember geschlossen, wie wir durch Zufall erfuhr`n. Wie sich zeigte, hatten wir dort nicht viel verpasst. Allerdings fanden Waltraud und Erhard an den Baskenmützen Spaß.
Warum uns am nächsten Tag St. Antonius grollte, wir wissen es nicht – jedenfalls er uns nicht hereinlassen wollte. Ja wirklich, die Kapelle war dicht! Also hatten wir uns auf den Berg gequält für nix. Na ja,die Aussicht war`s wert. Also nahmen wir fix das Panorama auf und speicherten es im Kleinhirn ab, bevor es auf der anderen Seite wieder ging bergab.
Um 7.00 h noch Orkansturm in Col d´Osquich, ließ der zum Frühstück schon nach und so mundete dies königlich. Um 8.30h gingen wir dort pünktlich fort zu unserem letzten französischen Ziel, St. Jean Pied de Port. Über uns schon manchmal die Geier kreisten und Adler und Milan mit uns reisten. Und St Jakob hielt über uns die Hand manchmal auch 2 – wenn wir zogen durch Stadt und Land. War das Wetter schon letztes Jahr kaum zu toppen, wollte es dieses Jahr auch nicht floppen. Mit nur einem Regen- und 2 Nieseltagen lief uns mehr Schweiß als Regenwasser in den Kragen.
St. Jean am frühen Nachmittag erreicht, mit 2 – 3 mal kurzem Regen, entfaltete sich hier schon mehr Pilgerleben: Pilgerauskunft, Pilgerherbergen und Pilgerläden boten alles, was gefragt war, neben baskischen Spezialitäten.
Und wer den Tag vor dem Abend und die Reise vor dem Ende lobt, den bremst der dann doch wohl aus – der heilige Jakob. Am Samstag 7.30 h, letzter Start bei „Einsiedeln-Wetter“. Ja wirklich – es gab Tage, die waren netter! Regen und Nebel an einem Stück – der Engländer würde sagen „Mist“. Und wir lernten auch, dass 1400 Höhenmeter kein Garant für gute Aussicht ist. Erinnern wir uns an die Schweiz, am Hasenegg, bei 1438 m war auch die Aussicht weg. Wie bescheiden auch immer so ein Tag mag sein, selbst falsche Strecke genommen – Hauptsach: alle kommen unbeschadet heim. Und man mag sich dann die Frage stellen, ob man denn würde tauschen wollen mit jemand, für den sich die Frage: ob oder ob nicht, gar nicht erst stellt, sei es wegen Krankheit, einem Handicap oder fehlendem Geld
Durch Gräben und über Hecken stiegen wir, mal standen gar die Pferde Spalier. Esel säumten unseren Weg und viel Hundegebell. Mal machten wir Meter, mal traten wir fast auf der Stell. Ein frisch gefallenes Fohlen sahen wir, wenige Tage alte Ziegen, Lämmer und Kälber jetzt im Frühling. - Überall neues Leben, wie von selber. Frisches Grün überall, so als explodiere die Natur. Daraus konnten Kraft wir ziehen und Energie pur. Jedoch nun ist Fakt: heut fällt endgültig die letzte Klappe für unsere 15. Pilger-Etappe.
Wer zählte, wie oft wir kringelten in den letzten 3 Wochen, denen zu Hause die Ohren klingelten, wenn wir von Ihnen gesprochen. Was war diesmal anders als im letzten Jahr? Gisela und Mendelin´s war`n noch nicht da, und Winnie und Ela mit roten Taschen und Voiture. Dafür fehlten Kuhlmanns, Webers, Müller`s Petra, Hinnerk und „Le Docteur“. Mendelin´s – das Überraschungskomitee schlechthin. Man glaubt nicht, was die alles in ihrem Rucksack drin.
In Köln ging`s schon los mit Negerküssen, und unterwegs – wie auch von Norbert – gab`s reichlich Pastisse. Mal frisches Baguette mit Käse und Schinken, dann taten Sekt und Oliven winken. Es kreisten noch mehr die Haribo-Tüten mit all den Sorten, die wir so liebten. Es kam sogar vor, dass Kekse und Gebäck geviertelt wurden, damit jeder was abgekriegt. Und Dank Heinz 3, unserm Kassenwart mit Unterstützung von Hildegard konnte das Inkassobüro am Ende des Tages immer pari geschlossen werden. - Ja, so war es!
Auch nach Jahren ist für mich immer noch phänomenal wie sich eine solche Tour überhaupt planen lässt – geschweige denn so optimal! Johannes, der auch diesmal nicht mit dabei, dennoch erledigte für uns die gesamte Schreiberei. Er füllte wohl einen ganzen Ordner mit Mails, zu buchen für uns die entsprechenden Hotels. Lob an Waltraud, Ingrid und Hildegard, die mit Gebeten und passenden Geschichten einstimmten auf den Tag . Für Mechthild und Lothar fehlen mir auch diesmal die Worte, wie es sein kann, zu finden nicht nur diese Orte, sondern auch noch zu finden all die Wege und Gassen, und dass Entfernung und Unterkunft zusammenpassen, denn – oh Wunder, und mit Unterstützung von Omega, sind am Ende des Tages wir wieder passend da.
Last but not least – Dank Euch allen, Ihr Lieben, sind wir DIE Muschelbande geblieben, die hält und trägt – und so Gott es will gehen wir zusammen weiter bis ans große Ziel.
Dank an Lothar und Mechthild und allen, die mit geplant und vorbereitet haben im Namen aller Mitpilger Marlies und Peter |